Mindesthaltbarkeit: Wann ist "abgelaufen" wirklich abgelaufen?

Lebensmittel, die uns gefährlich werden können!

Frisch gekauft und schon verdorben oder eingelagert und immer noch genießbar? Eigentlich soll das Verfallsdatum auf dem Etikett von Lebensmitteln den Verbrauchern dabei helfen, ihre Nahrung besser und effektiver einzuteilen, doch es gibt viele Irrtümer und längst überholte Regeln zur Haltbarkeit.

Dabei ist es gar nicht schwer, den eigenen Sinnen zu vertrauen. Die Genießbarkeit lässt sich durch Geruch, Geschmack oder das bloße Inspizieren von Nahrung und Getränken relativ einfach feststellen.

Aufbewahrung ist das A und O

Durchschnittlich 82 Kilogramm Lebensmittel wirft jeder Bundesbürger jährlich weg. Das muss nicht sein. Ein Hausfrauensprichwort besagt: „Koch es, schäle es oder wirf es weg.“ Dieses Motto galt lange bei verschrumpeltem Obst und Gemüse. Denn Keime befinden sich dort meist nur auf der Oberfläche und lassen sich durch Schälen und/oder Erhitzen abtöten. Mit richtiger Lagerung aber kann viel Abfall vermieden werden. Die Formel: Neu gekaufte und damit noch länger haltbare Lebensmittel im Kühlschrank hinter die schon vorhandenen und älteren Produkte platzieren. Dabei helfen Kühlschrankkörbchen. Die Temperatur sollte am besten fünf Grad betragen.

Tipp: Säfte in Flaschen halten sich länger als im Pappkarton.

Verwechslungsgefahr

Verbraucher vertauschen häufig das Mindesthaltbarkeitsdatum und das Verbrauchsdatum. Dabei können dazwischen kleine Welten liegen: Ersteres meint lediglich, dass ein Lebensmittel bei ungeöffneter Verpackung bis zum angegebenen Datum in jedem Fall genießbar ist. Damit sichern sich die Firmen vor Klagen ab, denn bei richtiger Lagerung und ordnungsgemäßer Kühlung sind die meisten Speisen weitaus länger für den Verzehr gut geeignet. Das Verbrauchsdatum hingegen sollte besser nicht überschritten werden. Die Empfehlung „Zu verbrauchen bis …" ist einzuhalten, da dieser Hinweis auf leicht verderblicher Ware wie Hackfleisch oder Geflügel aufgedruckt ist und zu ernsthaften Gesundheitsrisiken durch Salmonellen-Entwicklung führen kann.

Tipp: Bei Hartkäse kann das Verfallsdatum oft ignoriert werden, da er ein gereiftes Produkt ist. Parmesan im Stück ist oft ein Jahr nach Ablaufdatum noch genießbar.

Eiskalt

Es ist einer der größten Irrtümer: Tiefgefrorene Lebensmittel können beliebig lange aufbewahrt werden. Statt Sommerfrüchten im Winter und Kürbis im Frühling warten im schlimmsten Fall Lebensmittelvergiftung oder Durchfallerkrankungen auf den Verbraucher. Denn, auch wenn Lebensmittel tiefgefroren sind, verrichten – durch die Temperatur stark verlangsamt - Mikroorganismen ihr Werk und führen langfristig dazu, dass Lebensmittel ungenießbar werden. Gerade bei Fleisch sollte man Vorsicht walten lassen! Gemüse und Obst sind im Allgemeinen ungefährlicher. Für Fleisch gilt die Faustregel: je höher der Fettanteil, desto niedriger die Haltbarkeit. Außerdem kritisch sind Schwein und Geflügel, da hier Salmonellen-Gefahr besteht.

Tipp: Nach Verfärbungen Ausschau halten und diese entweder großzügig wegschneiden oder die Lebensmittel im Zweifelsfall entsorgen.

Nicht jeder Pilz ist schädlich

Es gibt Schimmelpilze, die keine Gefahr für den Menschen darstellen. Bei Käsesorten wie Roquefort und Camembert ist es mehrheitlich bekannt, dass der Schimmel absichtlich gezüchtet wurde, doch es gibt auch Wurstsorten, die edel (ver- ) schimmeln und so ihr Aroma aber auch die Haltbarkeit verbessern. Andere Schimmelarten, sogenannte Mykotoxine, wie sie auf Champignons oder Brot vorkommen, sind auf Dauer schädlich für Leber und Nieren und gehören sofort in den Abfall – ebenso Fleisch.

Tipp: Kleinere Schimmelstellen an Räucherware, Hartkäse und Marmelade mit einem Zuckergehalt von über 50 Prozent können großzügig entfernt werden.

Geschmacksverstärker

Die Überraschung: Tomaten gewinnen an Geschmack und Aroma, je weicher und runzeliger sie werden. Die eigentlich zu den Früchten zählenden Tomaten nehmen mit der Zeit an Süße zu. Nur, wenn sie wässrig werden, nach Alkohol riechen oder Schimmel ansetzten, gehören sie in den Müll. Gemahlene Gewürze wie Chili, Paprikapulver oder Cayennepfeffer können mehr als sechs Monate länger haltbar sein, wenn sie als pasteurisiert gekennzeichnet sind. Das Aroma bewahrt sich übrigens besser, wenn man Gewürze luftdicht verschließt, beispielsweise in kleinen Gläsern mit Schraubverschluss.

Tipp: Gewürze nicht über dem Herd lagern, da mit Hitze auch Keime in das Pulver eindringen können.

Grundsätzlich sollten Sie im Supermarkt darauf achten, nur so viel zu kaufen, wie sie auch in nächster Zeit verbrauchen werden oder Sie halten sich an Konserven. Ansonsten können Sie sich auf Ihre eigenen Sinne verlassen. Überprüfen Sie bei Ihren Lebensmitteln Aussehen, Geruch und Geschmack. Riecht das Nahrungsmittel ungewöhnlich säuerlich, muffig oder für dieses Produkt untypisch, lassen Sie lieber die Finger davon. Wer das nicht schafft, sollte versuchen, möglichst viele Lebensmittel aus dem hinteren Teil der Regale zu nehmen. Die sind häufig frischer und haben ein längeres Mindesthaltbarkeitsdatum.