Impotenz beim Mann: Wann kann nur noch der Arzt helfen?

Kaum ein Leiden ist für Männer so niederschmetternd und wird gleichzeitig so tabuisiert wie die Impotenz. Dabei lässt sich eine Erektionsschwäche gut behandeln und bedeutet noch lange nicht, dass Mann auch von Zeugungsunfähigkeit betroffen ist.

Bild: Thinkstock
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Impotenz, allein der Begriff ist verletzend, heißt er doch übersetzt „Unvermögen“. Und er ist ungenau, denn er wirft verschiedene Probleme in einen Topf. Wer an einer „Impotentia generandi“ leidet, kann keine Kinder zeugen. Weit häufiger kommt aber die „Impotentia coeundi“ vor, auch erektile Dysfunktion genannt. Jeder fünfte Mann zwischen 30 und 80 Jahren soll heute betroffen sein. Unter den 60- bis 69-Jährigen leidet laut einer Studie der Universität Köln sogar jeder Dritte an einer Erektionsstörung.

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Wenn der Penis ab und an nicht hart genug wird oder vorzeitig erschlafft, muss man sich noch keine Sorgen machen. Ab und zu nicht zu können oder nicht zu wollen ist ganz normal. Nur wenn das beste Stück ein halbes Jahr lang in zwei Dritteln aller Fälle schlapp macht, liegt nach medizinischer Definition eine Erektionsstörung vor. Bei jungen Männern sind meist psychische Probleme die Ursache. Das können Stress im Beruf, Depression, Versagensängste, übertriebener Leistungsdruck im Bett oder Konflikte in der Beziehung sein. Eine erschreckend simple Erklärung kommt aber auch in Frage: Der Mann findet seine Partnerin oder seinen Partner nicht mehr attraktiv.

In 70 Prozent der Fälle hat eine Erektionsstörung körperliche Ursachen. Oft wird der Penis nicht ausreichend durchblutet. Oder die Penismuskulatur ist erkrankt. Eine große Rolle spielen Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und ein zu niedriger Testosteronspiegel. Ungesunde Ernährung, zu wenig Bewegung und vor allem das Rauchen schaden der Potenz ebenso wie einige Medikamente. Aber auch andere Krankheiten können eine Erektionsstörung auslösen und anzeigen. Deshalb ist es umso wichtiger, nicht aus Scham zu schweigen, sondern zum Arzt zu gehen.

Besonders für Männer über 50 Jahren kann schwindende Manneskraft ein Warnschuss sein. Dahinter kann nämlich eine Verkalkung der Blutgefäße stecken. Und diese Arteriosklerose kann weitaus schlimmere Folgen haben: einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Denn es ist gut möglich, dass nicht nur die Blutgefäße im Penis verkalkt sind, sondern auch jene, die das Herz und das Gehirn versorgen.

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Wer an einer erektilen Dysfunktion leidet, sollte zunächst mit dem Hausarzt darüber sprechen. Dieser kann mögliche Ursachen eingrenzen und den Patienten an einen Urologen überweisen, falls das nötig ist. Die gute Nachricht für alle Betroffenen ist: Potenzstörungen lassen sich gut behandeln.

So kann ein Testosteronmangel durch eine Hormontherapie ausgeglichen werden. In dem meisten Fällen aber lösen Medikamente das Problem, die unter einem Markennamen weltberühmt geworden sind: Viagra. Die sogenannten PDE-5-Hemmer helfen 70 bis 80 Prozent der Patienten. Ihre Wirkstoffe – in Deutschland sind Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil zugelassen – hemmen das Enzym Phosphodiesterase-5. Es baut den Botenstoff ab, der durch sexuelle Erregung ausgeschüttet wird und dafür sorgt, dass der Penis stärker durchblutet wird. Nur so entsteht eine Erektion – und bleibt auch.

Viagra ist also oft eine Lösung, aber nicht immer. Denn es ist kein Aphrodisiakum. Wer keine Lust hat, wird sie auch durch Pillen nicht bekommen. In diesen Fällen können nur Sexual- und Paartherapeut helfen.