Wahr oder falsch? Augenmythen im Experten-Check

Wir führen längst unser eigenes Leben und trotzdem sind Mamas Ratschläge immer präsent: Lies nicht im Dunkeln, sonst bekommst du schlechte Augen! Schau niemals in die laufende Mikrowelle! Iss viele Karotten, dann brauchst du keine Brille… Was ist dran an diesen Volksweisheiten? Augenärztin Dr. Klaudia Schulte klärt uns auf und hat außerdem interessante Infos für Smartphone-Süchtige, Wintersportler und Blauäugige.

Was ist dran an bekannen Augenmythen? (Foto: Thinskstock)
Was ist dran an bekannen Augenmythen? (Foto: Thinskstock)

Wer im Dunkeln liest, bekommt schlechte Augen
Wenn Sie als Kind gerne heimlich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen haben und heute Brillenträger sind, dann können wir Ihr schlechtes Gewissen beruhigen: „Das Lesen im Dunkeln strengt das Auge zwar stärker an, weil das Bild unterbelichtet ist und die Kontrastschärfe fehlt“, weiß Dr. Klaudia Schulte von der Augenklinik DOmed. „Das führt aber nicht zu einer Verschlechterung der Sehkraft.“

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Die Augen werden durch das Tragen einer Brille faul
…und damit schlechter – das zumindest hört man immer wieder. Dieser Mythos ist aber schlichtweg falsch! „Eine Brille entlastet die Augen und macht das Sehen dadurch weniger anstrengend“, weiß die Augenärztin. „Viele Menschen mit Brille oder Kontaktlinsen haben allerdings sehr hohe Erwartungen an das Sehen und werden überkritisch. Schnell kommen Sie zu dem Schluss, dass sich ihre Sehkraft verschlechtert hat, obwohl das objektiv nicht der Fall ist.“

Wer viele Karotten isst, braucht niemals eine Brille
In dieser Behauptung steckt ein Fünkchen Wahrheit: Karotten enthalten viel Vitamin A und Carotinoide - beides ist sehr gut für die Augen. „Leider kann der übermäßige Verzehr von Karotten aber trotzdem nicht vor einer Verschlechterung der Sehkraft schützen“, weiß Dr. Schulte.

Wer in die laufende Mikrowelle schaut, schädigt seine Augen

Auch diese Warnung aus Kindertagen kommt nicht von ungefähr: Mikrowellenstrahlen erwärmen menschliches Gewebe und können durch die entstehende Wärme u.a. zu Verbrennungen führen. Trotzdem gibt die Dortmunder Augenärztin Entwarnung: „Eine intakte Mikrowelle ist durch die Türdichtung so gut abgeschirmt, dass die Strahlungsleistung vernachlässigbar klein ist und das Augengewebe nicht direkt geschädigt wird, wenn Sie einmal durch das Fenster in Ihre laufende Mikrowelle schauen.“

Wer in die Sonne schaut, wird blind
Auch an diesem Mythos ist etwas dran: „Schauen Sie niemals direkt in die Sonne“, warnt die Expertin. „Die Sonneneinstrahlung kann Ihre Netzhaut schädigen und im schlimmsten Fall zu einem bleibenden Sehverlust führen.“ Schützen Sie Ihre Augen bei Sonnenschein außerdem immer durch eine gute Sonnenbrille vor den UV-Strahlen, sonst bekommen Sie möglicherweise sogar einen Sonnenbrand auf den Augen. „Gerade Wintersportler sind davon häufig betroffen. Sie unterschätzen aufgrund der Kälte die Sonneneinwirkung“, weiß Dr. Schulte. „Ein ,Sonnenbrand’ auf den Augen ist nicht nur äußerst schmerzhaft, er schädigt auch die Netzhaut.“

Wer zu nah vor dem Fernseher sitzt, bekommt schlechte Augen
Ganz so schlimm ist es nicht! Das lange Starren auf den Bildschirm ermüdet die Augen, sie können auch austrocknen und brennen, fehlsichtig werden Sie davon aber nicht. „Am besten Sie passen die Helligkeit im Raum an Ihren Bildschirm an und begrenzen die Fernsehzeit“, rät die Ärztin. Wenn Ihre Kinder gerne sehr nahe vor dem Fernseher sitzen, könnte das übrigens ein Hinweis auf eine Fehlsichtigkeit sein.

Zuviel Lesen auf dem Smartphone schadet der Sehkraft
Diese noch sehr junge Behauptung hat es zwar noch nicht zum Mythos geschafft, trotzdem gehen wir der Anschuldigung auf den Grund: Fakt ist, dass das Lesen auf den kleinen Screens anstrengend ist und die Augen schneller müde macht, trotzdem: Das Surfen auf Handy und Co. schadet Ihrer Sehkraft nicht. „Wenn Ihnen beim Surfen auf Ihrem Handy eine Trübung am Auge auffällt, sollten Sie sich recht bald von einem Augenarzt untersuchen lassen“, empfiehlt die Augenexpertin. „Die Trübung könnte ein Hinweis auf einen Sehfehler oder grauen Star sein.“

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Von der Augenfarbe kann man auf den Charakter schließen
„Blaue Augen Himmelssterne, küssen und poussieren gerne. Braune Augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich. Grüne Augen Froschnatur, von der Liebe keine Spur.“ Bestimmt kennen Sie diesen Spruch aus Teenie-Tagen. Tatsächlich gelten die Augen als Spiegel der Seele, aber bisher konnte wissenschaftlich kein Zusammenhang zwischen Augenfarbe und Charakter festgestellt werden. „Interessant ist aber, dass nur acht Prozent der Menschen blauäugig sind und alle ein gemeinsames Gen besitzen“, weiß Dr. Klaudia Schulte, „das bedeutet, dass alle Blauäugigen letztlich von demselben Menschen abstammen.“