Was Sie beim Fasten beachten sollten

Dr. Thomas Kurscheid weiß, worauf man beim Fasten achten sollte

Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Viele Menschen wollen in der Zeit vor Ostern Verzicht üben und Körper und Geist etwas Gutes tun. Eine Fastenkur bietet sich an. Allerdings eignet sie sich nicht für die ganzen 40 Tage. "Der Anfänger sollte nicht über eine Woche gehen", erklärt Gesundheitsexperte Dr. Thomas Kurscheid spot on news. Profis könnten aber zwei bis drei Wochen fasten. Was man außerdem beachten sollte, und wie sich das Fasten auf den Körper auswirkt, erklärt der Experte im Interview.

Warum sollte man fasten?

Dr. Thomas Kurscheid: Unter Fasten versteht man den bewussten Verzicht auf feste Nahrung für einen begrenzten Zeitraum. Durch das Fasten und insbesondere das sogenannte Heilfasten wird im Gehirn so etwas wie die Reset-Taste gedrückt. Das heißt, man fährt die Gedanken, die vielleicht ständig und zu viel ums Essen kreisten, etwas herunter. Man bekommt Abstand von dem schnellen, fettigen und ungesunden Essen und erhält auch zeitlich neuen Freiraum, den man nutzen kann, zum Beispiel zur Besinnung und zum Überdenken alter Verhaltensmuster. Viele fasten auch, um schnell ein paar Kilo zu verlieren. Das herkömmliche Fasten ist zum gesunden Abnehmen aber nicht geeignet, davon rate ich ab.

Wieso?

Kurscheid: Mit ein paar Tagen Fasten kann man keine schlechte Ernährung ausgleichen. Wer langfristig schlank sein will, sollte auf eine dauerhafte, gesunde Ernährung setzen. Fasten führt ohne Eiweißzufuhr zu starkem Muskelverlust. Dadurch sinkt der Grundumsatz, also der Kalorienverbrauch in Ruhe, so dass man nach dem Fasten bei gleicher Kalorienzufuhr stark zunimmt und sogar schwerer als zuvor wird.

Wie funktioniert richtiges Fasten?

Kurscheid: Zunächst braucht man einen Entlastungstag, an dem man nur leichte Kost zu sich nimmt. Einen Joghurt oder einen geriebenen Apfel oder eine Möhre. Am darauffolgenden Tag ist es wichtig, den Darm zu entleeren, also abzuführen. Dazu eignet sich zum Beispiel Glaubersalz. Wenn der Darm leer ist, hat man keinen Hunger mehr und viele Menschen verspüren dann das Gefühl "sauber" zu sein. Auch nach der Fastenzeit sollte man ein bis zwei Tage nur leichte Kost essen, so wie am Anfang.

Auf was muss ich besonders achten? Welche Fehler kann ich machen?

Kurscheid: Man sollte mindestens drei Liter am Tag trinken. Wasser und ungesüßte Tees zum Beispiel. Abends bietet sich eine Gemüsebrühe an. Ganz wichtig ist es, den Körper ausreichend mit Eiweiß zu versorgen. Durch eine Dickmilch beispielsweise oder einen Soja-Drink. Sonst fängt der Körper an, Muskelmasse abzubauen.

Gibt es ein "Entschlacken" beim Fasten?

Kurscheid: Viele glauben, dass man das Fasten braucht, um zu Entschlacken. Das stimmt jedoch nicht. Denn Nieren und Leber halten das Blut in der Regel permanent sauber. Man braucht das Fasten nicht, um gesund zu bleiben. Im Gegenteil, wenn man es falsch macht, kann es sogar Nachteile haben.

Welche Nachteile können das sein?

Kurscheid: Wenn ich mich nicht genug bewege, fängt der Körper an, Muskelmasse abzubauen. Sport und Bewegung sind daher sehr wichtig beim Fasten. Das kurbelt den Stoffwechsel an und gibt das Signal an die Muskeln, dass sie benutzt werden müssen. Frei nach dem Prinzip der Natur: "use it or loose it", also: "Benutze es, oder du wirst es verlieren".

Ist es ratsam, im stressigen Job-Alltag zu fasten?

Kurscheid: Das kann man durchaus machen. Viele Leute stellen fest, dass sie sogar leistungsfähiger sind, wenn sie sich den Bauch in der Mittagspause nicht vollschlagen. Man spart sich dann die Energie, die der Körper braucht, um das Essen zu verdauen.