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Geschlechterbestimmung: 50.000 Dollar für ein Mädchen

Australisches Paar nutzte das PID-Verfahren

"Am liebsten hätte ich ein Mädchen", "Ich habe mir immer schon einen Jungen gewünscht" … Sätze wie diese hört man häufig von werdenden Eltern. Während sich die meisten von ihnen aber beeilen hinterherzuschieben, dass das Geschlecht ihres Babys letzten Endes natürlich keine Rolle spielt, sind Jayne und Jon Cornwill einen anderen Weg gegangen: Das australische Paar hat knapp 50.000 Dollar, also etwa 40.000 Euro, dafür ausgegeben, bei der Geschlechterfrage ein Wörtchen mitzureden.

Jayne und Jon Cornwill ließen das Geschlecht ihrer Tochter per PID-Verfahren bestimmen (Bild: Facebook)
Jayne und Jon Cornwill ließen das Geschlecht ihrer Tochter per PID-Verfahren bestimmen (Bild: Facebook)

In der Praxis des kalifornischen Arztes Dr. Daniel Potter, der bereits 1.000 weitere Kunden aus Australien behandelt hat, ließen sie im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation ein präimplantationsdiagnostisches Screening (PID) durchführen, um vorab das Geschlecht ihres Babys zu bestimmen. In Jaynes und Jons Heimat Australien ist das Verfahren, bei dem einem noch nicht in die Gebärmutter eingepflanzten Embryo einige Zellen für Gentests entnommen werden, illegal. Doch für das Paar, das bereits drei Söhne hat, spielt das keine Rolle – ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Cornwills für den Eingriff eine Hypothek auf ihr Haus aufnehmen mussten.

Die kleine Emmerson Cornwill (Bild: Facebook)
Die kleine Emmerson Cornwill (Bild: Facebook)

Die Enttäuschung darüber, niemals eine Tochter zur Welt gebracht zu haben, habe sich angefühlt wie "die Trauer um den Tod eines Kindes, das man niemals hatte" und wie "jede andere Form von Depression auch" beschrieb Jayne Cornwill ihre Situation vor dem Eingriff in einem Artikel für die Zeitung "Sydney Morning Herald". In der australischen Fernsehsendung "Today" erläuterte sie außerdem, dass auch ihr Mann eine große Rolle bei der Entscheidung gespielt habe:  "Mein Mann hat sich ein kleines Mädchen gewünscht, das er eines Tages vor den Altar führen kann." Der Wunsch der Cornwills ging in Erfüllung: Baby Emmerson kam als gesundes kleines Mädchen zur Welt.

Emmerson Cornwill mit ihren drei Brüdern (Bild: Facebook)
Emmerson Cornwill mit ihren drei Brüdern (Bild: Facebook)

Der in der Presse breit diskutierte Fall der Cornwills löste zahlreiche ethische Debatten um das Thema Geschlechtsbestimmung durch PID-Methoden aus. Denn das Screening dient eigentlich dazu, vor der Einpflanzung auszuschließen, dass das Embryo an genetischen Erkrankungen wie dem Down-Syndrom oder Trisomie 18 leidet. Insgesamt rund 400 Krankheiten können durch ein derartiges PID-Screening diagnostiziert werden.

Da es aber auch die Bestimmung des Geschlechts mit einer fast 100-prozentigen Trefferquote ermöglicht, unterziehen sich immer mehr Paare ohne Fruchtbarkeitsprobleme oder genetische Vorbelastungen, die eine Überprüfung des Geschlechts ratsam machen, an sich unnötigen In-vitro-Fertilisationen, nur um sich aussuchen zu können, ob am Ende ein männlicher oder ein weiblicher Embryo eingepflanzt wird. Nicht grundlos ist die Technik in vielen Ländern verboten – denn der Weg vom Wunschgeschlecht zum "Designerbaby" scheint nicht weit.

Dr. Jeffrey Steinberg, Gründer des Fertility Institutes mit Niederlassungen in New York und Los Angeles, ist Vorreiter in der Nutzung von PID-Techniken für die Geschlechtsbestimmung  in den USA. Gegenüber Yahoo erklärte er, dass er schon seit Jahren immer wieder in der Kritik stehe. Vor allem werde ihm häufig der Vorwurf gemacht, er wolle "Gott spielen".

Dennoch habe sich die Anzahl seiner Kunden in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Inzwischen suchen ihn jährlich an die 600 Paare auf, die sich nicht aus medizinischen Gründen für das Verfahren entscheiden, 70 Prozent von ihnen stammen aus Ländern, in denen PID verboten ist. Erstaunlich: Von den Paaren, die aus medizinischen Gründen zu ihm kommen, entscheiden sich nur 28 Prozent dafür, das Geschlecht ihres Babys zu bestimmen. Im Angesicht drohender schwerer Erkrankungen scheint also immer noch vor einem eins zu zählen: die Gesundheit des Babys.