Spanx für Schwangere

Wer schön sein will, muss schlank bleiben - schon seit Jahrzehnten vermitteln Medien die Beauty-Botschaft an Millarden Menschen auf der ganzen Welt. Große Konzerne machen sich das zunutze und entwickeln immer wieder neue Produkte, die (angeblich) dabei helfen sollen, das Körpergewicht zu reduzieren oder aber sogenannte Problemzonen zu verstecken. Dazu gehört die US-Firma Spanx, deren Name inzwischen stellvertretend für figurformende Wäsche steht. Längst hat sie auch Schwangere als Zielgruppe entdeckt ...

Für den Preis von 38 Euro vertreibt das Unternehmen auf seiner Website unter anderem die "Superkräfte-Shorts für werdende Mamas", ein formendes und stützendes hautfarbenes Höschen, das von den Oberschenkeln bis unterhalb der Brust reicht. Bebildert ist das Produkt mit einer schlanken Frau, die einen deutlich sichtbarem Babybauch vor sich her und schwarze, spitze Pumps an den Füßen trägt. Der Werbetext dazu: "Power-Mamas wollen volle neun Monate gut aussehen. Unsere Power Panties erfüllen diesen Wunsch!"

Dürfen Schwangere Krafttraining machen?

Um gut auszusehen, muss eine Schwangere in der heutigen Zeit also speziell gefertigte Unterwäsche tragen und ihre Kurven künstlich einschränken? Gilt es nicht mehr als schön, den Körper neun Monate lang natürlich wachsen zu lassen? Mit verantwortlich für jene veränderte Sichtweise sind sicherlich auch die Prominenten, die ihre Schwangeschaft vor der Öffentlichkeit so lange wie möglich verbergen wollen und deshalb häufig zu Schummel-Wäsche greifen. Oder aber die, die beeinflusst vom Diät-Diktat in Hollywood öffentlich propagieren, dass Baby-Kurven nur in Maßen willkommen seien. Ein erschreckendes Beispiel dafür bietet Ex-Model und Schauspielerin Molly Sims, die 2012 ihr erstes Kind erwartete. "Ich habe schon Speck an Stellen gesehen, an denen ich es nicht für möglich gehalten hätte", mäkelte die heute 40-Jährige zu der Zeit an den schwangerschaftsbedingten Veränderungen ihres Körpers herum. Ihre Lösung für das "Problem": "Ich trage Spanx, die halten alles drin", so Molly.

Gefährliches Vorbild: Promi-Schwangere

Abseits der oft zweifelhaften Motivation, sich als Schwangere in figurformende Wäsche zu zwängen, sind sich Spezialisten uneinig darüber, ob das Tragen der Mogel-Mode gesundheitliche Folgen haben kann. Während der Londoner Gynäkologe Dr. Mike Bowen gegenüber der Tageszeitung "Daily Mail" aus ärztlicher Sicht keine Bedenken äußerte, gab sich eine Beraterin der Organisation National Childbirth Trust, die Eltern beratend und unterstützend zur Seite steht, wesentlich vorsichtdiger. "Es ist wichtig, dass der Blutfluss während einer Schwangerschaft an keiner Stelle unterbrochen wird. Das Baby braucht den Sauerstoff", merkte Elizabeth Duff an und betonte: "Jede Frau, die darüber nachdenkt, engere Kleidung zu tragen, sollte erst mit ihrer Hebamme sprechen, bevor sie in figurformende Wäsche investiert."

Checkliste Schwangerschaft

Laut der Geburtshelferin Gail Johnson können die verminderte Fähigkeit, schnell und jederzeit auf Toilette gehen zu können, eine Infektion des Urintraktes begünstigen. Möglich während der letzten Schwangerschaftsmonate sei außerdem eine Überhitzung des Körpers in den Sommermonaten. Wie die Physiotherapeutin Sammy Margo angibt, könne es durch die stützende Wirkung von Spanx und Co. außerdem zu schwindenden Muskeln kommen. "Wenn Frauen Formwäsche für Schwangere tragen, obwohl sie es physisch eigentlich nicht müssten, kann es die Muskeln in ihren Hintern, Bäuchen und im unteren Rückenbereich schwächen." Wie schön es also wäre, wenn sich werdende Mamas nicht mehr gezwungen fühlen würden, gängigen Schönheitsbildern zu entsprechen! Und Unternehmen und Medien diese Sichtweise durch entsprechende Produktwerbung und Berichterstattung nicht auch noch förderten ...