Patric Heizmann: "Ja, eine Nudel kann dumm machen"

Fitness- und Ernährungsexperte Patric Heizmann ("Ich mach mich mal dünn") erklärt in seinen Büchern und in seinen Shows mit viel Humor, wie man den Kampf gegen die Kilos gewinnen kann. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät er, was am Weizen so schlecht ist und was er vom Vegan-Trend hält.

Viele Menschen, denen es an Bewegung mangelt, haben es vor allem im Winter schwer, ihren inneren Schweinehund zu überwinden. Welche Tipps helfen da?

Patric Heizmann: Der wichtigste Tipp ist: einfach machen! Allerdings darf man sich selbst nicht überfordern. Fünf Minuten ganz locker joggen reichen für den Anfang. Diese kurze Zeit bringt einem in zweierlei Hinsicht wahnsinnig viel: Erstens ist man stolz auf sich und zweitens hat man Sauerstoff getankt. Beim nächsten Mal erinnert man sich daran, wie gut man sich schon nach fünf Minuten gefühlt hat und jetzt nimmt man sich vielleicht sieben Minuten vor. So lässt sich das langsam steigern. Tödlich für die Motivation ist es, wenn man sich zwingt, gleich mal eine halbe Stunde zu laufen, obwohl man beim Treppen steigen in den dritten Stock schon fix und fertig ist.

Was halten Sie von Fitness-Apps?

Heizmann: Die finde ich gut. Das ist eine Bewegung, die uns noch eine Weile beschäftigen wird. Fitness-Apps machen nicht schlank, aber sie machen einem bewusst, wie viel oder wenig man sich bewegt und das kann motivieren. Ich habe selbst keine App, aber bei mir ist das inzwischen auch in Fleisch und Blut übergangen. Ich habe aber viele Freunde, die sich zum ersten Mal begeistert mit dem Thema "Bewegung" auseinandersetzen.

Sie waren früher selbst Cola-Junkie und Snickers-Brötchen-Liebhaber. Wann kam bei Ihnen der Punkt, an dem Sie gesagt haben, da muss sich was ändern?

Heizmann: Das war ein Zwei-Stufen-Prozess. Ich war als junger Erwachsener sehr häufig erkältet. Das hat mich unheimlich geärgert, weil ich damals schon sehr sportlich war und mich das immer wieder zurückgeworfen hat. Irgendwann hat es dann den Schalter umgelegt und ich habe angefangen, mich gesünder zu ernähren. Allerdings bin ich erst mal in die falsche Richtung gelaufen - mit enorm fettarmer und kohlenhydratreicher Ernährung. Damals hatte ich das so gelernt. Damit ging es mir zwar ein bisschen besser als vorher, aber nicht wirklich gut. Mit 25 Jahren habe ich dann noch mal was geändert: Ich habe die Kohlenhydrate nicht ganz weggelassen, aber sinnvoll reduziert und dafür auf hochwertiges Eiweiß und vitalstoffreiche Kost gesetzt. Dadurch kam ein sehr großer Leistungsschub - sportlich und mental. Und der hält bis heute an.

"Warum macht die Nudel dumm?" heißt ein Buch von Ulrich Strunz, das demnächst erscheint. Machen Kohlenhydrate tatsächlich auch geistig träge?

Heizmann: Ja, eine Nudel kann dumm machen. Das ist ein schöner Titel, genau wie "Weizenwampe" und "Dumm wie Brot". Allerdings trifft das natürlich nicht auf jeden zu. Das Geheimnis ist: Jeder Mensch hat eine unterschiedliche Darmflora. Es gibt Menschen, die kommen mit kohlenhydratreicher Kost wunderbar klar. Zudem ist kohlenhydratarme Ernährung eine Definitionssache. In Obst stecken zum Beispiel viele Kohlenhydrate, aber eben im Verbund mit ordentlich gut bioverfügbaren Vitalstoffen.

Was ist am Weizen schlecht?

Heizmann: Der Weizen besitzt natürliche Abwehrstoffe, zum Beispiel die Lektine. Die verhindern, dass Mineralien bei uns im Körper optimal aufgenommen werden, Stoffwechselprozesse können sich so verändern. Das kann sich auch geistig bemerkbar machen. Dazu kommt die Blutzucker-Achterbahn, die man durch Weizen-haltiges Essen auslöst. Das Nudel-Koma kennen wahrscheinlich viele Menschen. Der Blutzuckerspiegel schießt erst mal nach oben, das Gehirn freut sich über die Kohlenhydrate. Der Körper weniger, weil ein hoher Blutzuckerspiegel dafür sorgt, dass Gefäße angegriffen werden. Später rast insulinbedingt der Blutzuckerspiegel wieder in den Keller und wir bekommen Lust auf neue Kohlenhydrate. Dadurch nehmen wir über die Wochen und Monate mehr Kalorien auf, als wir brauchen. Das ist einer der Gründe, warum heutzutage zu viele Menschen so flauschig sind.

Paleo-Diäten und vegane Ernährung liegen im Trend. Was halten Sie davon?

Heizmann: Vegan ist ja gerade ganz hip - bei einem Prozent der Bevölkerung. Und das wird auch nicht viel mehr werden, da bin ich mir ziemlich sicher. Diese Ernährungsform ist meiner Meinung nach nicht menschentauglich, kann nur gesund sein, wenn mit diversen Zusatzmittel ergänzt wird. Jeder Mensch, der sich einer solchen Ernährungsphilosophie anschließt, egal ob Paleo oder vegan, macht sich Gedanken über seinen Lifestyle und seine Gesundheit - und das ist gut. Ob das zwangsläufig an genau der jeweiligen Ernährungsform liegt, das bezweifle ich.

Wie definieren Sie persönlich einen schönen Körper?

Heizmann: Ich rate immer dazu, sich nicht von der Meinung anderer abhängig zu machen, genauso wenig von meiner persönlichen. Deswegen bleibt das Geheimsache. Ich rate jedem, sich einmal nackt im Spiegel zu betrachten: Wenn man es schafft, sich eine Minute lang anzuschauen, ist alles in Butter. Wenn man sich sofort wegdreht, weil es einem peinlich ist, sich selber anzukucken, sollte man sich Gedanken machen, wo man angreifen könnte. Und vielleicht mal einen Schwabbel-Test machen: nackt vorm Spiegel hochspringen und beim Aufkommen beobachten, was wackelt. Alles, was alleine tanzt, muss weg. Insbesondere dann, wenn es noch immer tanzt, obwohl man sich schon wieder angezogen hat...