Model-Contest für Mollige: Rache an American Apparel

Mittels eines Model-Contests für Mollige wollte das gebeutelte Unternehmen American Apparel wieder mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Doch eine Amerikanerin fühlte sich von dem Bild, das darin von fülligen Frauen gezeichnet wurde, angegriffen. Sie holte zum Gegenschlag aus – und gewann den Wettbewerb.

Unter dem Motto „The Next Big Thing” (dt.: „Das nächste große Ding”) suchte das US-Unternehmen auf seiner Website nach Plus-Size-Models. Der Aufruf: „An alle kurvigen Ladies! Unser Bestseller, die Disco Pant (und etwa zehn weitere sexy Outfits) gibt es ab jetzt auch in Größe XL, für die unter uns, die etwas mehr Bewegungsfreiheit brauchen, wo es nötig ist. Wir suchen nach neuen Gesichtern (und kurvigen Körpern), um diese Stücke auszufüllen. Wenn du denkst, du hast das Zeug zum nächsten XLent-Model, schick uns Fotos von dir.“ Die Fotos sollten schließlich auf einer Webseite von den Usern bewertet werden. Die Gewinnerin sollte nach Los Angeles geflogen und der Star eines Fotoshootings „zum Reinbeißen“ werden.





Als Nancy Upton die Anzeige sah, wurde sie sehr wütend. „Die Wortspiele, der verletzende, alberne Ton und der übermäßige Gebrauch von Euphemismen dicke Menschen betreffend, die im Rahmen der Kampagne verwendet wurden, haben mich wütend gemacht“, erklärte die Amerikanerin auf „thedailybeast.com“. „Wie beleidigend diese Kampagne war. Wie darin füllige Frauen mit 16-jährigen Mädchen aus Kansas mit leuchtenden Augen verglichen wurden, deren Traum es ist, den nächsten Bus nach L.A. zu nehmen und ein Mode-Star zu werden.“ Also holte Upton, die selbst Kleidergröße 40 trägt, zum Gegenschlag aus.

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Sie nahm an dem Wettbewerb teil - allerdings mit Bewerbungsfotos, die das Konzept ad absurdum führten. Auf den Bildern posierte sie so, wie die American Apparel-Kampagne dicke Frauen indirekt beschrieb: gierig nach Essen, schwerfällig, lächerlich und unappetitlich. An dieser Stelle sollte man erwähnen, dass sich das Textilunternehmen bisher überwiegend durch androgyne Size-Zero-Models auszeichnete – weshalb dort vermutlich bereits die Kleidergröße 38 als „dick“ gilt.

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Upton ließ sich für die Bewerbungsfotos Chips essend, mit kuchenverschmiertem Mund und mit Mayonnaise in der Badewanne ablichten. Nebenbei gründete sie einen Blog, in dem sie die Bilder veröffentlichte, den American Apparel-Contest kritisierte und alle dazu aufrief, für sie zu stimmen. Mit Erfolg: Nancy Upton hat den Wettbewerb gewonnen.




Schlechte Presse und die Missgunst potentieller Kunden kommen mehr als ungelegen: Im ersten Quartal hat das Unternehmen laut „Dow Jones Newswires“ 19,3 Millionen Dollar verloren. Es wird gemunkelt, dass American Apparel bald Insolvenz anmelden muss. „Unser Hauptziel muss es sein, das Geschäft zu stabilisieren und so eine Basis für neues Wachstum zu schaffen“, verkündete jüngst Konzern-Chef Tom Casey. Dass der „dicke“ Castingpatzer dafür die richtige Starthilfe ist, dürfte zu bezweifeln sein.