Schwangerschaftsernährung kann Baby-DNA verändern

Mütter möchten ihren Kindern nur das Beste mit auf den Lebensweg geben. Die Tendenz zu Übergewicht gehört sicher nicht dazu. Deshalb sollte man die Schwangerschaft besser nicht als Freifahrtsschein zur Völlerei missbrauchen…

Ich bin schwanger? Dann her mit Eiscreme-Eimern, Burger-Menüs und literweise gezuckerten Softdrinks. So schön der ungehemmte Genuss kalorienhaltiger Lebensmittel in dieser Phase des Lebens, die jedes Kilo zu viel als Wachstum des Fötus feiert, auch sein mag - ohne Konsequenzen ist er neuesten Erkenntnissen zufolge nicht. Tatsächlich können unkontrollierte Fressattacken ernste Folgen für den Nachwuchs haben. Forscher fanden heraus, dass der Speiseplan der Mutter sogar die genetische Substanz ihres Ungeborenen modifizieren kann.

Epische Veränderung dank Epigenetik
Laut den Wissenschaftlern der US-amerikanischen Universität von Southhampton, die durch Expertenteams aus Neuseeland und Singapur unterstützt wurden, hat die Ernährung während der Schwangerschaft Einfluss auf die DNA des Babys. Zwar bleibt deren Zusammensetzung und Struktur gleich und wird von beiden Elternteilen zu gleichen Teilen vererbt. Allerdings zeigten unterschiedliche Diäten der Mutter auch differenzierte Funktionen einzelner DNA-Abschnitte. Diese Transformation im Kleinen vollzieht sich an den Chromosomen, beeinflusst ihre Aktivität und wird als „epigenetische Prägung" bezeichnet.

Sie verstehen nur Bahnhof? Wichtig ist, dass die umgemodelten Chromosomen für ein erhöhtes Risiko des Kindes, an Adipositas zu erkranken, verantwortlich sind. Unabhängig davon, ob die Mutter selbst dick oder dünn ist oder das Geburtsgewicht des Kleinen im völligen Normalbereich liegt, kann der Nachwuchs demnach im Alter von sechs oder neun Jahren fettleibig werden. Dies ist zumindest das Ergebnis der mit 300 untersuchten Neugeborenen groß angelegten Studienreihe unter der Leitung von Keith Godfrey, Professor für Epidemiologie und Anthropologie in Southhampton.

Tatsächlich können unkontrollierte Fressattacken ernste Folgen für den Nachwuchs haben. (Bild: Thinkstock)
Tatsächlich können unkontrollierte Fressattacken ernste Folgen für den Nachwuchs haben. (Bild: Thinkstock)



Irgendwie ist Mama verantwortlich
Schon von Natur aus variieren Knirpse in ihrer Tendenz zum guten Futterverwerter. Manche legen selbst nach kalorienhaltigen Mahlzeiten nicht zu, bei anderen setzt schon das zweite Butterbrot an. Entsprechend überrascht waren Godfrey und sein Team von dem großen Einfluss Schwangerschaftsnahrungs-bedingter DNA-Abweichungen. Nachdem sie die epigenetischen Veränderungen der Babys gemessen hatten, konnten sie immerhin 25 Prozent der sich zukünftig deutlich korpulent entwickelnden Kinder vorhersagen.

Besondere Bedeutung erhalten die Erkenntnisse der Wissenschaftler durch den Nebeneffekt, dass eine weit verbreitete Theorie über die Ursache von Fettleibigkeit hiermit deutlich in ihrer Relevanz eingeschränkt wird. Es sind eben nicht nur die Gene und unser Lebensstil, die darüber entscheiden, ob wir Größe 38 oder 54 tragen. Auch die vielfältigen Faktoren, die unser einstiges Dasein im Mutterleib bedingten, spielen eine Rolle. Wenn die Jeans in Zukunft mal wieder kneift, können wir die Schuld getrost auf unsere Mutter schieben: Wer weiß, was sie während ihrer Schwangerschaft so alles gefuttert hat.