Lauf-Trend auf dünnen Sohlen

Rund 180.000 Kilometer legen wir im Laufe unseres Lebens auf unseren Fußsohlen zurück. Dabei galt für Laufsportler spezielles Schuhwerk lange Zeit als sportmedizinischer Segen. Doch immer mehr Gesundheitsexperten schwören auf die neue Leichtigkeit des Barfußlaufens.

Vor rund vier Jahren präsentierte die amerikanische Firma Vibram den ersten Zehenschuh für Sportler. Eine dünne Gummisohle soll den Fuß lediglich vor Schmutz schützen. So richtig ins Rollen kam die Trendlawine aber erst im vergangenen Jahr. Christopher McDougalls Bestseller „Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt" hatte den dünnen Sohlen einen ordentlichen Popularitätsschub verpasst. In seinem Buch portraitiert McDougall unter anderem den Ultramarathonläufer Ted McDonald, der seine gigantischen Rennen ausschließlich barfuß - oder eben mit minimaler Gummisohle bestreitet. Seither schwören selbst A-List-Promis wie Matthew McConaughey auf die eher unschönen Treter.

Doch was sind die Vorteile des Fast-Barfuß-Sports? Sollten Freizeitsportler künftig wirklich auf ihre gedämpften Laufschuhe verzichten? Zwar fehlen bislang wissenschaftliche Langzeitstudien, doch werden vor allem Orthopäden nicht müde, den positiven Effekt des gelegentlichen Schuhverzichts zu betonen. Vor allem beim Joggen entlastet Barfußlaufen den gesamten Bewegungsapparat. Das ergab eine im Fachmagazin „PM&R: The journal of injury, function and rehabilitation" veröffentlichte Untersuchung. Der direkte Bodenkontakt erfordert nämlich eine veränderte Körperdynamik. Während beim Joggen mit dicken Sohlen vor allem die Fersen belastet werden, verlagert der Läufer barfuß das Gewicht auf den Mittel- und Vorderfuß. Das freut vor allem Knie- und Hüftgelenke.

Also weg mit den teuren Tretern? Experten sehen das Barfußtraining eher als Ergänzung. Wer den blanken Trend ausprobieren möchte, sollte einige Regeln beachten.

1. Barfußtraining ist nichts für Laufanfänger. Wer regelmäßig trainiert, kann die neuen Schuhe nach und nach in den Wochenplan einbauen.

2. Bei chronischen Fußverletzungen oder Fehlstellungen sollten Sie vor dem Kauf einen Orthopäden aufsuchen.

3. Vor allem Diabetiker müssen aufpassen: Sie sind besonders anfällig für schwerere Verletzungen, da es durch die Krankheit zu Wahrnehmungs- und Wundheilungsstörungen kommen kann.

4. Für den Anfang sollten Sie es leicht nehmen. Generell eignet sich ein weicher, ebener Bodenbelag wie zum Beispiel Gras besonders gut, um die Füße an das neue Laufgefühl zu gewöhnen.

Letztlich gilt auch für die Fußfreiheit die Devise: Hören Sie auf Ihren Körper. Barfuß-Marathonläufer Ken Bob Saxton, der selbst über 70 Langstreckenlaufe barfuß bewältigt hat, weiß: „Glücklicherweise sind unsere Füße sehr sensibel. Wenn wir auf sie hören, machen wir sicher keine Dummheiten".