K wie Kamasutra

Sexpertin Caro Schäfer weiß, was hinter geschlossenen Vorhängen und zwischen den Laken passiert. In unserem wöchentlichen Sex-Blog buchstabiert sie die heißesten Sex-Phänomene, -Techniken und -Mythen durch: Von A wie Anal, über M wie Mile High Club bis Z wie... Lassen Sie sich überraschen!

Tempel mit erotischen Darstellungen im indischen Khajuraho (Bild: Fotolia)
Tempel mit erotischen Darstellungen im indischen Khajuraho (Bild: Fotolia)

Das Kamasutra ist so ne Art Gebrauchsanweisung für Frauen, leider wird die bei den Frauen nie mitgeliefert! (Filmzitat „Harte Jungs")

Das Kamasutra… den einen verhilft es zu himmlischen Orgasmen, mir bescherte es eine Gehirnerschütterung. Bei einer Stellung namens Antilope stießen meine akrobatischen Fähigkeiten an ihre Grenzen. Die Beine an das Becken des Partners geklammert, rücklings kopfüber hängend soll man sowas wie Sex haben. Das ging bei mir circa zwei Minuten gut, dann gaben die Hände nach und mein Kopf knallte auf den Boden. Puh, da bleibe ich dann doch lieber bei der Chinesischen Schlittenfahrt!

Orgasmus Wegweiser: So kommt Frau zum Höhepunkt

Aber: Kamasutra-Sex muss keine „Position Impossible" sein! Neben anspruchsvollen Stellungen wie dem „Brückenpfeiler" (der Mann verrenkt sich zur Brücke, die Frau steht über ihm) und dem „Spannungsbogen" (die Frau stützt sich auf einem Arm ab, der Mann hält sie am Becken in der Luft und dringt seitlich in sie ein), finden sich im Kamasutra auch Positionen für Anfänger. Unter „Gähnstellung" versteht man im Kamasutra zum Beispiel eine einfache Abwandlung der Missionarsstellung. Bei hunderten Positionen und unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden findet sich in der indischen Sex-Bibel für jeden etwas.

Vereinfachte Darstellung der Stellungen "Antilope", "Brückenpfeiler" und "Spannungsbogen" (v.l.n.r.)
Vereinfachte Darstellung der Stellungen "Antilope", "Brückenpfeiler" und "Spannungsbogen" (v.l.n.r.)

Ganz wild treibt man es beispielsweise beim „sportlichen Sperling", der „Schlangenfalle" oder bei der „Begegnung mit einer Kuh". Überhaupt hatte es Autor Vatsyayana Mallanaga mit Vergleichen aus dem Tierreich. Männer werden, der Größe ihres Glieds entsprechend, in Hasen, Bullen und Hengste unterteilt. Frauen analog dazu in Gazellen, Stuten und Elefantenkühe. Nicht gerade charmant. Trotzdem zählt Mallanagas Kamasutra zu den einflussreichsten Texten der Weltkulturgeschichte.

Verfasst hatte der Inder die „Verse des Verlangens" (so die Übersetzung aus dem Sanskrit) im dritten Jahrhundert nach Christus . Das Kamasutra ist so etwas wie ein Sex-Knigge: Neben dem Akt an sich werden alle Schritte der Liebe behandelt, von der Partnerwahl über den ersten Kuss bis hin zum Machterhalt innerhalb der Ehe. Auch Themen wie Prostitution oder der Gebrauch von Drogen werden aufgegriffen. Mit seinen 1.250 Versen, unterteilt in 36 Kapitel und sieben Bücher bietet das Kamasutra eine ausführliche Gebrauchsanweisung für die Liebe und das Leben — und eine Menge Lesestoff.

Ein Alphabet voller Höhepunkte: Das Sex-ABC!

Trotzdem haftet dem Kamasutra bei uns der Ruf eines schmuddeligen Pornobüchleins an. Schon die erste englische Übersetzung von Richard Francis Burton aus dem Jahr 1884 trug den Hinweis „For private circulation only". Als erster deutscher wagte sich Richard Schmidt an den heißen Stoff und publizierte 1915 eine deutsche Fassung, die ebenfalls den Vermerk „strengstens zu verwahren" trug. ­­­Angeblich verkaufte sich die explizite Lyrik auf Deutsch nicht so gut. Deshalb soll in späteren Ausgaben der Text zugunsten der pikanten Illustrationen immer mehr reduziert worden sein — bis nur noch ein Bildband blieb.

Und Schweinkram sells! Heute lässt sich alles unter dem Titel Kamasutra super vermarkten. Neben unzähligen Varianten des klassischen Kamasutra gibt es die indische Liebeslehre auch mit deutschem Lokalkolorit. Beim "Alpen-Kamasutra" (Olaf Schumacher) führen die "Groß-Glöckner-Stellung" oder die "Rütli-Stellung" zum Gipfel der Lust. „Dat kölsche Kamasutra: 'Maach et mir op Kölsch" (Markus Becker, Ernst Gustav Lüttgau) hingegen feiert die „Für-Lau-Stellung" und die „Heinzelmännchen-Stellung". Sogar das Tierreich treibt es indisch: Im „Kamasutra der Frösche" (Tomi Ungerer) bespringen sich Amphibien. Und Freunde des Kuschelsex dürfen sich über ein „Kleines Katzen-Kamasutra" (Claire Gaudin, Christian Gaudin) freuen. Schnurr!