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So fördern Sie die Entwicklung Ihres Babys – Teil 1

Zu keiner Zeit im Leben lernt ein Kind so viel in so kurzer Zeit wie in den ersten zwölf Monaten. Schnell wird aus einem hilflosen Säugling ein aufgewecktes Kleinkind. „Im ersten Jahr ereignen sich die wichtigsten Bildungs- und Entwicklungsschritte eines Kindes", sagt Astrid Kaiser.

Die Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Oldenburg rät deshalb allen Eltern: Fördern Sie die Entwicklung ihres Babys mit ganz einfachen, alltäglichen Dingen.

In unserem Zweiteiler über Babys erstes Jahr hat Prof. Astrid Kaiser einige praktische Anregungen für Sie. Los geht es heute mit Tipps für Babys von null bis sechs Monate:

Mit viel Liebe und Körperkontakt das Urvertrauen stärken (Foto: Thinkstock)
Mit viel Liebe und Körperkontakt das Urvertrauen stärken (Foto: Thinkstock)

Der 1. Monat
Auch wenn Ihr Kind erst wenige Tage alt ist, ist es kein unfertiges Wesen! Es hat schon viele Monate Entwicklung im Mutterleib hinter sich. „Die Säuglingsforschung zeigt, dass Babys nach der Geburt das Verhalten fortsetzen, das sie schon bei Ultraschalluntersuchungen ab dem fünften Monat gezeigt haben", erklärt Astrid Kaiser „Neugeborene sind also keine Lernanfänger, sondern `Könner`."

Die Wissenschaftlerin beschäftigt sich überwiegend mit der frühen kindlichen Entwicklung und hat bereits zahlreiche Publikationen und Bücher (u.a. den Ratgeber „Das erste Babyjahr"; humboldt Verlag) zu diesem Thema verfasst.

So können Sie Ihr Kind fördern:


Urvertrauen stärken

Das wichtigste ist jetzt, dass Sie das Urvertrauen Ihres Kindes stärken, damit es einmal eine starke Persönlichkeit wird. Lassen Sie Ihr Herz sprechen und reagieren Sie liebevoll auf Ihr Kind. Gönnen Sie ihm viel Körperkontakt, ob beim Füttern, Tragen oder Kuscheln.

Atmen Sie nahe am Gesicht Ihres Kindes, legen Sie Ihren Säugling auf Ihren nackten Bauch und lassen Sie ihn Ihren Herzschlag spüren. Gehen Sie auch immer wieder in Blickkontakt zu ihrem Baby und lächeln es an.

Kommunikation anbahnen

Ihr Baby kann schon jetzt über Körpersprache und Weinen kommunizieren. Sie werden in den nächsten Wochen heraus finden, dass schreien nicht gleich schreien ist. Hat Ihr Schatz Hunger? Will er getragen werden? Ist er müde? Ist ihm langweilig?

Um Urvertrauen und Kommunikationsfähigkeit Ihres Kindes von Anfang an zu stärken, müssen Sie Ihr Baby beruhigen, wenn es weint und ihm die Gewissheit geben, dass sie zuverlässig auf seine Bedürfnisse reagieren.

Begleiten Sie außerdem alles was Sie tun mit Ihrer Sprache: „Du bekommst jetzt eine frische Windel", „Ich gebe Dir gleich Milch". Noch versteht Ihr Kind diese Sätze nicht im Detail, aber der Klang Ihrer Stimme verschafft Beruhigung.

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Der 2. Monat
Auch im zweiten Monat kommuniziert Ihr Kind noch überwiegend über Körpersprache. Die körperliche Entwicklung ist eng an die Entwicklung des Denkens, des Sprechens und der Gefühle geknüpft. „Regen Sie die körperlichen Ausdrucksformen Ihres Kindes weiter an, dadurch entwickeln Sie auch sein Denken", rät die Oldenburger Erziehungswissenschaftlerin.

So können Sie Ihr Kind fördern:

Wechselseitige Kommunikation

Im zweiten Monat bahnt sich etwas Wunderbares an: Ihr Kind wird Sie zum ersten Mal anlächeln! Anfangs kopiert Ihr Baby vielleicht nur Ihre Mimik, wenn Sie es anlachen, aber schon bald folgt ein erstes echtes Lachen! Geben Sie Ihrem Kind viel Gelegenheit zu lachen, in dem Sie ihm ebenfalls ein echtes, ehrliches Lachen schenken.

Auch sonst wird jetzt die wechselseitige Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind immer wichtiger. Schon jetzt können Sie die spätere Sprachentwicklung Ihres Kindes fördern. Sprechen Sie weiterhin über alles, was Sie mit und für Ihr Baby tun. Sprechen Sie Ihr Kind dabei immer wieder direkt an: „Hast Du Hunger?", „Komm, wir gehen spazieren!"

