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Was Sie noch nicht über Ihren Garten wussten…

Tulpen stammen aus Holland, Efeu zerstört die Hausmauer und im Bio-Garten muss nicht gedüngt werden. Kling alles logisch und doch… Auch wenn diese und zahlreiche andere Gartenweisheiten schon viele Generationen überdauern, haben sie nur eines gemeinsam: Sie sind falsch! Wir nehmen heute die bekanntesten Garten-Irrtümer unter die Lupe.

Viel wichtiger als der Standort sind die Wachstumsbedingungen (Foto: Thinkstock)
Viel wichtiger als der Standort sind die Wachstumsbedingungen (Foto: Thinkstock)

1. Tomaten müssen immer am selben Platz stehen
Dieses Dogma ist nichts anderes als ein Irrtum! Es gibt keinen wissenschaftlich belegten Grund, der nachvollziehbar macht, weshalb Tomaten immer wieder an dieselbe Stelle gepflanzt werden sollten. Viel wichtiger als der Standort ist es, den Tomatenpflanzen optimale Wachstumsbedingungen zu bieten. Dazu gehören u.a.: Viel Sonne für Jungpflanzen, nicht in die Nähe von Kartoffeln pflanzen und mit einem Abstand von 80 cm zueinander tief einpflanzen.

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2. Ein alter Baum lässt sich nicht verpflanzen
Von wegen…! Verpflanzen lässt sich jeder Baum, egal welchen Alters. Fragt sich nur, wie viel Aufwand man dafür betreiben möchte? Die Gesamtlänge der Wurzeln eines mittelgroßen Baumes beträgt etwa 1200 km! In jedem Fall ist der Wurzelballen eines ungehindert wachsenden Baumes etwa so breit wie seine Baumkrone und zum verpflanzen brauchen Sie nicht weniger als ein spezielles Großbaum-Verpflanzungsgerät, dass Sie sich für viel Geld bei einer Spezialfirma leihen können. Baumschulen pflanzen ihre Bäume übrigens regelmäßig um und beschneiden den Wurzelballen, so dass sie ihre großen Pflanzen jederzeit problemlos ausgraben und verkaufen können.

3. Im Biogarten braucht man keinen Dünger

Wer unter Dünger die kleinen, blauen in der Fabrik hergestellten Körnchen versteht, deren Packungshinweise wahre Wunderdinge versprechen, der hat Recht: Industrieller Dünger hat im Biogarten nichts verloren! Dünger - also Nährstoffe - brauchen trotzdem alle Pflanzen. Im Biogarten fehlt es an natürlichem Dünger, weil wir ernten, Pflanzen beschneiden oder Stauden ausgraben. Dadurch entnehmen wir Biomasse, die eigentlich durch die Verwitterung als natürlicher Nachschub für den Nährstoffkreislauf gedacht war. Diese Nährstofflücken sollte man deshalb regelmäßig mit löslichem, mineralischem Dünger auffüllen.

4. Efeuwurzeln zerstören Hausmauern

Ein hartnäckiger Irrtum, an dem - zumindest bei gut verputzten Hausmauern - nichts dran ist. Die Haftwurzeln des Efeus entspringen am Spross, wachsen bis an ein Hindernis und bilden dort eine Art Saugnapf. Sofern die Hausmauer glatt ist und keine Risse hat, kann nichts passieren. Im Gegenteil verhindert die Kletterpflanze an der Hausmauer sogar die Bildung von Rissen, weil der Efeu die Hauswand vor starken Temperaturschwankungen schützt.

Nur wenn eine Efeupflanze bereits einen Riss oder eine Spalte vorfindet, kann es sein, dass erst die Haftwurzeln und später eventuell die Triebe in den Riss eindringen, die Mauer mit zunehmendem Dickenwachstum auseinander drängen und den Riss vergrößern.

5. Tulpen stammen aus Holland
Die holländische Tulpenzucht ist definitiv eine gut funktionierende Industrie. Jahr für Jahr kommen unzählige Tulpen aus den Niederlanden zu uns in die Geschäfte. Regelmäßig beglücken uns die Holländer außerdem mit neuen und noch prächtigeren Züchtungen. Trotzdem: Die Tulpe hat ihren Ursprung nicht in Holland. Das älteste Zeugnis einer Gartentulpe fand man als gesticktes Tulpenbild auf einem edlen Stoff in einem chinesischen Fürstengrab vor über 2000 Jahren. Später hatten türkische Sultane ein Faible für wilde Tulpen aus den Steppen des Kaukasus, Afghanistans und Nordchinas. Unter den Türken entstanden im 16. Jahrhundert auch die ersten Züchtungen. Nach Holland kam die Zwiebelpflanze erst später, fühlte sich aber in den sandigen Schwemmböden der Niederlande dafür ganz besonders wohl und avancierte dort schnell zum Kassenschlager.

