Welche Sportart passt zu meinem Kind?

Über eins sind sich alle Experten einig: Regelmäßig Sport zu treiben ist wichtig für die Gesundheit. Besonders Kinder wollen und sollen sich auch viel bewegen. Gerade deshalb ist es für sie ideal, schon früh eine Sportart für sich zu entdecken, die sie begeistert und die sie gerne ausüben. Das heißt jetzt nicht, dass Sie Ihre Zweijährige, die gerade noch dabei ist, tapsig die ersten Gehversuche in Angriff nehmen, schnellstmöglich beim nächsten Sportverein einschreiben müssen.


Wer sowieso schon mit einer unsanften Popo-Landung nach der anderen zu kämpfen hat, ist für sportliche Betätigung noch zu jung. Genügend Bewegung haben die Kleinen beim Laufen lernen ohnehin. Doch wann können Kinder eigentlich anfangen, regelmäßig Sport zu treiben? Wie finden Eltern heraus, welcher Sport am besten zu ihrem Kind passt? Und gibt es eigentlich auch zu viel Sport für den Nachwuchs? „Ab drei Jahren können Kinder theoretisch einem Sportverein beitreten.Doch ich denke, so früh muss es bei Weitem nicht sein“, meint Dr. Thomas A. Frank, promovierter Psychologe, Diplom-Sonderpädagoge und Diplom-Ergotherapeut. Denn in diesem Alter sind Kinder, je nach Entwicklungsstand, zwar oft bereits in der Lage zu verstehen, was beispielsweise ein Purzelbaum ist und können ihn auch spielerisch nachahmen.

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Doch auch wenn dreijährige Kinder die körperlichen und geistigen Basisvoraussetzungen mitbringen, steht der Experte einem so frühen Einstieg in den Sport kritisch gegenüber: “Eigentlich macht es keinen Sinn, weil man den Kindern natürlich eine normale, eigengesteuerte Entwicklung zugestehen möchte. Deswegen sollte ein Kind meiner Meinung nach erst einem Sportverein beitreten, wenn es in die Schule kommt.“ Ausreichend Bewegung sei aber unverzichtbar: „Der Mensch entwickelt sich auf Grund seiner psychischen und motorischen Interaktion mit der Umwelt. Deswegen gibt es für Kinder aber auch Erwachsene eigentlich nicht genug Sport, sondern nur zu wenig.“ Ein Forcieren sportlicher Aktivitäten bei Kleinkindern ist in den ersten drei Lebensjahren aber nicht notwendig.

Ausprobieren heißt das Zauberwort

Damit Ihre zukünftige Sportskanone sich auch ausreichend in der Fülle der verschiedenen Sportarten orientieren kann, sollte ihr Kind die Möglichkeit bekommen, möglichst viel auszuprobieren. Auch wenn Sie dem Besuch Ihres Sohnes in der Tanzschule skeptisch gegenüberstehen – wenn es sein Wunsch ist, lassen Sie ihn trotzdem ein paar Schnupperstunden nehmen. Das Wichtigste ist schließlich, dass es ihm gefällt. Doch wenn er nach einigen Stunden bemerken sollte, dass langsamer Walzer und glitzernde Tanzkostüme doch nicht sein Ding sind und er lieber zum Basketball-Training gehen möchte, sollten sie ihn dabei nach Möglichkeit erneut unterstützen.Das heißt natürlich nicht, dass Sie Ihren Nachwuchs wöchentlich von einem Verein zum nächsten springen lassen sollten. In einem bestimmten Alter sind Trainer schnell mal „doof“ und Vereinsfreunde „gemein“. Doch oft sieht die Sache nach ein, zwei Wochen Auszeit schon wieder ganz anders aus.

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Erlaubt ist, was gefällt

„Spontan fallen mir keine für Kinder generell ungeeigneten Sportarten ein. Es gibt natürlich Sportarten, die technisch und organisatorisch mit Kindern nicht möglich sind“, meint Dr. Thomas A. Frank. Wenn etwa beide Elternteile voll berufstätig sind, ist es meist unmöglich, die Kinder zweimal pro Woche zum 15 Kilometer entfernten Reitstall zu kutschieren. Wenn Ihre Sprösslinge Spaß an einer Sportart haben und es Ihnen möglich ist, Ihre Kinder diese ausüben zu lassen, spricht also nichts dagegen.Dass so gut wie jede Sportart dabei gewisse Risiken mit sich bringt, ist klar. Doch hier sind Eltern und Trainer gefragt. Ihre Aufgabe ist es, Kindern beizubringen, im Sport Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, rücksichtsvoll zu sein und Risiken richtig einzuschätzen. Da Kinder außerdem eine besondere Knochenstruktur besitzen, stecken sie Stürze und kleinere Unfälle meist auch besser weg als mancher Erwachsener. „Kinder sind so ausgelegt, dass ihre Knochen sich ähnlich wie Grashalme biegen können und nicht so schnell brechen“, bestätigt der Experte.

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Lassen Sie Ihr Kind entscheiden

Natürlich können sie Ihren Kindern Anreize und Tipps geben, welche Sportarten sie vielleicht einmal ausprobieren könnten. Aber belassen Sie es bei kleinen Inspirationshilfen und drängen Sie sie nicht zu etwas. Sonst laufen Sie Gefahr, gegen die berühmte kindliche Trotz-Wand zu laufen. „Nur wenn meine Tochter in sich selbst den Wunsch entdeckt, Ballerina zu werden, dann ist Ballett auch der richtige Sport“, meint Dr. Thomas Frank. Nur dann ist es auch möglich, einen Sport „richtig“ auszuüben, also motiviert, regelmäßig und über einen längeren Zeitraum - vielleicht sogar das ganze Leben lang.