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So lernt Ihr Kind besser lesen und schreiben

Das Lesen macht Probleme und im Diktat häufen sich zum wiederholten Male die Fehler. Mit den schlechten Noten wächst auch zu Hause der Druck: Unser Kind muss richtig lesen und schreiben lernen! Doch wie können Eltern helfen?

Schulpsychologe Dr. Gero Tacke hat mehr als 20 Jahre mit betroffenen Schülern und deren Eltern zusammen gearbeitet und zahlreiche wissenschaftliche Texte und Bücher zum Thema geschrieben (u.a. "Das 10-Minuten-Rechtschreibtraining für zu Hause"; Auer-Verlag).

Für Yahoo! Lifestyle erläutert er mögliche Ursachen einer Rechtschreibschwäche, nennt die häufigsten Fehler und gibt konkrete Trainings-Tipps.

Lesen und schreiben hängen eng zusammen (Foto: Thinkstock)
Lesen und schreiben hängen eng zusammen (Foto: Thinkstock)

Ganz wichtig: Lesen üben
Wenn der Nachwuchs wieder eine schlechte Note im Diktat nach Hause bringt, versuchen alarmierte Eltern meist mit einem gehäuften Üben von Diktaten gegenzusteuern. Was viele dabei vergessen: Viel wichtiger als die Rechtschreibung ist das Lesen.

„Leider wird das Lesen in den Familien viel weniger intensiv geübt als die Rechtschreibung", berichtet Dr. Gero Tacke aus seiner Erfahrung. „Weil das Lesen im Gegensatz zum Schreiben in der Regel nicht in der ganzen Grundschulzeit benotet wird, baut sich unter Eltern, Lehrern und Schülern ein immenser Druck zum vorrangigen Rechtschreibenüben auf."

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Das ist entscheidend
Ganz am Anfang des Schriftspracherwerbs ist es wichtig, die Buchstaben-Laut-Beziehungen intensiv einzuüben. In einem weiteren Schritt hilft es, den Schülern beizubringen, die Wörter beim Lesen in Silben zu teilen.

Die Lese-Rechtschreibschwäche ist auch genetisch bedingt
Forscher haben herausgefunden, dass die Lese-Rechtschreibschwäche auch einen erblichen Anteil hat. „Wer lese- rechtschreibschwache Vorfahren hat, hat ein erhöhtes Risiko selbst Probleme damit zu bekommen" erklärt der Schulpsychologe.

Betroffenen fällt es bereits schwer, gesprochene Wörter in Laute, Lautkombinationen, Silben und Morpheme zu segmentieren. Wie meist bei der Vererbung wird die Schwäche aber nicht zu hundert Prozent weiter gegeben.

Welche Schüler sind als Legastheniker anzusehen und welche einfach nur als rechtschreibschwach? „Die Abgrenzung von Legasthenikern zu Schülern, die einfach nur viele Fehler machen, ist willkürlich. Es gibt da keine natürliche Grenze", erläutert der Experte. „Alle Schüler sollten auf jeden Fall das Rechtschreibniveau erreichen, das im Rahmen ihrer Möglichkeiten liegt."

Die häufigsten Fehler
Die meisten der zehn häufigsten Rechtschreibfehler sind grammatikalischer Art, z.B. die Verwechslung von „einem" und „einen", die hauptsächlich in Aufsätzen vorkommen. Zu den häufigsten Rechtschreibfehlern in Aufsätzen und in Diktaten gehören u.a. die Wörter „kam, dann, wäre, vielleicht, nicht, kriegt, fiel". „Diese Wörter machen einen großen Teil der Fehler aus, weil sie in vielen Texten vorkommen", weiß Gero Tacke.

Rechtschreibfehler treten immer dann auf, wenn ihre Schreibweise nicht daraus hervorgeht wie sie gesprochen werden, z.B. das „h" in „nehmen" oder das „v" in „Vase". Der größte Fehleranteil, nämlich 25 Prozent, entfällt auf die Groß- und Kleinschreibung. „Auch die Umgangssprache kann zum Problem werden", sagt Dr. Tacke, „wenn Wörter wie 'nicht' in der Umgangssprache zu 'nich' verschliffen werden, führt das häufig dazu, dass beim Schreiben das t weggelassen wird."