Tulpen stammen nicht aus Holland (Foto: Thinkstock)
Tulpen stammen nicht aus Holland (Foto: Thinkstock)

6. Blattflecken sind ein sicheres Zeichen für Pflanzenkrankheiten
Wenn Ihre Pflanzen Flecken auf den Blättern haben, müssen nicht immer Krankheiten daran schuld sein! Häufig sind es Umwelt- oder Pflegeschäden, die aus dem hübschen saftig-grünen ein hässliches geflecktes Blatt machen. Kräftige braune Flecken nach dem Winter können ein Hinweis auf zu viel Streusalz in der Umgebung sein. Weitere Ursachen für Blattflecken: Die Pflanze bildet zu wenig Chlorophyll, im Boden mangelt es an Phosphor, Magnesium oder Eisen, Baum oder Strauch wurden überdüngt oder ein Spritzmittel zu hoch dosiertet.

7. Viel Düngen hilft viel
Auch wenn es schwer nachvollziehbar ist: Obwohl Dünger den Pflanzen gut tut, macht mehr Dünger die Sache nicht besser! Das liegt einmal daran, dass jede Pflanze ein bestimmtes Entwicklungspotenzial hat. Zum Beispiel werden Knoblauchzehen niemals so groß werden wie Kürbisse, auch wenn sie noch so gut gedüngt werden. Häufig wachsen die Pflanzen durch zzu viel Dünger auch nur scheinbar besser. Oft schwemmt einfach das Gewebe auf. Die Folge: Obst und Gemüse schmecken wässrig und Stauden werden anfälliger für Krankheiten. Außerdem führt Überdüngung letztlich zur Verseuchung des Grundwassers. Besser Sie halten sich strikt an die Angaben auf der Düngerpackung oder steigen gleich auf organische Langzeitdünger um. Diese geben ihre Wirkstoffe nur langsam, aber dafür kontinuierlich ab.

8. In meinem gemieteten Garten darf ich machen, was ich will

Das ist leider falsch! Sobald ein Baum oder Strauch in den Boden gepflanzt wird, wird er zum wesentlichen Bestandteil des Grundstücks und geht ins Eigentum des Vermieters über. Das bedeutet: Ein Mieter darf ohne das Einverständnis des Eigentümers keinen Baum oder Strauch entfernen - sie gehören dem Vermieter! Sobald der Mieter selbst Bäume oder Sträucher im Garten einpflanzt, gehen sie ebenfalls in das Eigentum des Vermieters über! Denn: Sobald etwas mit dem Grund und Boden des Eigentümers verbunden ist, gehört es ihm. Das kann auch ein im Boden verankerter Zaun oder eine Gartenmauer sein.

9. Auf dem Kompost kann man alle organischen Abfälle entsorgen
Wer einen Komposthaufen im Garten hat, kann bares Geld sparen, denn: Viele Abfallunternehmen bieten Nachlässe für Selbstkompostierer. Doch Vorsicht: Nicht alle organischen Abfälle haben auf dem Komposthaufen etwas zu suchen. Essensreste und vor allem Abfälle von gekochtem oder rohem Fleisch ziehen Ratten und andere Aasfresser aus der weiten Umgebung an. Und weil es so lecker war, kommen die unliebsamen Tiere immer wieder in der Hoffnung, neue Abfälle zu finden! Auch gespritzte Schalen von Zitrusfrüchten haben auf dem Komposthaufen nichts verloren.

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10. Biologische Spritzmittel sind unbedenklich
Alles was „Bio" ist, ist leider nicht automatisch gesund. Das gilt vor allem für kommerzielle biologische Spritzmittel gegen Pilze, Insekten und andere Schädlinge im Garten. Ein typisches Gift in solchen Präparaten ist u.a. das Pyrethrum. Dieser Blütenextrakt aus einer Chrysanthemenart kann auch nützliche Tiere töten. Nur wer sein Spritzmittel aus Kräutern selbst herstellt ist auf der sicheren Seite.

Noch mehr unsinnige Gartenmythen gibt es im Buch "120 populäre Gartenirrtümer" von Wolfgang Hensel (Kosmos-Verlag).