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Bettnässen: Welche Ursachen es haben kann

Das Bettnässen des eigenen Kindes ist für viele Eltern ein Tabuthema. Dabei ist Bettnässen bei Kindern nichts Ungewöhnliches und häufiger als man vielleicht denken mag: So tritt dies beispielsweise noch bei etwa zehn Prozent aller Fünfjährigen auf.

Auch das einst verbreitete Vorurteil, dass nächtliches Einnässen grundsätzlich auf Erziehungsfehler zurückzuführen sei, hat mittlerweile längst ausgedient. Vielmehr ist die Enuresis nocturna, so der medizinische Fachbegriff für nächtliches Einnässen, in den meisten Fällen auf eine Reifungsverzögerung zurückzuführen, die sich zumeist mit der Zeit von selbst einpegelt.

Um einen Behandlungsbedarf aber sicher ausschließen zu können, sollten eventuell vorliegende psychische oder organische Ursachen jedoch abgeklärt werden.

Bettnässen stellt für das Kind oftmals eine psychische Belastung dar, die durch unangemessene Reaktionen der Eltern noch verstärkt werden kann (Bild: thinkstock)
Bettnässen stellt für das Kind oftmals eine psychische Belastung dar, die durch unangemessene Reaktionen der Eltern noch verstärkt werden kann (Bild: thinkstock)

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Mögliche körperliche Ursachen von Bettnässen
Medizinisch gesehen spricht man dann von Enuresis nocturna wenn ein Kind jenseits des vollendeten fünften Lebensjahres mindestens zwei Mal pro Woche einnässt. Nicht selten sind schlicht Reifungsverzögerungen die Ursache.

Das Kind hat noch keine vollständige Kontrolle über seine Blase erlangt, was bedeutet, dass es seinen Urindrang zu spät bemerkt. Diese Form des Bettnässens ist im Übrigen auch familiär gehäuft anzutreffen und tritt um ein Vielfaches häufiger bei Jungs als bei Mädchen auf.

Als weitere mögliche physische Ursache wird zudem ein Mangel des Antidiuretischen Hormons (ADH) ins Feld geführt, das dafür verantwortlich ist, die Urinbildung abzuschwächen und dafür sorgt, dass man nachts weniger bzw. idealerweise gar nicht zur Toilette muss. Auch organische Ursachen wie Fehlbildungen der Harnwege können mögliche Gründe für Enuresis sein und sollten daher unbedingt frühzeitig abgeklärt werden.

Potentielle psychische Auslöser nicht ignorieren
Auch wenn nächtliches Einnässen — entgegen der landläufigen Meinung — oftmals also eher körperliche Ursachen hat, sollten eventuelle psychische Auslöser dennoch nicht ignoriert oder unterschätzt werden.

Wichtig hierbei ist die Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Enuresis: Während das Kind bei primärer Enuresis noch nie über einen längeren Zeitraum trocken war, ist die sekundäre Enuresis dadurch gekennzeichnet, dass nächtliches Bettnässen wieder auftritt, nachdem das Kind bereits mindestens sechs Monate trocken war.

"Ein solcher Fall kann auf seelische Probleme hinweisen", weiß der Kinder- und Jugendpsychotherapeut Thomas Wagner aus seiner Praxis zu berichten. "Denkbare Auslöser können für das Kind als schwerwiegend empfundene Veränderungen sein, beispielsweise die Geburt eines Geschwisterkindes, die Trennung der Eltern oder ein Umzug. Auch der Wunsch nach Zuwendung als Reaktion auf eine vom Kind wahrgenommene Vernachlässigung seitens der Eltern kann auslösend für wieder auftretendes Bettnässen sein", so Wagner weiter.

So mannigfaltig die Gründe für Bettnässen sein können, so umfassend sollte sich auch die Diagnostik gestalten, rät der Therapeut: "An erster Stelle sollte die körperliche Untersuchung stehen, um organische Ursachen ausschließen zu können.

Auch das Ergründen der elterlichen 'Sauberkeitserziehung' und die Reaktion auf das Bettnässen des Kindes können wichtige Anhaltspunkte bei der Ursachenforschung und der Suche nach Symptom aufrechterhaltenden Bedingungen sein. Überhaupt ist die Anamnese des familiären und sozialen Umfeldes elementar, wenn psychische Gründe als Auslöser nächtlichen Einnässens vermutet werden".

Dennoch warnt der Kinder- und Jugendpsychotherapeut davor, die Ursachen von Enuresis zu simplifizieren: "Einerseits sollte Enuresis nicht immer zwingend als eine Art Hilferuf psychisch belasteter Kinder verstanden werden, andererseits sollte gleichzeitig ein Augenmerk auf die Emotionen sowie auf möglicherweise unbewusst bestehende Affekte, die das Kind nicht anderweitig auszudrücken vermag, gerichtet werden."

Wie Sie Ihrem Kind helfen können
Bettnässen kann für das betroffene Kind selbst eine große psychische Belastung darstellen. Eltern sollten daher darauf achten, diesen Stress durch ihre (Über-)Reaktion nicht noch zu erhöhen: "Viele Eltern reagieren mit Ungeduld, Scham, Strenge oder gar Bestrafung auf nächtliches Einnässen", weiß Thomas Wagner zu berichten.

"Wichtig ist jedoch, sich klarzumachen, dass diese Reaktionen kontraproduktiv sind. Auch Maßnahmen, wie das Kind durstig ins Bett zu schicken oder das Einnässen durch forcierte nächtliche Toilettengänge verhindern zu wollen, sind sehr selten von Erfolg gekrönt. Vielmehr sollten Eltern versuchen, Bettnässen nicht zu einem Problem zu machen und offen damit umzugehen. Lob für eine 'trockene' Nacht sind zusätzliche positive Verstärker, die dem Kind das Peinlichkeitsgefühl nehmen können", rät der Therapeut.

Auch Therapiemöglichkeiten wie sogenannte Klingelhosen oder Klingelmatten, die auf Feuchtigkeit reagieren und somit das Kind durch ein Signal aufwecken, zeigen durchaus Lernerfolge.

Statt Druck aufzubauen oder zu bestrafen, sollten Eltern gelassen bleiben und bei Bedarf entsprechende Therapiemaßnahmen in Betracht ziehen (Bild: thinkstock)
Statt Druck aufzubauen oder zu bestrafen, sollten Eltern gelassen bleiben und bei Bedarf entsprechende Therapiemaßnahmen in Betracht ziehen (Bild: thinkstock)

Auch wenn der Appell an die eigene Geduld für besorgte oder entnervte Eltern durchaus Frustrationspotential bergen kann, so ist selbige dennoch unerlässlich. In den meisten Fällen erledigt sich das Bettnässen mit der Zeit von selbst.

Sollte Ihr Kind nach einer anhaltenden Trockenphase jedoch beginnen, wieder einzunässen, Schmerzen beim Urinieren haben oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen, sollten Sie sich nicht scheuen, medizinische bzw. therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

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