G wie G-Punkt

Sexpertin Caro Schäfer weiß, was hinter geschlossenen Vorhängen und zwischen den Laken passiert. In unserem wöchentlichen Sex-Blog buchstabiert sie die heißesten Sex-Phänomene, -Techniken und -Mythen durch: Von A wie Anal, über M wie Mile High Club bis Z wie... Lassen Sie sich überraschen!

Seit Jahrzehnten streiten sich Wissenschaftler, ob es den G-Punkt nun gibt oder nicht (Foto: Thinkstock)
Seit Jahrzehnten streiten sich Wissenschaftler, ob es den G-Punkt nun gibt oder nicht (Foto: Thinkstock)

Alice Schwarzer sitzt immer beim Sex zwischen mir und meinem Mann und flüstert mir ins Ohr. „Ja, Elizabeth, das denkst du nur, dass du jetzt einen vaginalen Orgasmus hast, das bildest du dir nur ein, um dich deinem Mann und seinem Machtschwanz zu unterwerfen." (Charlotte Roche, "Feuchtgebiete")

Kann man bei ein bisschen „rein und raus" wirklich einen bombastischen Orgasmus erleben? Seit Jahrzehnten streiten sich Wissenschaftler, ob der so genannte G-Punkt existiert. Eigentlich dürfte es nicht so schwer sein, ihn zu entdecken: Denn so wie er in den 50er Jahren von dem Gynäkologen Ernst Gräfenberg erstmals beschrieben wurde (der G-Punkt wurde auch nach ihm benannt), handelt es sich um ein etwa Ein-Euro-Münzen großes, reizempfindliches Areal, eine ganze erogene Zone in der Vagina.

Auf der Suche nach diesem „Orgasmusknopf" liefert die Wissenschaft seither nur unbefriedigende Ergebnisse. Da es sich bei den meisten Forschern um Männer handelte, ist mir schon klar, warum DIE den G-Punkt nicht gefunden haben. Ich hingegen kann Ihnen ganz genau sagen, wo der G-Punkt anatomisch zu verorten ist: Er befindet sich circa fünf Zentimeter von Scheideneingang entfernt unter der Bauchdecke, also direkt hinter dem Schambein. Die Gräfenberg-Zone ist meist gerippt oder glatt, aber in jedem Fall ein bisschen härter als der Rest der Scheidenwand.

Alles klar, Männer? Nein? Na gut, dann versuchen wir es einmal mit dem, was ich die „Bacardi-Bewegung" nenne. Wie in der Bacardi-Werbung braucht man auch hier zwei Finger. Führt man zwei Finger in die Vagina ein und krümmt sie nach oben, also in Richtung Bauchdecke, sollte der G-Punkt zu ertasten sein. Vorausgesetzt, ihre Liebste ist glückliche Besitzerin solch einer hocherogenen Zone. Denn nicht jede Frau hat einen „Wunderpunkt" — sagt die Wissenschaft:

Ein Forscherteam der Universität von L'Aquili fand heraus, dass nur 20 bis 30 Prozent aller Frauen sogenannte intravaginale Orgasmen erleben können. Mittels eines Ultraschallgerätes untersuchten die Wissenschaftler um Emmanuele Jannini das Gebiet, in dem man den G-Punkt vermutet. Und sie wurden fündig: Einige Probandinnen — meist auch die, die angaben, schon einmal einen vaginalen Orgasmus erlebt zu haben — hatten zwischen Vagina und Harnröhre etwas stärkeres Gewebe. Dabei soll es sich um den G-Punkt handeln.

Von A wie Anal bis Z wie... Das Sex-ABC

Nur 20 bis 30 Prozent? Ein Bekannter von mir, der sich selbst gerne „G-Master" nennt, behauptet: Nach der Durchführung von mehreren Dutzend empirischer Experimente kam er zu dem Ergebnis, dass JEDE Frau einen G-Punkt besitzt. Wie ein scharfgemachtes, GPS-gesteuertes Waffensystem steuert er die Gräfenberg-Zone an und — Boom! — verursacht er eine wahre Orgasmus-Explosion.

Nun ja, wo auch immer die Wahrheit liegen mag: Die Suche nach dem G-Punkt lohnt sich! Auch wenn der viel beschriebene Mega-Orgasmus ausbleibt, weiß "frau" dann zumindest, dass sie zu den 70 Prozent gehört, die vielleicht einfach keinen G-Punkt haben. „Manche Frauen hatten noch nie einen Orgasmus. Lässt sich dafür ein körperlicher Grund benennen, bedeutet oft allein diese Diagnose bereits Erleichterung", sagt Emmanuele Jannini.

Ich würde sagen: Nicht traurig sein, es gibt noch viele andere erogene Punkte, an denen wir uns erfreuen können. Wie der A-Punkt oder der U-Punkt. (Dazu andermal mehr.) Und vielleicht werden Männer eines Tages sogar die Klitoris entdecken...