Riechen vertiefen

Alle Sinne Ihres Babys entwickeln sich jetzt rasant weiter. Beispielsweise kann Ihr Kind schon ganz deutlich riechen. Es riecht ganz genau, ob es in Mamas Arm oder im Arm anderer Menschen liegt. „Für die optimale Förderung des Riechens ist es wichtig, viel an der frischen Luft zu sein", sagt Prof. Kaiser. „Gehen Sie deshalb mit Ihrem Baby so oft es geht in der Natur spazieren. Heben Sie Blätter oder Rindenstücke auf oder pflücken Sie Blumen und riechen Sie selbst daran. So ist der Duft in Ihrer Nähe auch für Ihren Säugling spürbar."

Der 3. Monat
Ihr Kind wird immer wacher und aufgeweckter und interessiert sich mehr und mehr für andere Menschen und seine Umgebung. „Damit Erziehung gelingt, sollten Sie immer an das anknüpfen, was von Ihrem Kind ausgeht", erklärt die Erziehungswissenschaftlerin.

So können Sie Ihr Kind fördern:


Dinge mit den Augen verfolgen

Jetzt beginnt die Zeit, in der für Ihr Baby verschiedene Farben und Formen immer wichtiger werden. Außerdem kann es Gegenstände in seiner Nähe fokussieren. Lassen Sie Ihr Kind interessante - möglichst rote - Gegenstände mit den Augen verfolgen. Oder Sie gehen mit etwas Abstand um das Babybett herum und schauen Ihr Kind dabei an. Bald wird es Ihr Gesicht immer besser mit den Augen verfolgen können.

Bitte verstellen Sie sich im Umgang mit ihrem Kind nicht, sondern bleiben Sie authentisch! Schon jetzt kann Ihr Schatz Traurigkeit, Überraschung und Freude voneinander unterscheiden. Nur wenn Sie ihm Ihre ehrlichen Gefühle zeigen, lernt es, sich in der Gefühlswelt zu orientieren. Das wird Ihr Baby lieben: Nehmen Sie Ihr Kind jetzt oft so auf den Arm, dass es über Ihre Schulter blicken und sich die Welt von oben ansehen kann.

Beginn der eigenen Sprache

Noch kann man zwar nicht von sprechen reden, aber Ihr Säugling beginnt jetzt erste eigene Laute zu formulieren. Sie sollten diese Sprechversuche anerkennen und darauf reagieren. Antworten Sie doch mit demselben "Wort".

Ihr Kind wird sich verstanden und angenommen fühlen. Sie können Ihrem Kind auch laut und deutlich z.B. verschiedene Worte mit „A" vorsprechen. Ihr Liebling wird gebannt auf Ihre Lippen schauen und vielleicht Ihre Mundstellung nachahmen. Oder erfinden Sie Reime mit kurzen Silben wie „tip, tip, tip - flip, flip, flip".

Natürlich sollten Sie auch weiterhin alles erklären, was Sie tun und was gerade passiert. Am besten mit kurzen, klaren Sätzen. Ihr Baby lernt so allmählich unsere Sprachmelodie kennen.

So süß lacht ein Baby mit vier Monaten. (Foto: ddpimages)
So süß lacht ein Baby mit vier Monaten. (Foto: ddpimages)


Der 4. Monat

Ihr Kind entwickelt jetzt langsam eine klare Sicht auf seine Umgebung und kann schon erste Dinge verstehen. Wenn es beispielsweise auf den Wickeltisch gelegt wird, weiß es, was nun folgt. In diesem Monat können Sie Ihrem Kind mit gezielten Anregungen helfen, Dinge und Umgebung miteinander zu verknüpfen.

So können Sie Ihr Kind fördern:


Sich selber suchen

Im vierten Monat tritt Ihr Baby langsam aus der engen Mutter-Kind-Verbindung heraus; der Ich-Bildungsprozess beginnt. Ihr Baby fängt jetzt an, sich selbst und andere Menschen zu unterscheiden. Geben Sie ihm deshalb oft Gelegenheit andere Gesichter - von Familie und Freunden - zu betrachten.

Wichtig ist jetzt auch, dass Ihr Kind seinen Körper kennen lernt! Berühren Sie beispielsweise Ihr nacktes Baby mit einem Wattebausch an verschiedenen Stellen an seinem Körper und benennen Sie die jeweiligen Körperteile.

Fingerspiele und Greifen
Die eigenen Hände sind jetzt ein perfektes Spielzeug! Ihr Kind wird häufig mit seinen Fingern spielen und sie aufmerksam betrachten. Lassen Sie Ihr Kind oft einfach nur mit seinen eigenen Fingern spielen. Zusätzlich können Sie auch schon mit ganz einfachen Fingerspielen beginnen.

Ein anderes Mal können Sie Ihrem Baby unterschiedliche Materialien zum Ertasten geben: z.B. Gumminoppen, glattes Plastik, Holzspielzeug und eine Stoffpuppe. So kann es die Materialunterschiede beim Ergreifen fühlen. Ihr Kind wird jetzt auch immer öfter Gegenstände in den Mund stecken, um sie wirklich zu begreifen. Achten Sie dabei immer darauf, dass es keine verschluckbaren Kleinteile in die Finger bekommt.

