X wie XXX

Sexpertin Caro Schäfer weiß, was hinter geschlossenen Vorhängen und zwischen den Laken passiert. In unserem wöchentlichen Sex-Blog buchstabiert sie die heißesten Sex-Phänomene, -Techniken und -Mythen durch: Von A wie Anal, über M wie Mile High Club bis Z wie... Lassen Sie sich überraschen!

Was versteckt sich hinter diesen drei Buchstaben? (Bild: Fotolia)
Was versteckt sich hinter diesen drei Buchstaben? (Bild: Fotolia)

Auch das Erotische setzt das Geheimnis voraus. Wo es ganz verschwindet, beginnt die Pornografie. (Philosoph Byung-Chul Han in „brand eins" 07/2011)Wo endet die Erotik und wo beginnt die Pornografie? Früher erkannte man Pornografie daran, dass sie sich in an schmutzigen Orten versteckte: Zwischen Staubflusen und Krümelchen unter dem Ehebett oder ganz unten in Sockenschubladen-Schublade von Jugendzimmern. Vermeintlich sichere Orte für explizite Inhalte, bis die Liebste oder Mutti sich mal entschloss, gründlich durchzuputzen.

Heute tummeln sich pornografische Inhalte gerne auf Festplatten und Servern, abgelegt in Ordnern mit dem Namen „XXX". Diese Aneinanderreihung drei gleicher Buchstaben erscheint etwas dümmlich und ist sicher kein kreativer Deckname für pornografische Inhalte. Trotzdem macht die Sache Sinn, sowohl aus etymologischer als auch aus praktischer Sicht.

Ein Alphabet voller Höhepunkte: Das Sex-ABC!

Zunächst die Anwendung in der Praxis: XXX verweist für jeden erkennbar auf „verbotene" Inhalte und das ist auch gut so. Wissen Sie, was neulich bei der Familienfeier eines besonders gewieften Freundes los war? Der Fuchs war so schlau, seine dreckigen Bilder- und Filmchen im „Fotos Familie"-Ordner zu versteckten und vergaß bei der digitalen Diashow im engsten Kreise der Angehörigen glatt selbst, welch explizites Material dort lauert. Oma Gerti klappte die Kinnlade runter und das Gebiss plumpste in die Sahnetorte.

Auch aus wortschöpferischer Sicht macht das XXX-Label Sinn, da das X-Rating im englischsprachigen Raum eine Altersfreigabe für Literaturwerke und Filme darstellt. Material mit gewalttätigen oder stark sexuellen Inhalten werden so als nicht für Jugendliche geeignet gekennzeichnet. XXX wäre also: superextra verboten. In Deutschland wird expliziter Stoff mit einer Altersfreigabe ab 18 von der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) versehen. Früher wurden Werke auf den Index gesetzt.

Witzig ist oft, was die Behörden wo und warum als pornografischen Inhalt wahrnehmen. Noch in den 70ern waren alle Uncut-Versionen der „Emmanuelle"-Reihe indiziert, später liefen sie nachts auf Privatsendern und heute gelten die Erotikstreifen als Klassiker der Softpornografie. Apropos: Was heißt das eigentlich? "Soft" — und damit schon mal nicht XXX — sind alle Filme, in denen keine Geschlechtsteile zu sehen sind.

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Bei Literatur wird die Sache mit der Erotik und der Pornografie schon etwas komplizierter. Wie viele „X" müssten wohl auf Charlotte Roches Romanen prangen? In den USA würden solche Ausflüge in proktologische Gebiete nicht so leicht durchkommen. Der Klassiker „Lady Chatterleys Liebhaber" von D.H. Lawrence war bis 1959 in den USA verboten, aufgrund obszöner Inhalte. Sogar „Fifty Shades of Grey" von E.L. James, in dem nicht einmal Wörter wie Mumu oder Pillemann zu lesen sind, wurde in den USA in zwei Bibliotheken verboten. Das Hörbuch zum Bestseller landet bei mir definitiv nicht im Ordner XXX.

Hier noch eine Notiz am Rande für Amsterdam-Reisende: Obwohl die Stadt mit ihrem vielfältigen Rotlichtmilieu wirbt, stehen die drei Kreuze im Wappen Amsterdam nicht für XXX. Die drei allgegenwärtigen Kreuze dienten entweder der Identifikation von Furten an alten Handelsrouten oder sie symbolisieren die drei Plagen Flut, Feuer und Pest, die Amsterdam bedrohten. Falls letztere Erklärung stimmt, möchte ich ein Wappen-Update auf vier Kreuze anregen, um die Plage der grölenden Junggesellenabschieds-Grüppchen entsprechend zu würdigen.