Veganismus – von der belächelten Öko-Spinnerei zum salonfähigen Lifestyle

An diesem Trend gibt es zurzeit fast kein Vorbeikommen: Vegan zu leben ist angesagt. Auch viele Promis bekennen sich offen zu ihrer veganen Lebensweise und helfen so, das einst angestaubte und alternative Öko-Image des Veganismus zu wandeln. Doch kann eine Ernährung ohne jegliche tierische Produkte tatsächlich so gesund für uns sein, wie viele behaupten?

Veganer? Das sind hagere Hippies mit Jesus-Latschen und selbstgestrickten Mützen, die leidenschaftslos an Karotten knabbern. Weit gefehlt! Denn der komplette Verzicht auf tierische Produkte in der Ernährung und/oder Kleidung und Kosmetik, hat sich von einer belächelten Randgruppenerscheinung mittlerweile zu einem hippen Trend gemausert.

Zahlreiche Prominente, die lieber in ein Soja-Schnitzel beißen als in eine Bratwurst, sind an diesem Imagewandel nicht ganz unschuldig: Hollywood-Stars und Musiker wie Anthony Kiedis, Natalie Portman, Alicia Silverstone, Moby, Pamela Anderson und Zooey Deschanel leben aus Überzeugung vegan und verhelfen dem aktuellen Hype durch ihren Promi-Status zu neuen Anhängern.

Diesem Trend zur Ablehnung tierischer Produkte passt sich mittlerweile auch der Markt an: Die Zahl der veganen Restaurants und Supermärkte wächst. Auch gibt es immer mehr vegane Beauty- und Modelabels. Kurz: „In" ist, was ohne ist — ohne Tier.

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Die Zahlen sprechen für sich: Der Vegetarierbund Deutschland schätzt im Jahr 2010, dass in Deutschland bereits 600.000 Veganer leben. Und auch in Zukunft dürfte man immer mehr Menschen eher zu Salat und Sojamilch statt zu Steak und Gouda greifen sehen, denn die Tendenz ist steigend. Doch was hat den Veganismus plötzlich aus seiner Öko-Ecke geholt?

Bewusste Entscheidung für einen Lifestyle

Maria Huber, staatlich geprüfte Diätassistentin, spricht bei Veganismus nicht von einer reinen Ernährungsform, sondern vielmehr von einem Lifestyle. Die Trendbewegung erklärt sie sich folgendermaßen: „Umwelt-Aspekte wie Massentierhaltung und zunehmender CO2-Ausstoß sind immer mehr in den Fokus geraten und es ist ein neues Bewusstsein entstanden."

Dieses Bewusstsein, solche Vorgänge nicht unterstützen zu wollen und derartig erzeugte Lebensmittel besser abzulehnen, wächst vermutlich mit jedem weiteren Umwelt- und Lebensmittelskandal.

Neben der Überzeugung von „Hardcore-Veganern", dass man Tiere nicht töten dürfe, sei das laut Huber immer häufiger der Grund für die Entscheidung, sich vegan zu ernähren.

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Dass eine Gemüsepfanne außerdem für die Figur mehr Sinn macht als eine Salamipizza mit doppelt Käse, leuchtet sogar einem überzeugten „Fleischfresser" ein. „Außerdem kann man einen Lifestyle einfacher vertreten als eine Diät. Man muss sich nicht ständig rechtfertigen und wird nicht jedes Mal gefragt, warum man kein Fleisch isst", so die Diätassistentin.

Schattenseiten des Öko-Schick

Dennoch hält sie eine rein vegane Ernährung nicht für empfehlenswert: „Dazu muss man ein sehr gutes Grundwissen über Ernährung haben, wie man seinen täglichen Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen abdecken kann." Wer dieses Wissen nicht hat oder es nicht richtig umsetzt, dem drohe langfristig gesehen ein Versorgungsloch.

Zwar kann man sich etwa bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung oder bei seinem Hausarzt ausführlich informieren, doch für einen Laien bedeutet das einen erheblichen Aufwand, optimalerweise verbunden mit ärztlicher Überwachung und gegebenenfalls auch mit der Supplementierung von Vitaminen und Nährstoffen.

Längst überholt: Fett ist der Feind!

Die Zweifel am strikten Verzicht auf tierische Lebensmittel sind nicht unbegründet: In einer Studie von Professor Andreas Hahn, Leiter des Instituts für Lebensmittelwissenschaft der Leibniz Universität Hannover, wurde bei fast zwei Dritteln der strikten Veganer ein bedenklicher Mangel an Vitamin B12 festgestellt.

Für Kinder, ältere Menschen und Schwangere, die einen erhöhten Nährstoffbedarf oder eine schlechtere Nährstoffverwertung haben, sollten deswegen zumindest Milchprodukte auf dem Speiseplan stehen.

Die bessere Alternative

Eine weitaus sinnvollere Art der Ernährung als zu allem „Nein" zu sagen, was von Rind, Schwein und Co. stammt, bietet der Ovo-Lacto-Vegetarismus. Außer toten Tieren kann hierbei alles gefuttert werden. Und das zahlt sich aus: Die Eier-Milch-Pflanzen-Esser können sich etwa durch Milchprodukte mit wichtigem Protein und Vitamin B12 versorgen.

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Auch ein, zwei vegane Tage pro Woche schaden Ihrem Körper nicht, sondern können ihm durchaus gut tun. Doch wer mit dem Gedanken spielt, dauerhaft Veganer zu werden, sollte sich darüber im Klaren sein, dass gesunder Veganismus mehr erfordert, als von heute auf morgen alle tierischen Produkte und Erzeugnisse von seinem Speiseplan zu verbannen. Eine gründliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und den Grundregeln einer ausgewogenen Ernährung sind definitiv Pflicht!