Sex im Netz: Vorsicht vor Online-Flirts

Schon ein heißer Facebook-Chat kann für den Partner ein Treuebruch sein. Das besagt eine neue Studie zum Thema Cyber-Sex.

Das Internet hat unser Flirt-Verhalten auf den Kopf gestellt (Bild: thinkstock)
Das Internet hat unser Flirt-Verhalten auf den Kopf gestellt (Bild: thinkstock)

Es ist noch nicht lange her, zehn Jahre vielleicht — da war es Leuten noch unsagbar peinlich, wenn sie zugeben mussten, ihren Partner im Internet kennengelernt zu haben. Erstens, weil das Netz damals noch immer ein etwas neues, fremdes, damit auch suspektes Phänomen war. Zweitens, weil man sich auf speziellen Lonely-Hearts-Seiten einloggen musste, um Bekanntschaften zu schließen. Der große Rest des Internet-Angebots waren damals ja noch Jägermeister-Werbung, Lara-Croft-Foren und (der letzte Schrei) Spiegel Online.

Heute, nach der sogenannten Web-2.0-Revolution, ist es praktisch unmöglich, online zu gehen und dabei NIEMANDEN mehr zu treffen. Dating-Websites gibt es mehr denn je, eDarling oder Match.com, sie tun ihren Dienst. Aber der ganz reale Digitalverkehr spielt sich auf den Plattformen ab, die jeder fast täglich besucht: früher MySpace, heute Facebook oder Twitter.

Dass es hier — wie an allen sozialen Orten — nicht nur um Stimmungsbilder und Urlaubsfotos geht, müssten die meisten schon erlebt haben: wenn sie aufdringliche Freundschaftsanfragen von Mitgliedern des anderen Geschlechts bekommen, die sie kaum kennen. Wenn sie mitten in der Nacht schräg von der Seite angechattet werden. Und wenn Mädchen völlig zufällig heiße Badeanzugfotos von sich posten.

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Wie verhält man sich da? Was im Club oder auf Partys in Anmachsituationen zu tun ist, lernt man in der Regel schon auf Klassenfeten — die Benimmregeln im Netz sind noch immer rätselhaft. Und werden es wohl leider auch vorerst bleiben. Es kommt viel auf Improvisation an, wenn man mit jemand flirten will oder muss, den man gar nicht sieht.

Umso interessanter sind die Ergebnisse einer Sex-Studie, die nun die zwei Zeitschriften „Men's Health" und „Women's Health" (genauer: die südafrikanische Ausgaben) durchgeführt hat. In dem Online-Fragebogen, den knapp 1500 Leserinnen und Leser ausgefüllt haben, ging es nämlich neben den üblichen Bed-and-Breakfast-Fragen auch ums Online-Verhalten.

Hatten Sie schon einmal Sex mit jemandem, den sie zuerst in einem sozialen Netzwerk kennengelernt haben? Die Quote erscheint nicht besonders hoch: 30 Prozent der Männer, nur knapp 20 Prozent der Frauen klickten hier auf Ja. Was wohl darauf hindeutet, dass Facebook doch eher genutzt wird, um Kontakte auszubauen, die man schon im realen Leben geknüpft hat.

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Viel interessanter: 53 Prozent aller Männer gaben zu, Social Networks, Twitter und ähnliche Plattformen zu nutzen, um heimlich Hintergrundinformationen über ihre Dates zu checken. Dabei sei der größte Abturner gewesen, wenn Frauen auf ihren Pinnwänden zu viele Nachrichten anderer Jungs stehen hatten. Die weiblichen Teilnehmer der Studie waren hier sogar mit 72 Prozent dabei. Und da heißt es immer, man müsse sich vor allem vor neugierigen Personalchefs in Acht nehmen und kurz vor der Job-Bewerbung alle peinlichen Fotos löschen — in Wirklichkeit ist alles noch viel schlimmer: Wer zu viele Spring-Break-Sangriarausch-Bilder postet, kriegt vielleicht irgendwann keinen Sex mehr. Weil alle potenziellen Partner nach ihren Spitzelrecherchen denken, man habe wohl schon genug.

Die allergrößte Überraschung der Studie steckt in einem eher moralischen Detail. Gilt es als Betrug, wenn man hinter dem Rücken des Partners oder der Partnerin mit Netz-Bekanntschaften virtuell flirtet, ihnen vielleicht sogar süße Komplimente in die Tasten hackt? Ohne jeden Körperkontakt? 54 Prozent der befragten Männer sagen Ja — und über 70 Prozent der Frauen.

Klingt erst übertrieben. Erweist sich aber, wenn man kurz darüber nachdenkt, als Indiz eines interessanten Wertewandels. Denn wer schon so sehr online lebt wie ein Großteil der Menschen im Jahr 2012 — der muss auch Internet-Aktivitäten als hundertprozentig reale Handlungen anerkennen. Wie PayPal-Bezahlungen, wie Schlussmachen per What's-App-Nachricht. Bis die Männer sich darauf einigen, dass auch reiner Cyber-Sex in die beliebten Strichlisten der „Frauen, mit denen ich geschlafen habe" aufgenommen werden darf, das könnte allerdings noch eine Weile dauern. Da hängt zu viel dran.

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