Lesen und schreiben hängen eng zusammen (Foto: Thinkstock)
Lesen und schreiben hängen eng zusammen (Foto: Thinkstock)

So organisieren Sie ein erfolgreiches Lese- und Rechtschreibtraining:

1. Abmachungen
Klären Sie zusammen mit Ihrem Kind, wie oft und wie lange geübt wird. Sinnvoll ist es von Montag bis Freitag immer zur gleichen Zeit kurz zu üben. Als Faustregel gilt: Zweitklässler üben 10 Minuten, Drittklässler 15 und Viertklässler 20 Minuten.

Überlegen Sie auch, wann für Ihr Kind ein sinnvoller, täglich wiederkehrender Zeitpunkt für das zusätzliche Übungsprogramm ist. Dann wird die Küchenuhr gestellt und bis zum Ertönen der Klingel geübt.

Als zusätzliche Motivation können Sie Belohnungskärtchen einführen und jede eingehaltene Übungseinheit mit einem Smiley oder Aufkleber honorieren. Die Belohnung legen Sie zusammen mit Ihrem Kind fest, z.B. geht es nach drei Punkten zum Eis essen oder nach 12 Punkten in den Freizeitpark. Wichtig ist, dass Sie und Ihr Kind sich gleichermaßen an die Abmachungen halten.

2. Lesen üben
Je nach Klassenstufe üben Sie dann die grundlegenden Voraussetzungen des Lesens, z.B. die Buchstaben-Laut-Beziehungen, oder weiterführende Lesetechniken wie z.B. das Lesen in Silben. Für das Lesenüben gibt es mehrere geeignete Programme. Dr. Gero Tacke stellt eines unter dem Titel „Flüssig lesen lernen" auf seiner Website (www.leserechtschreibfoerderung.de) vor.

3. Rechtschreiben üben
Beim richtig schreiben lernen, ist es sehr sinnvoll, zunächst die Groß- und Kleinschreibung einzuüben. Auf diese Fehlerart fällt der größte Teil aller Rechtschreibfehler (25 Prozent), deshalb wirken sich Verbesserungen in diesem Bereich am stärksten auf die Gesamtfehlerzahl aus.

Zusätzlich können Sie mit Ihrem Kind die am häufigsten vorkommenden Fehlerwörter einüben. Die hundert häufigsten Fehlerwörter finden Sie auf dem Landesbildungsserver von Baden-Württemberg.

4. Karteikartensystem

Die Wörter, die Sie mit Ihrem Kind üben möchten, können Sie auf Karteikarten notieren. Dabei schreiben Sie auf jede Karteikarte nur ein Wort. Während des Übens nehmen Sie eine Karteikarte und diktieren das Wort im Zusammenhang mit einem Satz, den Sie sich ausdenken. Ihr Kind schreibt immer nur das Übungswort und spricht es leise - Silbe für Silbe - mit.

Bitte sagen Sie jetzt nichts, sondern legen Sie Ihrem Kind die Karteikarte vor. Es muss sein geschriebenes Wort mit dem auf der Karte vergleichen. Hat Ihr Kind das Wort richtig geschrieben, darf es ein Plus auf der Karteikarte notieren. Hat Ihr Kind einen Fehler im Wort, dann notiert es ein Minus und muss das Wort noch einmal richtig aufschreiben.

Wenn ein Wort in vier verschiedenen Übungseinheiten hintereinander richtig geschrieben wurde, wird die Karte beiseite gelegt und durch eine weitere Karte ersetzt. Auf diese Weise bleibt die Zahl der Übungswörter immer gleich.

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5. Aktualisierung

Im dritten Schuljahr ist es oft üblich, dass Lehrer für kommende Klassenarbeiten schwierige Wörter zum Üben aufgeben. Auch die können Sie übernehmen. Ihre persönlichen Karteikarten garantieren Ihnen, dass sie genau auf die Übungsbedürfnisse Ihres Kindes abgestimmt sind.