Sechs Jahre ohne Haare waschen

Fettig, schuppig, ekelig: „No Poo“-Anhängerin Sarah Theeboom berichtet

Ich hörte das erste Mal von dem Trend, die Haare nicht zu waschen, als ich eine langjährige Freundin auf der Straße traf, die ich mit buschigem, trockenem, krausem Haar in Erinnerung hatte. Aber als ich sie nun wiedersah, waren ihre Haare richtig glänzend und glatt. Sie sah fantastisch aus! Auf meine Frage nach ihrem Geheimnis verriet sie mir, dass es daran liegen würde, dass sie aufgehört hatte, sich die Haare zu waschen.

Es klang ein bisschen ekelig, aber ich behielt die Idee trotzdem im Hinterkopf. Vielleicht würde ich das eines Tages auch mal ausprobieren. Wenn es bei ihr so gut funktioniert hatte, warum sollte ich es dann nicht auf einen Versuch ankommen lassen?

Endlich glücklich mit ihren Haaren: Sarah Theeboom (Bild: Sarah Theeboom)
Endlich glücklich mit ihren Haaren: Sarah Theeboom (Bild: Sarah Theeboom)

Mein Haar ist sehr fein und neigt dazu, schnell zu fetten. Damals wusch ich mir jeden zweiten Tag die Haare und fand das unglaublich lästig. Direkt nach dem Waschen war mein Haar immer kraus und statisch aufgeladen, und dann wurde es nach der Wäsche schnell schlaff und fettig. Ich war einfach nicht zufrieden, wusste aber nicht genau, was ich dagegen tun sollte. Schließlich wollte ich den Trick meiner Freundin doch ausprobieren.

Sie warnte mich allerdings davor, dass sich in der ersten Zeit des Wasch-Verzichtes Haar und Kopfhaut für eine Weile wirklich ekelig anfühlen würden. Trotzdem war es für mich immer noch einen Versuch wert.

Dann beschloss ich ein paar Monate später, während eines dreiwöchigen Urlaubs in Thailand, der Sache eine Chance zu geben. Ich dachte so müsste ich nur am Strand mit fettigen Haaren herumlaufen und das wäre ja wohl kein Drama. Aber ich war nicht darauf vorbereitet, was dann in den ersten paar Wochen passierte.

Mein Haar war noch nie zuvor fettiger. Während meines dreiwöchigen Versuchs musste ich mich mit Schuppen und vielen anderen Problemen herumschlagen. Es war wirklich sehr unangenehm und noch dazu war es mir so peinlich, dass ich meinen Kopf niemandem zeigen wollte. Ein paar Mal bin ich fast schwach geworden und hätte beinahe aufgegeben. Meine Kopfhaut spielte verrückt. Als ich aus dem Urlaub zurückkam, wickelte ich mir jeden Tag Stirnbänder um die Haare. Jedes Mal, wenn ich geduscht hatte und meine Haare nass waren, schrubbte ich meine Kopfhaut mit den Fingern.

Wenn man sein ganzes Leben lang seine Haare gewaschen hat und plötzlich damit aufhört, spielen Haare und Kopfhaut zuerst einmal verrückt. Mein Freund stand meinem Selbstversuch skeptisch gegenüber, und mochte beim Kuscheln sein Gesicht nicht mehr in meinen Haaren vergraben. Ich glaubte trotzdem weiterhin daran, dass es sich lohnen würde. Nach sechs Wochen kam dann die Wende. Schuppen und Fett verflüchtigten sich. Ich sah auf dem Kopf wieder aus wie ein normaler Mensch, wenn auch nicht unbedingt umwerfend. So verhält es sich tatsächlich bei den meisten Menschen, schon nachdem sie drei Wochen lang durchgehalten haben. Ich glaube, ich habe die wirklich schreckliche Phase durch das Schwimmen im Salzwasser verlängert.Irgendwie kämpfte ich mich durch diese sechs widerlichen Wochen, und dann durch sechs weitere, in denen meine Haare zumindest mittelmäßig gut aussahen.  Dann passierte schließlich ein kleines Wunder.

Ich änderte gar nichts an meiner Routine, aber meine Kopfhaut hörte plötzlich einfach auf, Fett zu produzieren. Sie hatte sich offensichtlich an die neuen Umstände angepasst und sich normalisiert. Ich sah plötzlich, wie natürlich meine Haare aussahen, wenn ich nicht ständig versuchte, sie mit Haarprodukten zu manipulieren. Sie waren seidig und wellig.

Im Urlaub wagte Sarah den Selbstversuch. (Bild: Sarah Theeboom)
Im Urlaub wagte Sarah den Selbstversuch. (Bild: Sarah Theeboom)

Die Anti-Shampoo Bewegung trägt den Namen „No Poo" – und sie hat in letzter Zeit eine Menge Aufmerksamkeit bekommen. Daher schauen mich die meisten Menschen mittlerweile nicht mehr an, als wäre ich verrückt, wenn ich ihnen erzähle, dass ich meine Haare seit sechs Jahren nicht mehr gewaschen habe.

Trotzdem gibt es Leute, die das einfach nicht verstehen. Eine Friseurin flippte einmal komplett aus und versuchte, mir die Haare mit Shampoo zu waschen. Ich musste ihr immer wieder sagen, dass ich kein Shampoo benutze. Doch meistens ernte ich wirklich positive Reaktionen. Wenn deine Haare gut aussehen, dann ist es nicht peinlich, den Leuten zu sagen, was das Geheimnis dahinter ist!
„No Poo“ ist eine Bewegung, die noch keinen Namen trug, als ich ihr beitrat. Es klingt wie eine Schönheitsphilosophie, aber eigentlich experimentierte ich nur ein bisschen herum.

Ich glaube nicht, das Shampoo schlecht oder schädlich für die Haare ist. Aber der Freundin, die mich auf die Idee brachte und mir selbst gefallen unsere Haare unshampooniert einfach besser. Ich habe noch immer Good Hair Days  und Bad Hair Days, aber insgesamt sehen meine Haare heute viel gesünder aus und fühlen sich auch so an. Außerdem spare ich eine Menge Geld, das ich nun nicht mehr für Shampoo und Haarpflegeprodukte ausgebe. Meine Haare kosten mich absolut nichts, im wahrsten Sinne des Wortes.

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