Immer größere Brüste – aber warum?

In Großbritannien gibt es seit diesem Jahr BHs in Körbchengröße L. Der marktführende Hersteller für Dessous in Übergrößen hat damit auf die gestiegene Nachfrage reagiert. Ein L-Cup entspricht dem deutschen Körbchen Q. So einen BH bekommt man hierzulande noch nicht einmal in Spezialgeschäften. Selbst hier hört es meist bei Körbchengröße H auf. Doch der britische Großkonzern gibt an, dass die Nachfrage nach den Riesen-BHs nicht nur besteht, sondern sogar noch wächst. So wie anscheinend auch unsere Brüste.


Natürlich: BH-Größen sind ein Thema für sich. Immer wieder weisen Marktforscher darauf hin, dass viele Frauen die falsche BH-Größe tragen. Angeblich sollten 60 Prozent der Körbchengröße C Trägerinnen eigentlich D tragen - oder sogar noch größer. Offenbar kommen diese Empfehlungen an, denn auch in Deutschland ist ein Trend zu größeren BHs zu beobachten. Und es stimmt tatsächlich: Ein größeres Körbchen mit einem kleineren Unterbrustmaß bietet oftmals den besseren Tragekomfort. Das spürt man schon beim ersten anprobieren, wenn man endlich nach einer anderen Größe gegriffen hat. Gerade bei großen Brüsten ist es sehr wichtig, die richtige Körbchengröße zu tragen. Sich in einen zu kleinen BH zu quetschen ist nicht nur unangenehm, es kann auch zu Haltungsschäden führen.

Doch eine bessere Passform ist nicht die einzige Erklärung für die wachsende Nachfrage nach größeren BHs - denn laut dem Hohenstein Institut hat der Brustumfang der deutschen Frauen in den letzten 15 Jahren um 2,3cm zugenommen. Heute ist der deutsche BH-Durchschnitt 80C, in den 60ern war noch das B-Körbchen Standard. Ganz klar: Unsere Oberweite wächst.

Der naheliegende Grund: Fett. Denn "Fett wird an den Brüsten genauso angelagert wie an Hüften oder Hintern. Wir erleben gerade eine Art Epidemie der Fettleibigkeit, also ist auch eine Zunahme der Brustgrößen nicht wirklich überraschend", so der Brustkrebsexperte Prof. Michael Braun in der britischen Tageszeitung "Daily Mail". Denn im Gegensatz zu Zeiten der Sanduhrfigur einer Marilyn Monroe, gehen große Brüste heutzutage häufig mit einem größeren Taillenumfang einher. Dieser hat nämlich statistisch alleine seit 1994 um durchschnittlich 4,1 cm. zugenommen. Die Gründe dafür sind bekannt: der gestiegene Lebensstandard, ein oft ungesünderer Lebensstil, wenig Bewegung und einer zu reichhaltigen Ernährung.


Doch auch das erklärt noch nicht die Körbchen-Vergrößerung bei Frauen, die - abgesehen von ihren enormen Brüsten - wenig Fett am Körper haben. Dr. Marilyn Glenville, Ernährungsspezialistin für Frauengesundheit und Hormone, erklärt dies in der "Daily Mail" wie folgt: "Offensichtlich geht es hier nicht nur um Fett, sondern auch um eine Zunahme des Brustgewebes. Dessen Zunahme wird durch Östrogen stimuliert." Die Frage sei nun, was die Östrogenproduktion unseres Körper angeregt haben könnte und in wie weit wir mehr Östrogenquellen ausgesetzt sind als in der Vergangenheit.

"Mädchen kommen heute früher in die Pubertät als jemals zuvor - und sie werden weniger Kinder haben und kürzer stillen. Darum haben wir viel häufiger unsere Periode als unsere Vorfahren und sind viel mehr Östrogen ausgesetzt, da es den monatlichen Eisprung anregt," so Glenville. Auch die Antibabypille wirkt durch synthetische Östrogene - heute enthält sie aber viel weniger Hormone als noch in der Anfangsphase des Medikaments.

Doch Östrogen kann auch auf andere Art in unseren Körper kommen. Pestizide, Plastik und Kosmetikprodukte können das Hormon enthalten, womit es auf verschiedenen Wegen - zum Beispiel durch Umweltverschmutzung - auch in unseren Körper gelangt. Vermeiden könne wir die zusätzlichen Hormondosen kaum. Beispielsweise ist das Xenoestrogen Bisphenal A (oder BPA) weit verbreitet bei der Herstellung von Dosen für Nahrungsmittel und Getränke, Plastikflaschen, Glasbehältnissen, Babynahrung, elektronischen Geräten uvm.

Auch wenn die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit angibt, dass von BPA keine Gefährdung ausgeht - unseren Hormonhaushalt kann es stören, darin sind sich viele Wissenschaftler einig. Mit unabsehbaren Folgen. Viele Lebensmittelhersteller sind darum dabei, ihre Produktion umzustellen und auf BPA zu verzichten. Doch viele Jahre haben wir es unbesorgt konsumiert.


"Das Gleiche gilt auf für Xenoestrogene in Deodorants, Kosmetik und Feuchtigkeitscremes, die wir benutzten", so Dr. Glenville. "Wir tragen sie auf unsere Haut auf und oft auch direkt auf die Brüste. Unsere Haut absorbiert die Chemikalien direkt. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass so das Brustwachstum angeregt werden kann".

Doch wir schmieren uns nicht nur mit Östrogen ein, wir trinken es auch. Denn die zunehmende Intensivierung der Milchproduktion führte dazu, dass heute ungefähr 2/3 der Milch von schwangeren Kühen kommt. Denn damit eine Kuh gleichmäßig Milch produziert, muss sie quasi dauerschwanger sein. Das wirft nicht nur Fragen zum Wohle des Tieres auf, sondern auch über die Hormonbelastung der Milch. Gerade in den letzten Monaten der Schwangerschaft ist der Östrogenspiegel sehr hoch.

Natürlich führt der Anstieg der Östrogenbelastung nicht dazu, dass unsere Brüste über Nacht wachsen. Doch über Jahrzehnte kann das dazu beigetragen haben, dass es heute mehr junge Frauen mit einer sehr großen BH-Größe gibt als früher. Doch unabhängig davon birgt das viele Östrogen auch andere Risiken: Wissenschaftliche Studien gehen davon aus, dass es z.B. das Risiko für Unfruchtbarkeit oder einer Krebserkrankung erhöhen kann.

Ob Schönheitsideal oder Belastung, große Brüste sind wohl ein Merkmal unserer Zeit. Hätten Sie das gedacht?

Bilder: thinkstock

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