Kinder vegetarisch ernähren: Gesund oder gefährlich?

Ein ausgewogenes Essenangebot ohne Fleisch halten Experten für unbedenklich, eine komplett vegane Ernährung ist für Kinder jedoch ungeeignet.

Dass Erwachsene für sich entscheiden, kein Fleisch zu essen — ob aus weltanschaulichen, religiösen, ökologischen oder anderen Gründen — sehen Ernährungswissenschaftler heutzutage nicht mehr kritisch. Vieles spricht sogar dafür, dass Vegetarier gesünder leben. Was aber, wenn Vegetarier ihre Kinder ebenfalls fleischlos ernähren möchten?

Ist vegetarisches Essen für Kinder gesund? (Bild: thinkstock)
Ist vegetarisches Essen für Kinder gesund? (Bild: thinkstock)

Die Frage, ob eine vegetarische Ernährung bei Kindern empfehlenswert ist, beantwortet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) so: "Eine ausgewogene und abwechslungsreiche ovo-lacto-vegetarische Ernährung — ohne Fleisch und Fisch, aber mit Eiern und Milchprodukten — kann als Dauerkost empfohlen werden."

Mangelerscheinungen bei Kindern
Allerdings sollte möglichst nur das Angebot vegetarisch sein und das fleischlose Dasein nicht zum Dogma erhoben werden. Auch überzeugte Vegetarier-Eltern sollten Ihren Kindern nicht verbieten, Fleisch zu essen. Kommt zum Fleischverzicht auch der Verzicht auf Eier und Milch dazu, wird es gesundheitlich bedenklich.

Eine vegane Ernährung (ohne jegliche Tierprodukte, also auch keine Butter, Eier, Milch etc.) ist im gesamten Kindeshalter ungeeignet. Die Ernährungsexperten der DGE sind der Meinung, dass es zu einer unzureichenden Zufuhr mit Energie, Protein, Eisen, Calcium, Jod, Zink, Vitamin B2, Vitamin B12 und Vitamin D kommen kann.

Die Zufuhr langkettiger n-3 Fettsäuren kann ebenfalls zu gering sein. Das kann bei Kindern, die durch ihr Wachstum und einen geringeren Nährstoffspeicher einen anderen Stoffwechsel haben als Erwachsene, zu Mangelerscheinungen führen. Störungen der Blutbildung (Vitamin B12-Mangel), Wachstumsverzögerung (Energie-Protein-Malnutrition) und teilweise irreversible neurologische Störungen (Mangel an Vitamin B12 und Jod) sind die Folge.

Stillen und vegan leben?
Die DGE berichtet, dass vereinzelt bei veganer Ernährung der Mutter ein zu niedriger Gehalt an Energie, Lactose, Fett und Protein in der Muttermilch beobachtet wurde. Wenn der Säugling in den ersten Lebensmonaten noch voll gestillt wird , kann das teilweise zu Gesundheitsschäden wie verringertem Wachstum und erhöhter Infektanfälligkeit führen.

Vorsicht auch bei Säuglingsnahrung auf Sojabasis — hier sollten Sie auf jeden Fall den Kinderarzt vorher befragen. Spätestens nach dem 6. Monat sollten Babys eisenangereicherte Beikost erhalten, da der Eisengehalt der Muttermilch gering ist.

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Jugendlicher Protest
Anders verhält es sich, wenn Kinder sich auf dem Weg zum Erwachsenwerden von ihren Eltern und deren Gewohnheit abgrenzen. Bei einigen äußert sich dies durch ein verändertes Essverhalten, zum Beispiel durch den Verzicht auf Fleisch und Fisch: „Wie könnt ihr nur Tiere essen", „Wir haben kein Recht, Tiere zu töten" oder „Ich esse nichts, was Augen hat", sind Sätze des Protests.

Einige Teenager lehnen den Fleischverzehr ab und werden — zumindest zeitweise — zu Vegetariern. Eltern sollten ihre Kinder dann auf kenen Fall zum Fleisch essen zwingen, sondern diese Phase mit möglichst viel Toleranz angehen, aber ein besonderes Auge auf die Ernährung haben.

Fleisch enthält viel Eisen, und ohne dies reicht während der Pubertät die Eisenzufuhr für die schnelle Vermehrung der Körpermasse oft nicht aus. Latenter Eisenmangel und Anämien kommen deshalb häufig bei Jungen während des pubertären Wachstumsschubs vor. Bei Mädchen steigt der Eisenbedarf besonders mit dem Einsetzen der Menstruation.

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Was tun, wenn Kinder kein Fleisch mögen?
Versuchen Sie den Eisenbedarf mit eisenreichen pflanzlichen Lebensmittel wie Getreideprodukte aus Vollkorn, Gemüsearten wie Spinat, Erbsen, Fenchel, Mangold, Schwarzwurzeln sowie Hülsenfrüchte zu stillen.

Eine Verbesserung der Eisenaufnahme gelingt übrigens, wenn zu eisenreichen pflanzlichen Lebensmitteln immer ein Vitamin C-reiches Lebensmittel wie Paprika oder Petersilie verzehrt wird. Vermitteln Sie, dass eine ausgewogene Ernährung das Beste ist, aber beharren Sie nicht darauf, dass Ihr Kind Fleisch isst, wenn es das partout nicht möchte.

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