Down Syndrom: Neuer Test erkennt Trisomie 21 in der 10. Woche

Ein neuer Schritt in der Pränataldiagnostik erhitzt derzeit die Gemüter. Mit Hilfe eines neuen Bluttests lässt sich bald bereits in der 10. Schwangerschaftswoche feststellen, ob das erwartete Kind ein Down-Syndrom hat. Yahoo! Lifestyle hat mit der Fachärztin für Humangenetik Frau Professor Elisabeth Gödde über die neue Methode gesprochen.

Down Syndrom: Neuer Test erkennt Trisomie 21 in der 10. Woche (Bild: thinkstock)
Down Syndrom: Neuer Test erkennt Trisomie 21 in der 10. Woche (Bild: thinkstock)

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Als Trisomie 21 wird das dreifache statt zweifache Vorhandensein des 21. Chromosoms bezeichnet. Diese Genabweichung bedingt das Down-Syndrom. Im Unterschied zu den bisherigen Screening-Bluttests zur Risikoabschätzung untersucht der neue Bluttest Genfragmente des Embryos, die sich im Blut der Schwangeren befinden, und spürt Auffälligkeiten im Erbmaterial auf. Kritiker warnen vor den möglichen Konsequenzen des frühen Tests. Sie sehen darin nicht nur die Gefahr, dass Behinderte in Zukunft von der Gesellschaft noch weniger akzeptiert werden könnten, sondern auch die, dass die Rate der Schwangerschaftsabbrüche steigt.

Frau Professor Gödde, wie hat sich die Mutterschaftsvorsorge von 1966 bis heute verändert?
Seit 1966 gibt es in Deutschland die Mutterschaftsvorsorge mit Screening-Untersuchungen, die für alle Schwangeren zur Verfügung stehen. Für Risiko-Schwangere gibt es Behandlungsmöglichkeiten, die die Lebensaussichten des erwarteten Kindes und die Lebensqualität von Mutter und Kind verbessern können. Inzwischen hat sich die Mutterschaftsvorsorge weiterentwickelt. Darüber hinaus stehen für Schwangere bei Bedarf zusätzliche Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Die neueste darunter ist die Diagnostik auf Trisomie 21 des Ungeborenen an einer Blutprobe der werdenden Mutter in der zehnten Schwangerschaftswoche. All diesen zusätzlichen Untersuchungen ist eins gemeinsam: sie entdecken Risikokonstellationen bzw. Eigenschaften des Ungeborenen und sie sind zwar behandelbar aber nicht heilbar. Zu den Konsequenzen, die sich aus den Befunden ergeben können, gehört schlussendlich auch die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruchs.

Welche Gefahren können Vorsorgeuntersuchungen wie der neue Bluttest Ihrer Meinung nach mit sich bringen?
Wir erleben zumeist die Möglichkeit der Familienplanung dank Verhütung oder der technischen Unterstützung bei unerfülltem Kinderwunsch als Gewinn. Doch die Nutzung der medizinischen Technik kann auch dazu führen, dass betroffene Frauen sich in einer Art Entscheidungssackgasse fühlen.

Sie könnten sich dann beispielsweise von einem auffälligen Befund bei der Pränataldiagnostik in Richtung Schwangerschaftsabbruch gedrängt fühlen. Auch ist es möglich, dass das Kind trotz unauffälligen Befundes mit einer anderen schwerwiegenden Erkrankung geboren wird. In solchen Fällen fällt den Frauen der Weg zurück in ihr altes Leben und ihre Familien oftmals schwer.

Wie stehen Sie persönlich zu speziellen Pränataldiagnostiken wie dem neuen Bluttest?
Ich kann dazu nur sagen: Es wird keine einheitlichen Meinungen und Konsequenzen geben. Dazu sind unsere Lebensentwürfe und Lebensbedingungen zu verschieden. Eines aber sollte es unbedingt geben: die Erkenntnis, dass es bei der Inanspruchnahme von speziellen vorgeburtlichen Untersuchungen keine „richtigen" oder „falschen" sondern immer nur individuelle Entscheidungen gibt, deren Konsequenzen vor allem die Schwangere und ihre Familie zu tragen haben.

Zur Entscheidungsfindung verdienen sie umfassende Informationen, beim Umgang mit den Konsequenzen Unterstützung und Respekt für ihre Entscheidung — auch wenn es nicht unsere eigene ist. Unsere Entscheidungen sollen doch auch respektiert werden — oder nicht?

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