Nena: "Großmutter zu sein, ist ein unfassbares Geschenk"

Altmodisch? Von wegen! Nena rockt auch noch nach 34 Jahren die Bühne, das Studio - und ihre Enkel auf dem Schoß

Nena (54, "99 Luftballons") ist zurück und zwar mit ihrem neuen Album "Oldschool". Warum sie sich nach 34 Jahren Musikkarriere kein bisschen alt fühlt, verrät sie der Nachrichtenagentur spot on news im Interview. Außerdem erklärt die Sängerin, was sie am Oma-Dasein liebt und warum sie vor einem Auftritt immer gähnen muss.

"Oldschool" heißt Ihr neues Album - das klingt ja eher nach altmodisch, sind Sie das?

Nena: Mein erstes Album ist seit 34 Jahren draußen. Das fühlt sich ziemlich oldschoolmäßig an, könnte aber auch gestern gewesen sein. Für mich ist das ein ganzheitliches Gefühl, es vereint Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Oldschool bedeutet für mich auch gelassen zu sein und offen zu bleiben für alles, was mir das Leben vor die Füße legt.

Das war immerhin eine ganze Menge. Wenn Sie auf Ihre Anfänge zurückblicken, was würden Sie der Nena von damals sagen?

Nena: Die Nena von damals ist natürlich auch ein Teil der Nena von Heute und schwingt überall mit. Ich kann das nicht trennen, warum auch... ? Genauso wie ich mich mit meinem inneren Kind verbunden fühle, haben alle Anteile in mir einen festen Platz. Und dann gibt es ja auch noch die Gabriele, übrigens der Name, der in meinem Pass steht.

Und was macht die?

Nena: Gabriele unterschreibt Verträge und kümmert sich leidenschaftlich um all die Dinge, die auf der Ebene zu regeln sind. Nena hat andere Aufgaben.

Gabriele macht also die unangenehmen Dinge und Nena hat den Spaß?

Nena: Das sind doch keine unangenehmen Dinge, im Gegenteil! Gabriele macht es Spaß, für eine gewisse Ordnung zu sorgen und Nena den Rücken für andere Dinge frei zu halten. Beide fühlen eine Jugendlichkeit in sich, die einfach immer da ist.

Also quasi "berufsjugendlich", wie Sie es im gleichnamigen Song beschreiben?

Nena: Mein Song "Berufsjugendlich" ist eine humorvolle Antwort auf starre Bilder und Glaubensmuster. Es gibt in unserer Gesellschaft ja ganz offensichtlich eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie eine Frau mit 55 zu sein und auszusehen hat. Und dann ist die auch noch dreifache Großmutter. Das ist doch komisch.

Oma sein ist komisch?

Nena: Komisch in dem Sinn, dass ich mir selber manchmal die Augen reibe und mich frage: Ist das alles wirklich wahr? Ich bin jetzt dreifache Großmutter und darf erleben, wie die Kinder meiner Kinder aufwachsen. Wow, das ist ein unfassbares Geschenk!

Gibt es denn auch mal ein Album oder eine Tour mit der ganzen Familie?

Nena: Da kommen ja ständig welche nach, keine Ahnung. Aber bis die soweit sind, genieße ich doch einfach den Ist-Zustand. Im März bin ich mit meinem neuem Album auf Clubtour und diesmal werden mich gleich drei meiner Kinder begleiten. Meine Zwillinge haben schon seit ein paar Jahren einen Job als Background-Sänger in meiner Band und mein jüngster Sohn ersetzt diesmal einen meiner Keyboarder.

Sind Sie vor Liveauftritten noch aufgeregt?

Nena: Positiv aufgeregt, ja. Kurz vor einer Show laufen ganz von alleine die Motoren heiß, dann kribbelt es noch kurz im Bauch und ein paar Sekunden später geht's auch meistens schon los. Früher kamen mich vor Konzerten gerne auch mal ein paar Ängste besuchen, dann wollte ich nur noch ab nach Hause, auf's gemütliche Sofa, aber die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei.

Ich habe mal gehört, Sie gähnen gegen die Nervosität vor Auftritten - stimmt das?

Nena: Oh ja, das stimmt! Das kann schon komisch auf Leute wirken, wenn sie mich kurz vor einer Show gähnend im Backstage-Bereich sehen. Die Gähnerei vor Auftritten passiert ganz von alleine. Mein Körper scheint dadurch Stress abzubauen und mir tut das immer sehr gut.

34 Jahre seit dem ersten Album und eine Bilderbuchkarriere - wie viel harte Arbeit steckt dahinter?

Nena: Da steckt viel harte Arbeit drin, aber wenn einem das was man tut, Freude bereitet, hat man immer auch die nötige Kraft dafür. Von nix kommt nix.