Schwangerschaft und Arbeit: So gefährlich wie Rauchen?

Für die meisten schwangeren Frauen ist es ein natürlicher Reflex — sobald ein Baby unterwegs ist, werden Glimmstengel nicht mehr angerührt. Dass das Rauchen nämlich einen schädlichen Effekt auf das ungeborene Kleine hat, ist längst kein Geheimnis mehr. Aktuelle Studien kommen nun zu einem überraschenden Ergebnis: Das Arbeiten in den späteren Schwangerschaftsmonaten habe ähnlich gefährliche Auswirkungen wie das ungesunde Laster! Sollte man den Studien Beachtung schenken, müssten die Regelungen für den Mutterschutz erheblich ausgeweitet werden.

Schwangerschaft und Arbeit: So gefährlich wie Rauchen? (Bild: thinkstock)
Schwangerschaft und Arbeit: So gefährlich wie Rauchen? (Bild: thinkstock)

„Ich bin schwanger, nicht krank!" sagen werdende Mütter, wenn sie von ihrer Umgebung zu sehr in Watte gepackt werden. Doch neue Studien, die in der Juli-Ausgabe eines amerikanischen Fachblattes, dem „Journal of Labour Economics", erschienen sind, legen nahe, dass Hochschwangere im Job nicht nur kürzer treten sollten. Sie sollten demnach sogar komplett eine ruhige Kugel schieben und aufhören zu arbeiten, denn: Frauen, die bis kurz vor der Geburt berufstätig sind, bringen angeblich häufiger untergewichtige Kinder zur Welt.

Wie Wissenschaftler der britischen University of Essex bei Colchester herausgefunden haben, sind Neugeborene durchschnittlich bis zu einem halben Pfund leichter, wenn ihre Mütter zwischen dem sechsten und achten Schwangerschaftsmonat noch gearbeitet haben. Ebenso wie das Rauchen verlangsame das Arbeiten die Entwicklung des Fötus. Dieses Ergebnis ließe sich vor allem bei Frauen mit einem niedrigerem Schulabschluss feststellen. Das deutet darauf hin, dass besonders körperliche Betätigung schädliche Auswirkungen habe. Außerdem sei dieser Effekt bei Babys von Müttern unter 24 Jahren weniger zu beobachten, als bei älteren Hochschwangeren, die weiter ihrem Beruf nachgingen.

Down Syndrom: Neuer Test erkennt Trisomie 21 in der 10. Woche

Die Forscher der University of Essex beziehen sich auf drei große Studien, zwei aus Großbritannien und eine aus den USA. 17.483 britische Frauen, die zwischen 2000 und 2001 im Rahmen der „Millennium Cohort Study" schwanger geworden waren, bestätigten die Erkenntnisse, welche mittels der 12.166 Amerikanerinnen aus einer Langzeitstudie der „National Survey of Family Growth", die bereits zwischen 1970 und 1995 erhoben wurde, gewonnen wurden. Auch zwischen 1991 und 2005 wurden 912 Babys durch die „British Household Panel Survey" untersucht — das Ergebnis war laut den Wissenschaftlern gleich, die Babys von den Müttern, die mindestens noch zwischen dem sechsten und achten Schwangerschaftsmonat arbeiteteten, leichter.

Anhand dieser Erkenntnisse stufen die Wissenschaftler es als höchst wichtig ein, Frauen vor der Geburt früher als bisher von ihren Berufen freizustellen. In Deutschalnd startet der Mutterschutz sechs Wochen vor dem Geburtstermin, was der Studie zufolge viel zu spät wäre. Professor Marco Francesconi der University of Essex argumentiert, dass der Staat bei einer diesbezüglichen Neuregelung keine höheren Ausgaben fürchten müsse — immerhin seien unterentwickelte Kinder letzten Endes der größere Kostenfaktor. „Wir wissen, dass das Untergewicht bei der Geburt weitere Folgen nach sich ziehen kann, wie etwa schlechtere Schulabschlüsse, dadurch geringere Löhne und höhere Sterblichkeit. Wir müssen den Mutterschaftsurlaub ernsthaft überdenken."