Mittelalterlicher König – und Vorfahre von Hollywood-Star – wird nach 500 Jahren erneut beigesetzt
Shakespeare stellte den legendären englischen König als hinterhältigen Fiesling dar - doch Richard III. hat auch 530 Jahre nach seinem Tod noch viele Anhänger. Seine sterblichen Überreste wurden vor kurzem unter einem Parkplatz in Leicester entdeckt, am Donnerstag wird der berühmte Herrscher in der Kathedrale der Stadt seine letzte Ruhestätte finden.
Mit einem Umzug durch die Stadt Leicester und die Orte in der Umgebung, zu denen Richard III. einen Bezug hatte, haben am Sonntag die Feierlichkeiten zur Wiederbestattung des legendären, 1485 in einer Schlacht gefallenen Königs begonnen. Das Skelett wurde im August 2012 nach Ausgrabungsarbeiten unter einem Parkplatz entdeckt und mit Hilfe von DNA-Analysen identifiziert.
In dieser Woche soll der Monarch nun erneut bestattet werden, der britische Fernsehsender Channel 4 wird die Zeremonie am Donnerstag ab 10 Uhr live übertragen. Einer der Redner bei diesem denkwürdigen Ereignis wird Hollywood-Schauspieler Benedict Cumberbatch sein. Wie sich vor kurzem herausstellte, ist der britische Star ein Nachfahre von Richard III. Bei der Beerdigung wird Cumberbatch ein Gedicht mit dem Titel “Richard“ von Carol Ann Duffy vorlesen, das von dem Ausmaß des Fundes und seiner Lebensgeschichte handelt.
Die zweite Bestattung des Königs dürfte weitaus prächtiger ausfallen als die erste. Sie wird laut Angaben der Kathedrale in Leicester insgesamt fünf Tage in Anspruch nehmen und umgerechnet fast 3,5 Millionen Euro kosten, finanziert wurde dies hauptsächlich über Spenden. Begonnen haben die Feierlichkeiten bereits am Sonntag, als der Leichnam von Richard III. in einer festlichen Prozession in die Kathedrale gebracht wurde.
Die Beisetzung wird am Donnerstag von Justin Welby, dem Erzbischof von Canterbury, zelebriert werden. Wenig Interesse an dem Spektakel zeigt jedoch das englische Königshaus und lässt sich durch drittrangige Prominenz, die Herzogin von Wessex, vertreten. Wie Pete Hobson, Pfarrer der Kathedrale, erklärte, habe die königliche Familie keinen Pence zu den Kosten beigetragen. Auch von der britischen Regierung in London wird am Tag der Wiederbestattung nichts zu sehen sein.
Laut Phil Stone, dem Präsidenten der Richard III. Gesellschaft, waren die Errungenschaften der kurzen Herrschaft des Monarchen von historischen Mythen und Shakespeare überschattet worden – letzterer habe laut Stone aus ihm ein Monster gemacht. Was viele nicht wissen: Einige der zu Lebzeiten des Herrschers eingeführten Reformen sind noch heute gültig. "Er entwickelte unter anderem eine frühe Form der Rechtshilfe für diejenigen, die sich keinen Anwalt leisten konnten", so Stone. Richards Bruder und seine Neffen kamen allerdings nicht in den Genuss dieser Reform. Sie und zahlreiche andere Widersacher ließ der König ermorden, um sich selbst den Thron zu sichern. Das ist Richard III., wie ihn Theaterbesucher aus William Shakespeares berühmtem Historien-Drama kennen: ein hinterhältiger Fiesling und brutaler Herrscher.