Jürgen Klopp: In Jeans zu neuen Ufern

Hut ab: Jürgen Klopp verabschiedet sich von Borussia Dortmund

Sieben Jahre sind im Fußball eine Ewigkeit. Eine Ewigkeit, die Kulttrainer Jürgen Klopp (47) ohne Unterbrechung bei Borussia Dortmund verbracht hat. Mit dem DFB-Pokalfinale ist diese Ära nun zu Ende gegangen. Und Klopp muss sich zum ersten Mal seit langer Zeit in einer neuen Rolle versuchen: in der als reiner Privatmann. Seit Februar 2001 war er stets der unter Starkstrom gesetzte, sportlich verantwortliche Derwisch am Spielfeldrand; vor der Dortmunder Zeit standen sieben Jahre in Mainz. Nun werden die Deutschen vielleicht einen neuen Klopp kennen lernen.

Denn einen neuen Job hat Klopp noch nicht - passend kann für ihn schließlich auch nur ein internationaler Topclub sein. Und privat, so hat es Klopp unlängst dem Sat.1-Frühstücksfernsehen erklärt, ist der versierte Coach eine ruhigere Persönlichkeit. "Ich bin nicht auf Krawall gebürstet", sagte er. "Sobald das Spiel 'rum ist und ich das jeweilige Ergebnis verarbeitet habe, ist auch das wieder im völlig normalen Bereich." Schließlich gehöre es sich, seinen Mitmenschen eine angenehme Gesellschaft zu sein.

Ein durchaus eitler Jeansträger

Auch von seinem gewohnten Outfit, dem Trainingsanzug, muss Klopp bei öffentlichen Auftritten nun erst mal Abstand nehmen. Im feinen Zwirn wird man den 47-Jährigen wohl trotzdem nicht sehen. Schon in der Champions League hatte Klopp gerne mal auf edle Stoffe verzichtet - gegen alle üblichen Dresscodes. Privat trägt Klopp gerne Jeans, wie er vor einiger Zeit dem Magazin "In" verriet. "An dem Tag, an dem ich die Entscheidungshoheit über meinen Kleidungsstil hatte, war für mich klar: Die Jeans wird mich ins Grab begleiten."

Wer nun aber meint, Klopp sei nicht eitel - der irrt. Bekannt ist da eine bezeichnende kleine Episode: "Ja, es stimmt, ich habe mich einer Haartransplantation unterzogen. Und ich finde, das Ergebnis ist ganz cool geworden, oder?", erzählte der Coach Anfang 2013 ganz offen der "Bild"-Zeitung. Wer allerdings einiges Geld ausgibt, um volles Haar wiederzuerlangen, dem ist schon an seinem Äußeren gelegen, soviel lässt sich wohl sagen. Schließlich haben schon Generationen von Trainern - von Sepp Herberger über Franz Beckenbauer bis Luiz Felipe Scolari - mit lichtem Haar große Erfolge eingefahren.

Dortmund oder Sylt?

So oder so bleibt Klopp - bislang - bodenständig, wenn es um den Ort geht, an dem er schön ausspannen kann: Denn der 47-Jährige will angeblich auch nach dem Ende seiner Zeit beim BVB sein Haus in Dortmund behalten. So schrieb es zumindest die "Bild" Anfang Mai. Und auch Klopps Feriendomizil liegt nicht etwa in einem exotischen Urlaubsparadies. Sondern auf der gediegenen deutschen Nordseeinsel Sylt.

Ausgehen darf man davon, dass es - wenn es dann so weit ist - nicht die Flucht aus dem trauten Heim ist, die Klopp zu neuen fußballerischen Herausforderungen treibt, sondern nur der Hunger nach dem einzig wahren Sport. Denn zu Hause ist bei dem Kulttrainer und seiner Gattin Ulla alles in bester Ordnung, wie Klopp unlängst bestätigt hat. "Ich liebe Ulla nach wie vor von ganzem Herzen", wies er laut "Bunte" auf seiner Abschiedspressekonferenz anderslautende Gerüchte zurück. "Sie hat mich nicht rausgeworfen. Sie hätte zigfachen Grund dafür gehabt, möglicherweise. Aber nicht, dass ich was mit einer anderen Frau gehabt hätte - sondern weil ich ein bisschen doof bin."

Nun, nach dem letzten Highlight der Fußball-Saison 2014/15 hat Ulla Klopp also ihren doofen Lieblingstrainer endlich mal etwas ausführlicher in Dortmund oder Sylt zu Gast. Abwarten muss sie wohl bloß, wie lange dieser Zustand anhält. Denn Jeans tragende Trainer mit direkter Ansprache geraten im Spitzenfußball so schnell nicht aus der Mode.