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Deutsche Weihnachtsgerichte mit Geschichte

Klar, Weihnachten ist das Fest der Familie, aber auch das Fest des Essens. Schokolade, Marzipanbrote, Lebkuchen und Spekulatius versüßen die manchmal faden Abende mit Opas Geschichten. Und als Festtagsschmaus kommen knuspriger Gänsebraten, Karpfen oder Würstchen mit Kartoffelsalat auf den Tisch. Das ist Tradition. Aber warum eigentlich?

Die Weihnachtsgans - ein gefiederter Fisch?

Die Weihnachtsgans gehört heute zu Heiligabend wie der polierte Schuh zum Nikolaus. Rund drei Viertel der Gänse werden allein zwischen Oktober und Dezember geschlachtet. Eigentlich wurde die sogenannte Martinsgans im katholisch geprägten Mittelalter nur am 29. September zu Ehren des Erzengels Michael beziehungsweise zu Beginn der Fastenzeit verspeist. Der 24. Dezember galt hingegen als letzter Tag der vorweihnachtlichen Fastenzeit. Zu dieser war es streng untersagt, Fleisch zu essen. Traditionell stand daher Fisch auf dem Weihnachtsmenü. Im Mittelalter war die Definition von Fisch aber sehr weit gefasst.

Alle am Wasser lebenden Tiere galten als Fische: Biber, Krebse und Frösche ebenso wie Enten und Gänse. Die vermutlich vom jährlichen Fisch gelangweilten Feinschmecker verlegten die Tradition der Martinsgans daher kurzerhand auf den Heiligabend. So lautet zumindest eine Theorie. Eine andere besagt, dass Königin Elizabeth I. im Jahr 1588 zur Weihnachtszeit gerade eine gebratene Gans verspeiste, als sie vom Sieg der englischen Seeflotte über die spanische Armada erfuhr. In ihrer Freude erklärte sie den Gänsebraten zum festlichen Weihnachtsessen. Von England aus soll sich das Gericht dann über Europa verbreitet haben, bis es – zumindest in Großbritannien - durch den Truthahn ersetzt wurde. Üblicherweise wird die deutsche Weihnachtsgans heute mit Äpfeln oder Pflaumen, Beifuß und Majoran gefüllt, und zusammen mit Kartoffelklößen sowie Rot- oder Grünkohl serviert.

Der Karpfen – ein urchristliches Festmahl

Wie schon erwähnt geht auch die Tradition des festlichen Fischessens auf das Mittelalter und eine Zeit zurück, in der das Fasten von der breiten Bevölkerung noch ernst genommen wurde. Der Heiligabend fiel noch in die Fastenzeit, weswegen ein besonderes, aber fleischloses Gericht auf den Tisch kommen musste. Und was eignete sich da besser als der Karpfen? Denn dieser symbolisiert im Christentum Fruchtbarkeit, Erneuerung und Leben. Zisterziensermönche sollen schon um das 11. Jahrhundert herum mit der Karpfenzucht begonnen haben, um die Fastenzeit abwechslungsreicher zu gestalteten. Heute hat der Weihnachtskarpfen vor allem im Süden Deutschlands sowie im östlichen Europa Tradition. Dabei wird der Fisch gerne „blau“ mit Petersilien- oder Salzkartoffeln sowie Meerrettichsauce serviert, oder paniert und in Fett gebacken mit Gurkensalat und Kartoffeln gereicht.

Kartoffelsalat mit Würstchen – eine Abwandlung der „Mettsau“

Wie die meisten weihnachtlichen Traditionen lassen sich auch die kulinarischen Bräuche aus dem Christentum erklären – selbst der einfache Kartoffelsalat mit Würstchen. Nach der „Christmette“ und dem Ende der Fastenzeit am 25.12. wurde im Mittelalter gerade von den wohlhabenden Familien die so genannte „Mettsau“ geschlachtet und verspeist. Für die einfachen Leute blieb davon nur Blut- und Leberwurst übrig, welche zusammen mit Kartoffeln gegessen wurden. Zu einer Zeit, in der teures Fleisch noch als rare Delikatesse galt, war das ein Festessen. Auch heute macht diese Mahlzeit durch die Variationsmöglichkeiten des Kartoffelsalates (warm oder kalt, mit Essig und Öl statt mit Mayonnaise oder umgekehrt) auf der Festtafel noch immer einiges her. Nicht umsonst zählt dieses Gericht, gleich hinter der Weihnachtsgans und dem Karpfen, als eines der beliebtesten Essen zu Heiligabend.