Schön schmutzig: Wenn Frauen über Sex schreiben

Sex: Nicht nur ein Thema für Männer

Erotikromane für Frauen boomen - nicht zuletzt wegen E.L. James und "Shades of Grey". Etwas softer geht es bei Anna Todd und ihrer "After"-Reihe zu und wer noch mehr Lovestory braucht, setzt auf Jojo Moyes und ihre Werke. Aber Sex funktioniert auch ganz ohne Aschenputtel-Traumprinz-Geschichte - wie diese Damen gerade beweisen:

Henriette Hell: "Achtung, ich komme!"

Dass Sex auch ohne Orgasmus schön sein kann, wissen vielleicht viele Frauen - aber offenbar die wenigsten deutschen Männer. Dieses Problem bringt Henriette in "Achtung, ich komme!" (Blanvalet, 256 Seiten, 12,99 Euro) dazu, die Erde auf ihre eigene Art zu erkunden. "In 80 Orgasmen um die Welt" ist sie unterwegs: In Indien lernt sie nicht nur bei einem Guru, sondern auch, was Sex mit Fremden (zum Beispiel in der Höhle eines armen Souvenirladenbesitzers), Frauen und in der Gruppe für sie bedeutet.

Weiter geht es über Ägypten und Tansania nach New York ("Man wird schnell aufgerissen, schnell flachgelegt, und die Männer rammeln so schnell wie Duracell-Hasen"), Südostasien, Istanbul, Paris, Peru bis Rom. Das Buch ist aber mehr als ein unterhaltsamer, informativer Sex-Reiseratgeber. Es soll ein "Plädoyer für mehr Gelassenheit und Spaß im Bett, statt Druck und Selbstzweifel" sein, schreibt die Autorin. Auf alle Fälle ist es ein mutiges Buch, das Frauen zeigt, wie Sex auch funktionieren kann.

Jacinta Nandi: "Nichts gegen blasen"

Harte Realität gepaart mit viel Humor gibt es in Jacinta Nandis "Nichts gegen blasen" (Ullstein extra, 288 Seiten, 14,99 Euro). Vor einem Jahr wurde die Protagonistin von ihrem Freund verlassen: nach einem "romantischen" Blowjob auf der Toilette während einer Hochzeit. Jacinta macht sich aber nicht nur über Trennung und Oralsex Gedanken ("Macht man es normal, ist es nur langweilig. Deswegen übe ich dabei das Einmaleins im Kopf, manchmal liste ich alle britischen Könige seit 1066 auf oder stelle mir vor, dass jemand ein Gedicht von Sylvia Plath auf den Bauch tätowiert hat").

Neben ihrem chaotischen Leben in Berlin, zu dem ein kleiner Sohn gehört, gibt es auch noch eine Familie in England, inklusive transsexuellem ehemaligen Stiefvater und behinderter Mutter. Sie berichtet von ihrem ersten Mal ("betrunken mit vierzehn in einem Feld mit zwei Wildfremden"), ihren Erlebnissen im Frauenhaus nach der Flucht vor ihrem Ex-Mann, den Alltag alleinerziehender Frauen - und natürlich über jede Menge Sex. Wie der Titel schon andeutet, nimmt die Autorin kein Blatt vor dem Mund - wer sich an der zotigen Sprache nicht stört, bekommt aber gute Unterhaltung geboten - und sicher auch den ein oder anderen Denk-Anstoß.