Dick und krank durch Heilfasten?

Wer möchte nicht leicht und beschwingt in den Frühling starten? Den Körper entgiften und ein paar lästige Pfunde verlieren? Viele Menschen sind davon überzeugt, dass sie sich mit einer Fastenkur etwas Gutes tun. Doch das Gegenteil ist der Fall! Ernährungsexperte Sven-David Müller warnt: Fasten ist nicht nur unsinnig, es kann auch gefährlich sein und macht Sie am Ende nur noch dicker!

Heilfasten macht dick und krank (Foto: Thinkstock)
Heilfasten macht dick und krank (Foto: Thinkstock)

Was ist Heilfasten?
Beim Heilfasten verzichtet man über einen bestimmten Zeitraum (meist zwischen 7 und 14 Tagen – selten länger) auf feste Nahrung und Genussmittel. Ein Entlastungstag, an dem leichte Lebensmittel gegessen werden, und eine anschließende Darmentleerung bilden den Auftakt. An den Fastentagen gibt es dann ausschließlich flüssige Nahrung in Form von Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäften, Tee und Wasser. „Wenn Sie gesund sind, kann eine ein- bis maximal zweitägige Fastenkur sinnvoll sein, um einen überlasteten Darm zu regulieren. Zum Abnehmen ist Heilfasten aber definitiv nicht geeignet“, sagt Sven-David Müller, Experte für Heilfasten („Gesundheitsrisiko Heilfasten“, Schlütersche, 12,90 Euro).

Irrglaube und Risiken des Fastens:

Nein - Fasten entschlackt den Körper nicht!
Das oberste Ziel der meisten Fastenbefürworter ist es, den Körper zu entschlacken und zu entgiften. Doch das ist völlig unsinnig, betont Ernährungswissenschaftler Sven-David Müller. „Bisher konnte wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden, dass Schlackenstoffe im menschlichen Körper überhaupt existieren. Sehr vielen Menschen ist nicht klar, dass unser Körper über ein sehr gut funktionierendes Entgiftungssystem verfügt. Über Leber und Niere entgiftet sich der Körper selbst. Würde das nicht funktionieren, wäre der Mensch nicht überlebensfähig.“

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Fasten greift das Herz an
Fasten stellt für den Körper eine extreme Stresssituation dar. Gerade in der Anfangsphase baut der Körper aufgrund der mangelnden Energie- und Eiweißzufuhr verstärkt körpereigenes Eiweiß aus der Skelett- und Herzmuskulatur ab. „Besonders gefährlich ist der Muskelabbau des Herzmuskels“, warnt Sven-David Müller. „Vor allem wenn Sie normal- oder nur leicht übergewichtig sind, sind Sie davon betroffen, weil sie beim Fasten mehr Muskulatur verlieren, als Menschen mit mehr Fettmasse.“ Auch Haarausfall und eine Veränderung der Fingernägel sind ein sicheres Zeichen für einen Eiweißmangel durch die Fastenkur. „Die Proteinzufuhr sollte pro Tag nicht unter 50 Gramm liegen, aber das ist mit einer Tee- oder Saftfastenkur nicht zu erreichen“, sagt der Experte.

Fasten begünstigt den Jo-Jo-Effekt
Während des Fastens schaltet der Körper auf Hungerstoffwechsel, das bedeutet, er fährt den Kalorienbedarf extrem herunter – der Grundumsatz sinkt. Natürlich werden Sie während des Fastens trotzdem ein paar Kilo verlieren, aber sobald Sie nach der Kur zu Ihren normalen Essgewohnheiten zurückkehren, wird Ihr Gewicht wieder steigen – meist werden Sie sogar mehr wiegen als vor dem Fasten, weil Ihr Stoffwechsel nur auf Sparflamme arbeitet. „Sehr viele Menschen fasten sich von Jahr zu Jahr dicker“, beklagt der Diätexperte. „Ehemals fitte und gesunde Menschen werden durch wiederholte Fastenkuren zu Dicken und Kranken!“

Fasten fördert Fressattacken
Ebenfalls ein unerwünschter aber sehr häufiger Nebeneffekt des Fastens: Unkontrollierte Fressanfälle! Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Körper nach der extremen Fastenkur nur ein Ziel hat: Er will sein ursprüngliches Gewicht wiederherstellen! Das extreme Hungergefühl das nach dem Fasten entsteht und uns zum unkontrollierten Essen verleitet, ist nichts weiter als ein Regulationsmechanismus des Körpers, um seine altes Gewicht zu erreichen.

Fasten führt zu Übersäuerung
Eine Fastenkur und der damit verbundene Energiemangel im Körper führen zum Abbau von Fettgewebe. Was erst einmal gut klingt, hat ungünstige Auswirkungen: „Durch den Fettgewebsabbau gelangen freie Fettsäuren ins Blut, die den Körper übersäuern. Das merken Sie daran, dass Sie starken Mund- und Körpergeruch bekommen“, erklärt der Experte. „Gefährlich wird es deshalb, weil die Nieren jetzt in ihrem natürlichen Vorgang der Harnsäureausscheidung behindert werden.“ Die Folge: Die Harnsäure im Blut steigt an. Deshalb sollten vor allem Menschen mit Gicht oder erhöhten Harnsäurewerten nicht fasten, weil dann die Gefahr eines akuten Gichtanfalls steigt.

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Fasten schwächt das Immunsystem
Völlig unsinnig ist es auch, ausgerechnet nach dem Winter mit einer Frühjahrskur in die wärmere Jahreszeit zu starten. Eine Fastenkur greift unser Immunsystem extrem an, dabei sind unsere Abwehrkräfte gerade im Frühjahr nochmal richtig gefordert! Zweidrittel unserer Abwehrkräfte sitzen in der Darmflora. Durch eine Fastenkur wird der Darm extrem belastet und das Immunsystem geschädigt. Gefährliche Krankheitserreger können nun viel leichter in den Körper eindringen. „Ganz massiv wird Ihre Darmflora übrigens beeinträchtigt, wenn Sie zur Stuhlentleerung Glaubersalz verwenden“, warnt Sven-David Müller. „Wenn Sie das Fasten nicht lassen können, sollten Sie Ihre Darmflora danach unbedingt mit Probiotika wiederherstellen.“

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