Neue Diät: Was bringen 9 Mahlzeiten am Tag?

Drei Mahlzeiten am Tag — so haben es die meisten von uns gelernt. Fünf Mahlzeiten täglich — dafür plädieren Ernährungsexperten schon seit einiger Zeit. Eine neue britische Studie behauptet: Selbst das ist noch zu wenig! Neun Mahlzeiten, so fanden Forscher des Imperial College London heraus, seien ideal. Cholesterinspiegel und Gewicht senken sich angeblich fast von alleine. Was ist dran, an dieser Studie? Diätwissenschaftler Sven-David Müller klärt auf.

Forscher plädieren für eine neue Diät: Angeblich sind 9 Mahlzeiten am Tag ideal (Bild: thinkstock)
Forscher plädieren für eine neue Diät: Angeblich sind 9 Mahlzeiten am Tag ideal (Bild: thinkstock)

„Stoffwechseleffekte" machen Forscher des Imperial College London für die positiven Ergebnisse der Untersuchung verantwortlich. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die gleiche Menge und Zusammensetzung unseres Essens, allerdings über viele — idealerweise neun — Mahlzeiten am Tag verteilt, anders wirkt. So käme es, dass Blutdruck, Cholesterinspiegel und Gewicht sinken.

Für die Studie verglichen die Forscher Testergebnisse von 2.000 Menschen aus Großbritannien, Japan, China und den USA miteinander. Die Hälfte aß die vorgegebene Kalorienmenge von 1800 kcal im Rahmen von sechs Mahlzeiten, die andere über mehr als sechs verteilt. Zwischenmahlzeiten waren strengstens verboten.

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Woher der beobachtete Effekt kommt, ist nicht geklärt. Möglicherweise verhindern die vielen kleinen Snacks das Ablagern schlechter Fettsäuren im menschlichen Körper, mutmaßen die Wissenschaftler. Die vielen gesättigten Fettsäuren werden auch mit einem hohen Cholesterinspiegel in Verbindung gebracht. Wenig gesättigte Fettsäuren führen also zu einem niedrigeren Cholesterinspiegel.

Wichtig sei allerdings nicht nur das Einhalten der exakten Größe der Portionen und deren Anzahl, sondern auch die Frequenz. Denn: Isst man willkürlich, weiß der Körper nicht wann die nächste Nahrung kommt und lagert Fett ein.

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Regelmäßig drei Mahlzeiten, so hat es sich eingebürgert. Doch, woher kommt das eigentlich? Professor Paul Freedman, Autor des Buches „Food: The History of Taste" behauptet: „Die Zahl der Mahlzeiten ist kulturell bedingt". Im 19. Jahrhundert passten drei Mahlzeiten gut in den Arbeitsalltag der Menschen, seitdem haben wir uns das angewöhnt.

Das bestätigt auch Sven-David Müller, Ernährungsexperte und Medizinjournalist und fügt hinzu: „In der Steinzeit aßen Menschen genau dann, wenn es was gab, und bevorzugt nach dem Aufstehen, um den Körper für den anstehenden Tag mit Energie zu versorgen. Neun regelmäßige Mahlzeiten sind in unserer Evolution mit Sicherheit nicht vorgesehen." Von den angeblichen Stoffwechseleffekten durch kleine Portionen möchte der Experte nichts wissen: „Die treten eher durch die Zusammensetzung, nicht aber die Anzahl der Mahlzeiten auf."

„Alles in Allem ist das eine schwachsinnige Untersuchung", findet Müller. Denn: „200 bis 250 Kalorien pro Mahlzeit sind absolut nicht alltagstauglich". Tatsächlich entspricht das ungefähr einer halben Bratwurst ohne (!) Brötchen oder einem Fruchtjoghurt mit einem Apfel. Die Gefahr, dass Menschen über neun Mahlzeiten verteilt zu viel essen, ist groß. „Die Diät führt also wahrscheinlich eher zu Übergewicht, als dass sie solches verhindert", meint Sven-David Müller.