Ein Jahr ohne Make-up

Durch sie bekommt der No-Make-up-Look eine ganze neue Bedeutung: Die australische Nachrichtenjournalistin Tracey Spicer, gab es vor einem Jahr auf, Beauty Produkte zu benutzen, und hat es nicht bereut. Im Gegenteil!

Eine kleine Sensation: Spicer zeigt sich gänzlich ungeschminkt im Fernsehen. (Bild: Twitter/3AWMelbourne)
Eine kleine Sensation: Spicer zeigt sich gänzlich ungeschminkt im Fernsehen. (Bild: Twitter/3AWMelbourne)

Nach dreißig Jahren in der TV-Industrie bekam die Nachrichtensprecherin das ungute Gefühl, sich in eine sehr prototypische Frau verwandelt zu haben, was sie eigentlich selbst verabscheute. Eine „bemalte Puppe“, die jede Woche fast 200 Dollar ausgab und jeden Tag Stunden damit zubrachte, sich in das zu verwandeln, was andere Leute präsentabel finden.

In einem Artikel auf "dailylife.com.au" enthüllte die 40-Jährige, dass ihre Beauty-Routine aus „Glättungsserum, Föhnfrisur, Haarspray, Feuchtigkeitscreme, Augencreme, Primer, Grundierung, Puder, Concealer, Rouge, Eyeliner, Lidschatten, Brauenbürste, Wimpernzange, Mascara, Lipliner, Lippenstift, Lipgloss und Körper-Bronzer“ bestand. Zusätzlich trug sie High Heels zur Arbeit, die sie als „schwindelerregend“ beschrieb und die ihr Ballenzehen und Kniegelenkarthrose bescherten. Haarentfernung stand natürlich auch auf dem Programm. All diese Prozesse durchlief sie immer wieder, ganz nach dem Mantra: „Wer schön sein will, muss leiden.“

Anstatt auch nur einen Tag mehr mit verschönern, herausputzen und wachsen zu verbringen und sich dabei alles andere als entspannt zu fühlen, entschied sie sich, dem ganzen ein Ende zu machen. Den Startschuss zu ihrem ganzjährigen Engagement gegen die gesellschaftlichen Schönheitsstandards, an denen Frauen sonst gemessen werden, gab ihr viraler TED-Vortrag.

Spicers starkes Statement: Make-up macht aus mir keine bessere Journalistin. (Bild: Twitter/Art Vandalay)
Spicers starkes Statement: Make-up macht aus mir keine bessere Journalistin. (Bild: Twitter/Art Vandalay)

„Ich habe mich schon entblößt gefühlt. Aber ich kämpfe weiter, ohne meine 'Rüstung', denn ich möchte, dass dies die neue Norm wird“, schrieb sie 365 Tage später. Spicer hat während der letzten 12 Monate weiterhin mehr Produkte in den Müll geworfen, und erst vor ein paar Wochen hat sie aufgehört, ihre Achseln zu rasieren. Was kommt als Nächstes? Die Beine, wenn sie an diesem Punkt angelangt ist, kann sie sich wahrlich als beinbehaarte Feministin bezeichnen, sagte Spicer.

Auf eine Sache, muss Spicer zugeben, könnte sie allerdings nie verzichten: sich die Haare zu färben. „Leider habe ich noch nicht das Selbstbewusstsein, das in Angriff zu nehmen“, gestand sie.

Spicer ist nicht die Einzige, die den natürlichen Look begrüßt und das auch laut verkündet. Leandra Medine, die Frau hinter dem beliebten Fashion Blog Man Repeller, veröffentlichte einen ergreifenden Essay mit dem passenden Titel „Warum ich kein Make-up trage“ auf ihrer Webseite. Darin erklärt sie, warum sie #iwokeuplikethis- Bilder von sich für ihre Hundertausenden von Followern postet, und das Stunden nach dem Aufstehen. „Ich setze damit kein Statement. Ich versuche nicht, mich zu verhalten, wie eine extreme, übertriebene und rabiate Version einer Männerhasserin“, schrieb sie. „Also, der Grund, warum ich kein Make-up trage, ist, dass ich faul bin. Noch wichtiger als das ist aber der, dass ich mich mit meinem Aussehen wohl fühle. Wenn ich in den Spiegel schaue, hasse ich nicht, was ich sehe, selbst wenn Heerscharen von Leuten damit nicht übereinstimmen. Ich habe das Spiegelbild, was mir so zuverlässig entgegen springt, mit seinen Vorzügen und Makeln akzeptiert."

Nachrichtensprecher der NBC "Today Show", nahmen sich ein Beispiel und verzichteten für einen ganzen Tag auf Nachbesserung ihres Make-ups, und das während ihrer High Definition Live Shows. Auch in Colbie Caillats Musik Video zu ihrem Song „Try“ ließen sich große Musiker von ihrer Make-up-freien Seite zeigen: Caillats Freundinnen Miranda Lambert, Sheryl Crow und Sara Bareilles zeigten sich völlig ungeschminkt.

Die Bemühungen großer Persönlichkeiten der Medienbranche, aus den gesellschaftlichen Standards, wie sich Frauen zu präsentieren haben, auszubrechen, sind grundsätzlich ehrenwert. Allerdings kann ein wahrer Fortschritt erst erreicht werden, wenn diese Versuche nicht mehr nur als eine Art von Werbegag die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen sollen.

Text: Lauren Tuck