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Zürs: Hoffen und Bangen vor dem ersten Schnee

In Zürs ist Schnee in der Vorweihnachtszeit nicht mehr selbstverständlich

Der Winter naht, und in den Skigebieten der Alpen beginnt das große Hoffen und Bangen: Selbst die schneesichersten Gebiete können sich nicht mehr sicher sein, dass die Flocken rechtzeitig vor Saisonbeginn vom Himmel fallen. Das kann fatale Folgen haben, wie das Beispiel von Zürs am Arlberg zeigt.

"Ich möchte nicht jeden Morgen aufwachen und darauf hoffen, dass es in der Nacht geschneit hat," sagt etwa Hannes Skardarasy, der Juniorchef des Hotel Zürserhof. Deshalb beginnt er die kommende Wintersaison eine Woche früher als über Jahrzehnte gewohnt. Statt erst am ersten Dezember-Wochenende würde Skardarasy seine Nobelherberge bereits ab dem 26. November gerne gut gebucht sehen. Dafür will er "Erholung, Natur, Sport, Spa, Kultur und Kulinarik" bieten, wie er seine PR-Agentur werben lässt. Auch ein Hypnotiseur und ein Magier werden aufgeboten, ein Comedian soll auch die Gäste zum Lachen bringen, die eigentlich der Schneegarantie wegen an den Arlberg gereist sind.

Wenn der Schnee aber ausbleibt, wie das in den letzten Jahren teilweise bis nach Weihnachten der Fall war, müssen sich die Urlauber mit Champagner- und Käseverkostungen begnügen. Außerdem haben die Skardarasys Millionen in einen neuen Spa-Tempel gesteckt. Diese Investition soll sich auszahlen - was mit jedem weiteren schneearmen Winteranfang schwieriger wird. "Ich bin sicher, dass die vorgezogene Eröffnung ein voller Erfolg wird," spricht sich Skardarasy Mut zu. Und glaubt: "Auch ohne Schnee ist Zürs mit unserem Hotel und der grandiosen Natur ein tolles Erlebnis." Es klingt wie das Pfeifen im nächtlichen Wald.

Schneekristalle, so wertvoll wie Edelsteine

Im Sommer und Herbst ist Zürs ein totes, ausgestorbenes Luxusdorf ohne Gäste. Die Einwohner sind fast an einer Hand abzuzählen. Im Gegensatz zur Nachbargemeinde Lech, die auch im Sommer mit und von den Touristen lebt, setzte man in Zürs stets - einem nur auf Zahl setzenden Roulettespieler ähnlich - voll auf den Winter. In Zeiten des Klimawandels rächt sich das nun - vor allem in den Wochen vor Neujahr. Ohne Schnee blieben die Gäste aus, und damit der, angesichts einer ohnehin kurzen Saison, dringend benötigte Umsatz.

An den Gedanken, jetzt wie viele andere Skigebiete auf das Prinzip Hoffnung setzen zu müssen, müssen sich die Zürser erst noch gewöhnen. In Anbetracht von Schnee im Überfluss war ihnen dieses Problem völlig unbekannt. Aber wenn die Großwetterlage für den Arlberg günstig ist, kann natürlich alles ganz anders kommen. Und das Grand Ski Opening am 3. Dezember in über Jahrzehnte gewohnter weißer Pracht stattfinden.

Nicht auszudenken aber, wenn ausgerechnet im Jahr des 60. Jubiläums die solventen Gäste, die für eine Woche mühelos einen fünfstelligen Betrag im Zürserhof lassen können, woanders ihre Skier anschnallen. Mit einer "Diamond Week" sollen sechs überwiegende goldene Jahrzehnte gefeiert werden. Für Hannes Skardarasy wären glitzernde Schneekristalle mindestens genauso wertvoll wie Edelsteine.

Foto(s): Zürserhof