Naturkosmetik: Die Tricks der Hersteller und was tatsächlich drinsteckt

Neben Lebensmittel- und Textilherstellern ist seit geraumer Zeit auch die Kosmetikindustrie auf den Bio-Trend aufmerksam geworden. Grüne Kosmetik hat in vielen Badezimmern und Handtaschen mittlerweile einen festen Platz.

Doch leider haben die Produkte mit „natürlich" oftmals so viel zu tun, wie die Haute Cuisine mit einer Frittenbude. Wir verraten Ihnen, wie Verbraucher bewusst getäuscht werden und was wirklich in so mancher grünen Mogelpackung steckt.

Im Kampf gegen Falten, Altersflecken und Augenringe hat die herkömmliche Kosmetik in den letzten Jahren einen ernstzunehmenden Konkurrenten bekommen.

Vieles, was die Tierwelt hergibt und so gut wie alles, was die Pflanzenwelt zu bieten hat, wird mittlerweile zermahlen, ausgepresst oder extrahiert, in Döschen, Tiegel und Tuben gefüllt und schließlich als Naturkosmetik verkauft. Weniger appetitliche Dinge nicht ausgenommen. Oder finden Sie, dass Stutenmilch-Bodylotion verlockend klingt?

Der Name ist nicht zwingend Programm
Sind natürliche Inhaltsstoffe Bestandteil eines Produkts, bedeutet das nicht zwingend, dass ansonsten keinerlei synthetische Zusätze vorhanden sind. Hinter der natürlich anmutenden Fassade verbirgt sich oft nur eine Mini-Dosis Natur.

Aber wer würde schon vermuten, dass er sich mit einer „Avocado-Trauben-Nachtpflege" keine reichhaltige Creme aus natürlichem Avocado-Öl und echten Trauben, sondern aus Erdöl gewonnenes Paraffin und ein entfernt nach Traube riechendes, künstliches Aroma ins Gesicht reibt?

Ungeschminkt vor die Tür: Stressiger als ein Vorstellungsgespräch

Erst kürzlich bestätigte das Verbrauchermagazin „Öko-Test", dass zahlreiche Naturkosmetika nur dem Anschein nach aus natürlichen Inhaltstoffen bestehen: In 34 analysierten Proben befanden sich zwischen 15 und 60 Prozent chemische und künstliche Zutaten. Viele davon gelten als umstritten oder sogar bedenklich. Wie kann das möglich sein?

Der Trick heißt Greenwashing
Greenwashing bedeutet, dass einem Unternehmen und/oder seinen Produkten durch PR-Methoden ein umweltbewusstes, verantwortungsvolles und auf Natürlichkeit bedachtes Image verpasst wird. Dass es der Industrie überhaupt möglich ist, Pseudo-Naturkosmetika zu vermarkten, liegt vor allem daran, dass der Begriff „Naturkosmetik" rechtlich nicht geschützt ist.

Zwar gibt es laut Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel eine freiwillige Vereinbarung, die besagt, dass diese nur aus Tieren, Pflanzen und Mineralien hergestellt werden darf und zudem die Verwendung von Konservierungsstoffen bei der Herstellung von Naturkosmetik beschränkt. Das Problem ist aber: Kontrollen gibt es keine.

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Auch internationale Qualitätsstandards sucht man in der Branche vergeblich. Im Prinzip kann also jeder Hersteller, der ein Stück vom Bio-Kuchen abhaben will, seine Produkte als Naturkosmetik bezeichnen.

Dass der Schwindel mit vermeintlich grüner Kosmetik so gut funktioniert, liegt vor allem an dem dichten Dschungel aus Inhaltsstoffen, in dem man sich ohne ein abgeschlossenes Chemiestudium kaum zurechtfindet. Doch wir haben ein paar Tipps, wie Sie sich leichter zurechtfinden:

Etikettenschwindel durchschauen
Nur weil auf der Verpackung der Wildrosen-Tagescreme „mit Rosenöl" steht, heißt das nicht, dass der wertvolle Naturstoff einen erwähnenswerten Anteil an der Creme hat.

Laut EU-Kosmetik-Richtlinie müssen die Inhaltsstoffe auf der Verpackung in absteigender Reihenfolge ihrer Konzentration aufgelistet werden. Das heißt: Je weiter vorne Rosenöl auf der Liste steht, desto größer auch sein Mengenanteil. Je weiter hinten, desto geringer ist er.

Sind Inhaltsstoffe zu weniger als einem Prozent enthalten, dürfen sie am Ende in ungeordneter Reihenfolge aufgelistet werden. Dann können Sie getrost von weniger als einem Hauch Rosenöl in der Creme ausgehen.

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Naturkosmetik selber machen
Wer Kuren, Cremes und Packungen selber herstellt, weiß am Ende auch was drin ist. Zitrone, Gurke, Kräuter, Olivenöl und Co. (natürlich aus biologischem Anbau) strotzen nur so vor pflegenden Inhaltsstoffen für Haut, Haare und Nägel.

Die richtige Anwendung erfordert nur ein bisschen Zeit und Interesse. Und auch Ihr Geldbeutel freut sich darüber, denn hochwertige Naturkosmetik ist meist relativ kostspielig.

Vorsicht: Allergien und Hautreizungen
Wenn Sie zu empfindlicher Haut und Allergien neigen, sollten Sie auch Naturkosmetika zunächst drei Tage am Unterarm testen. Denn auch diese können Allergien auslösen, vor allem wenn sie minderwertige Zutaten aus pflanzlichen Rohstoffen enthalten. Diese werden oft verwendet, um die Produktion von Kosmetika mit Bio-Versprechen günstiger zu machen.

Hätten Sie gewusst, dass von vielen Herstellern als pflanzlicher Ersatz für Fette auf Erdölbasis Palmkernöl verwendet wird? Da beim Anbau der Pflanzen nicht selten Pestizide eingesetzt werden, steht dieses aber im Verdacht, unangenehme Hautreizungen und auch Allergien auszulösen.

Daher lohnt es sich, den ein oder anderen Euro mehr zu investieren und genau auf die verwendeten Inhaltsstoffe zu achten. Die Rohstoffe dafür sollten aus biologischem Anbau stammen. Wem diese aufwändige Recherche zu kompliziert ist, sollte auf Gütesiegel wie „Kontrollierte Naturkosmetik", „Ecocert" oder „Natrue" achten. Diese sind Garanten für hochwertige Naturkosmetik-Produkte.