Herbert Knaup: "Bayer, Jude und Fußball gehen nicht leicht zusammen"

"Landauer - Der Präsident" erzählt die Geschichte einer vergessenen Figur des deutschen Fußballs und seines wohl berühmtesten Vereins. Doch obwohl der FC Bayern seinem ehemaligen Präsidenten viel zu verdanken hat, ist er selbst eingefleischten Fußball-Fans meist kein Begriff. Schauspieler Herbert Knaup hat dazu eine eigene Theorie.

Biografie, Fußballfilm, Nachkriegsgeschichte - so richtig will sich "Landauer - Der Präsident" (15. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten) nicht festlegen lassen und zieht genau daraus seine Kraft. Kurt Landauer (Josef Bierbichler) stand dem Fußball-Klub FC Bayern als Präsident vor, bis er 1933 von seinem Amt verdrängt, ins Konzentrationslager Dachau verschleppt und schließlich ins Schweizer Exil getrieben wurde - denn Landauer war Jude. Herbert Knaup spielt Landauers langjährigen Weggefährten und Freund Siggi Hermann spielt. Im Interview mit spot on news erklärt er, warum Landauer so eine beeindruckende Persönlichkeit war und weshalb er dennoch beinahe in Vergessenheit geriet.

"Landauer" ist Fußballfilm und zugleich Nachkriegsfilm. Welcher Aspekt hat Sie besonders gereizt?

Herbert Knaup: Es war die Kombination, die mich gereizt hat. Ich mag Fußball als Sportart sehr, aber die Nachkriegszeit ist natürlich auch ein spannendes Thema. Wie sich ein Staat aus dem Trauma und der Asche eines Krieges, wieder aufbauen konnte, fasziniert mich. Der zweite Weltkrieg interessiert mich außerdem, da mein Vater selbst im Krieg war.

Hat er von seinen Erfahrungen erzählen können?

Knaup: Er konnte darüber sprechen, weil er als Kampfflieger in Nordafrika eingesetzt war und da glücklicherweise überlebte. Die Piloten hatten einen eigenen, distanzierten Blick auf das Kriegsgeschehen.

Wie haben Sie sich selbst mit dem Thema auseinandergesetzt?

Knaup: Ich habe das Konzentrationslager in Dachau besucht, wohin auch Landauer verschleppt worden war. Sich selbst ein Bild zu machen von der Härte und der Ausweglosigkeit dieses Lagers, geht einem extrem nahe.

Warum war der Fußball in der Nachkriegszeit so wichtig?

Knaup: Ich denke, dass es das Gemeinschaftsgefühl war, das dem Mannschaftssport zugrunde liegt, und bei einem Volkssport wie Fußball geht der weit über die Mannschaft hinaus. Gemeinsam für etwas zu arbeiten in einer Zeit, in der man als Volk zerrüttet war, hat zusammengeschweißt. Und der Fußball war auch ein Mittel, sich gegen die Besetzungsmacht Amerika zu behaupten, die lieber ihre eigenen Sportarten wie Baseball oder Basketball gesehen hätte.

Was wussten Sie vor dem Film über Kurt Landauer?

Knaup: Er war mir nicht bekannt. Kaum einer kennt Landauer, selbst beim FC Bayern. Dort war er lange Zeit gar kein Thema, bis die Ultras der Bayernfans ihn wieder in Erinnerung brachten. Er war ja Jude, und wer weiß, vielleicht wollte man seine Geschichte auch deswegen ein bisschen unter den Tisch fallen lassen. Bayer und Jude und Fußball gehen nicht leicht zusammen.

Gab es auch eine Zusammenarbeit mit dem Verein?

Knaup: Der Verein hat den Film nicht aktiv unterstützt, hat sich aber auch nicht in den Weg gestellt und ließ die Filmemacher frei gewähren. Karl-Heinz Rummenigge hat uns bei den Dreharbeiten besucht. Dabei hat er mir erzählt, dass auch er während seiner aktiven Zeit keine Ahnung von Landauer und seinem Wirken hatte.

Was ist das Besondere an Landauer?

Knaup: Dass er trotz seiner Erlebnisse im Krieg nicht resigniert hat, fasziniert mich sehr und bewegt mich tief. Er wurde nach Dachau gebracht, drei Geschwister wurden von den Nazis ermordet, und trotz dieses Schmerzes ist er in Deutschland geblieben und hat den Verein wieder aufgebaut.