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Der 5. Monat
Jedes Baby ist von Natur aus neugierig, das hilft beim Überleben. „Durch die Neugier kann der Mensch sich besser mit seiner Umgebung auseinandersetzten", sagt die Erziehungsexpertin. „Genau diese Fähigkeit entwickelt sich jetzt bei Ihrem Kind. Es will jetzt etwas lernen, will seine Welt begreifen."

So können Sie Ihr Kind fördern:

Die Welt ordnen
Bis jetzt hat Ihr Kind nur diffuse Einzeleindrücke von der Welt gewonnen: Hier ein bewegendes, rotes Etwas, da ein glitzernder Punkt, dort ein Klang. In diesem Monat fängt es von sich aus an, die Welt zu ordnen und Einzeleindrücke zu einem Gesamteindruck zusammenzufassen und zu verstehen. Schaffen Sie für Ihren Schatz in Ihrer Wohnung eine gewisse Struktur: Gefüttert wird im Wohnzimmersessel, gewickelt auf dem Wickeltisch, geschlafen im Babybett.

Versuchen Sie auch alltägliche Abläufe wie das Vorbereiten des Bades, das morgendliche Anziehen oder das Zubettgehen nach einem immer wiederkehrenden Ritual zu gestalten. So erkennt Ihr Kind die Situation und weiß was auf es zukommt. Das gibt ihm Sicherheit.

Dinge erfassen
Ihr Kind wird jetzt mobiler! Es will sich interessanten Dingen, die vor ihm liegen, nähern. Dabei rudert es mit den Armen in der Luft und versucht dem Objekt der Begierde ein kleines Stückchen näher zu kommen. Wenn es den Gegenstand nicht fassen kann, kann Ihr Schatz jetzt schon richtig ärgerlich werden.

Legen Sie Ihr Kind jetzt oft in Bauchlage auf eine feste Unterlage. Das macht es ihm leichter, sich auf den Unterarm abzustützen und mit dem Arm nach interessanten Spielsachen zu greifen. Zeigen Sie Ihrem Kind auch einmal große Sachen, wie einen Luftballon oder Wasserball. Anfangs wird es nur zaghaft dagegen tippen, aber schon bald wird es merken, dass es auch eine so große Sache bewegen kann. Das gibt Selbstvertrauen und macht Spaß!

Ihr Kind nimmt schnell immer mehr Anteil an Ihrem Leben (Foto: Thinkstock)
Ihr Kind nimmt schnell immer mehr Anteil an Ihrem Leben (Foto: Thinkstock)

Der 6. Monat
In diesem Monat entwickelt sich bei Ihrem Kind neurobiologisch die Fähigkeit, Wörter zu erkennen. „Bleiben Sie unbedingt dabei, alles was Sie tun, für Ihr Baby sprechend zu begleiten", rät Prof. Astrid Kaiser.

So können Sie Ihr Kind fördern:


Die Beweglichkeit unterstützen

Ihr Baby kann sich jetzt schon drehen - vom Rücken auf den Bauch und zurück oder liegend um seine eigene Achse. Es hebt den Kopf, stützt sich in Bauchlage auf seine Arme, versucht zu robben und wird insgesamt immer beweglicher. Geben Sie Ihrem Kind variantenreiche Anregungen, um diese Fähigkeiten auszubauen.

Sie können z.B. eine Spieluhr aufziehen und diese ein Stückchen über den Kopf des Babys legen, auf die vom Gesicht abgewandte Seite. Ihr Kind wird schnell entdecken, von wo die Melodie kommt und sich anstrengen dorthin zu kommen.

Gehen Sie jetzt auch öfter mit Ihrem Baby ins Schwimmbad - in ein sehr warmes, für Säuglinge geeignetes Becken. Lassen Sie kleine bunte Becher vor Ihrem Kind im Wasser schwimmen. Sie werden sehen, wie Ihr Kind mit den Armen auf diese Gegenstände zu rudert.

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Die Welt erkennen

Ihr Baby beginnt jetzt damit, was es hört, sieht, fühlt, riecht oder schmeckt auch im Kopf zu ordnen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie ihm das, was es schon kennt, in verschiedenen Varianten anbieten. Zeigen Sie Ihrem Schatz z.B. Ihre Wohnung aus verschiedenen Perspektiven und erklären sie mit einfachen Sätzen was es sieht: „Jetzt siehst Du den Tisch von oben", „Der Ball ist blau"…

Tragen Sie Ihr Kind jetzt öfter so, dass sein Rücken an Ihrem Bauch lehnt und es den ganzen Raum überblicken kann. Zeigt es Interesse für einen bestimmten Gegenstand, sollten Sie ihm auch die nötige Zeit geben, ihn genauer zu erkunden.

Vielleicht haben sie jetzt auch Lust, gemeinsam mit Ihrem Schatz zu einem Babytreffen zu gehen. Dann kann Ihr Kind andere Babygesichter betrachten und wird sich über die Anwesenheit Gleichgesinnter freuen.

Nächste Woche verrät Erziehungsexpertin Prof. Astrid Kaiser in unserem zweiten Teil über das erste Babyjahr, wie Sie Kinder im Altern von sechs bis zwölf Monaten optimal fördern können.