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„Bagelheads“: Horror-Trend aus Japan

Trends aus Japan sind hin und wieder gewöhnungsbedürftig – vom Tamagotchi-Ei über blinkende Zahnspangen bis hin zu Manga-Kostümierungen. Doch dieser Trend überschreitet im wahrsten Sinne des Wortes die Schmerzgrenze: Per Infusion pumpen sich Menschen ihre Stirn mit Kochsalzlösung auf. Warum? Um sich für eine Nacht als Freaks auf Fetisch-Partys feiern zu lassen. Fotograf Ryoichi Keroppy Maeda, zugleich Mitglied und Beobachter der sogenannten „Extreme Body Modification“-Szene, hat uns die Hintergründe erklärt.

Die Bilder, die Maeda auf seiner Website „Keroppymaeda.com“ veröffentlicht, sind teilweise schlimmer anzusehen als jeder Horrorfilm. Kein Wunder also, dass der Fotograf und Journalist die Internet-Nutzer vor dem Klick auf seine Seite vor „schmerzhaften und blutigen Fotos“ warnt. Darunter finden sich auch folgendes Bild: Japanische Jugendliche sitzen in Reih und Glied auf einer Bank, von der Decke hängen dünne Schläuche, die eine Infusionsflüssigkeit in ihre Stirn führen. Ziel der zweistündigen Session ist eine ausgebeulte, dämonenhafte Stirn, die sie später auf Fetisch-Partys stolz zur Schau tragen. Perfekt wird das „Körperkunstwerk“, wenn während der Infusion mit einem Daumen ein Loch in die Mitte der Schwellung gedrückt wird. Heraus kommt die Form eines Bagels – weshalb die Szene-Mitglieder auch „Bagelheads“ genannt werden.

Bilder: Ryoichi Keroppy Maeda
Bilder: Ryoichi Keroppy Maeda




Als Maeda die Bagelheads auf einer Messe für „Body Modification“ (zu Deutsch: „Körper-Veränderung“) im Jahr 1999 erstmals erblickte, war er sofort fasziniert. Seitdem dokumentiert er den Trend nicht nur in seinen Bildern, sondern veranstaltet selbst sogenannte „Kochsalz-Partys“. Dort hübschen sich junge Menschen für die Partynacht auf. „Es dauert zwei Stunden, um die Stirn mit medizinischer Kochsalzlösung aufzupumpen. Für eine Nacht genießen die ‚Bagelheads‘ dann die Erfahrung, echte Freaks zu sein“, sagt Maeda gegenüber Yahoo! Lifestyle. „Danach absorbieren ihre Körper das Kochsalz. Am nächsten Morgen sind sie wieder normal.“

Hinter dem kuriosen Trend steckt übrigens keine Ideologie, wie Maeda erklärte. Im Gegenteil, er sieht das Phänomen als eine Art Ventil für die Vielfalt der heutigen Gesellschaft: „Wir sollten die verschiedenen Arten extremer Körper-Modifizierung akzeptieren – sie helfen dabei, das harte Leben im Zeitalter von Internet und Globalisierung zu überstehen“, sagte er. „Natürlich spielen auch Modetrends dabei eine Rolle. Vor zehn Jahren schockierten junge Leute mit Piercings und Tattoos. Jetzt suchen sie eben nach etwas Neuem.”

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Bild: Ryoichi Keroppy Maeda
Bild: Ryoichi Keroppy Maeda




Doch um welchen gesundheitlichen Preis? Mit welchen Auswirkungen müssen die Bagelheads rechnen? Geht es nach Maeda selbst, mit keiner. Der deutsche Celebrity-Schönheitschirurg Professor Werner Mang sieht das anders. Zwar werden Kochsalzinfusionen für chirurgische Eingriffe verwendet. Wenn sie zum Beispiel vor dem Fettabsaugen ins Gewebe gegeben werden, trennt sich die Haut leichter von den Muskeln ab. „Was die Bagelheads machen, ist hingegen der Horror: Bei unsachgemäßer Anwendung kann das Aufpumpen der Stirn zu Infektionen oder sogar tödlichen Komplikationen führen“, so Mang gegenüber Yahoo! Lifestyle. „Gibt man die Lösung mit zu hohem Druck ins Gewebe, belastet das den Sehnerv – es kann zu Sehstörungen oder gar Erblindung führen. Medizinisch gesehen ist das absoluter Irrsinn.“

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