Stiftung Warentest: Wie viel Gutes steckt wirklich in Multivitaminsäften?

Glückliche Familien beim Sonntagsfrühstück, ausgelassene Kinder auf Blumenwiesen und rüstige Senioren: Geht es nach der Fernsehwerbung, gibt es kaum was Gesünderes als ein Glas Saft. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Stiftung Warentest hat 22 Multivitaminsäfte getestet — und kam zu äußerst ernüchternden Ergebnissen.

Stiftung Warentest prüfte 22 Multivitaminsäfte - nur einer war "sehr gut" (Bild: ddp images)
Stiftung Warentest prüfte 22 Multivitaminsäfte - nur einer war "sehr gut" (Bild: ddp images)

Acht Mal „ausreichend" oder „mangelhaft"
Der „Frucht-Multi-Vitaminsaft" von Eckes machte im Jahr 1979 den Anfang — heute ist Multivitaminsaft nach Orangen- und Apfelsaft der drittbeliebteste Fruchtsaft der Deutschen. Die einen trinken ihn, weil sie den exotischen Geschmack mögen, die anderen, weil sie denken, damit ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun.

Zumindest Letzteres trifft leider in den meisten Fällen nicht zu, wie Stiftung Warentest in einem Qualitäts-Check herausgefunden hat. Von 22 Multivitaminsäften schnitt nur einer mit „sehr gut" ab, ganze acht Produkte hingegen erhielten die Noten „ausreichend" und „mangelhaft". Der Grund: In vielen Säften ist nicht das drin, was drin sein sollte.

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Fruchtsaftkonzentrat und Fantasienamen
Es stellte sich heraus, dass es sich bei Produktbezeichnungen wie „Roter Multi", „Multivitamin" oder „Vitamin-Frühstück" häufig um reine Fantasienamen handelt, die nicht rechtlich geregelt sind. Warum das problematisch ist? Der Inhalt hat dann meist nicht viel mit den appetitlichen Früchten auf den Verpackungen gemein.

Viele Safthersteller verwenden sogar nur Fruchtsaftkonzentrate — das ist zwar eine Zutat, die aus Früchten gewonnen wird, macht aber noch lange keinen Fruchtsaft. Diese Bezeichnung ist nämlich gesetzlich geregelt und dafür muss ein Saft aus 100 Prozent Frucht bestehen.

Festgestellt wurde dies unter anderem beim Roten Multi-Vitamin von „Hohes C", hier fanden sich sogar ausschließlich Fruchtsaftkonzentrate sowie Fremdaromen, die mit den Früchten auf der Verpackung rein gar nichts mehr zu tun hatten. Für die Bezeichnung „Fruchtsaft aus Konzentrat" muss der zuvor entwässerte Saft rückverdünnt und die entwichenen Aromastoffe wieder hinzugefügt werden.


Überdosis an Vitaminen

Zwar geizen viele Hersteller von Multivitaminsäften mit teuren Aromen, sind dafür aber umso großzügiger mit Vitaminen. Die stammen in den meisten Fällen übrigens nicht aus echten Früchten, sondern aus dem Labor. Bei fast allen 22 Säften stellten die Tester höhere Vitamingehalte fest, als auf der Packung angegeben.

Das Sprichwort „Viel hilft viel" trifft in diesem Fall allerdings leider nicht zu, denn zu hohe Vitamindosen können dem Körper schaden. Hinzu kommt, dass noch nicht klar ist, wie der Körper Vitamine aus dem Labor verarbeitet. Wer täglich einen Liter Multi-Saft trinkt, überschreitet damit die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit berechnete Vitamin-Obergrenze. Deshalb sollte es nicht mehr als ein 0,2-Liter-Glas am Tag sein.

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Der Testsieger und die Verlierer
Die Multivitaminsäfte von Albi, Rauch, Kaiser's Tengelmann, Bauer und der „Rote Multi" von Edeka erhielten allesamt die Qualitätssiegel „ausreichend" und „mangelhaft". Absoluter Verlierer der 22 getesteten Produkte ist allerdings der Multi-Saft von Bari. Er wies so gut wie keine Fruchtaromen auf, die nach einer Rearomatisierung vorhanden sein müssten — und schmeckte entsprechend muffig, malzig und nach alten Früchten.

Auf Platz eins mit der Note „sehr gut" schaffte es nur einer: der „11 plus 11"-Saft aus dem Hause Rabenhorst. Die auf der Verpackung versprochene große Fruchtvielfalt konnte nachgewiesen werden, genau wie eine hohe Fruchtsaftqualität, einwandfreier Geschmack und angemessene Vitaminmengen. Zwar kostet der Liter rund vier Euro — doch in diesem Falle zahlt sich der höhere Preis auch wirklich aus.