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A wie Anal

Sexpertin Caro Schäfer weiß, was hinter geschlossenen Vorhängen und zwischen den Laken passiert. In unserem wöchentlichen Sex-Blog buchstabiert sie die heißesten Sex-Phänomene, -Techniken und -Mythen durch: Von A wie Anal, über M wie Million-Dollar-Point bis Z wie... Lassen Sie sich überraschen!

Alles über die geheime Hintertür (Foto: thinkstock)
Alles über die geheime Hintertür (Foto: thinkstock)

Der Statistik zufolge genießen weniger als ein Prozent aller befragten Frauen analen Sex. Also recht deutlich weniger als die hundert Prozent, die ihn in der Pornoindustrie praktizieren. (Matias Faldbakken, „Macht und Rebel")

Stimmt, kaum ein Porno kommt mehr ohne die explizite Darstellung der analen Penetration aus. Wenn es hintenrum hemmungslos zur Sache geht, spule ich in der Regel vor. Nicht weil ich prüde bin, das sicher nicht. Aber dieses rein und raus am Allerwertesten erschließt sich mir nicht.

Leider kann man im echten Leben beim unangenehmen Part nicht einfach vorspulen. Heißt, ich musste nicht nur einmal klären, dass mein Anus eine Einbahnstraße ist. Einfahrt verboten, auch für Anlieger! Ohne Witz, ich kenne sogar eine Stripperin, die sich das entsprechende Verkehrszeichen auf das Steißbein tätowieren hat lassen. Spart Spucke und Nerven.

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Analsex ist absolut en vogue. Er ist aus den schummrigen Schlafzimmern der Welt ins grelle Rampenlicht getreten, seit er 1972 in „Ein Tango in Paris" zum ersten Mal in einem Kino-Film dargestellt wurde. Skandal-Autorin Charlotte Roche widmete dem „Hintereingang" mit „Feuchtgebiete" einen ganzen Roman und sogar das seriöse SZ-Magazin griff das Thema unter dem Titel „Die neue POpulär-Kultur" im Heft 02/2009 auf. Aber woher kommt dieses Interesse an einer der unreinsten Ecken unseres Körpers? Und vor allem: Macht Analverkehr überhaupt Spaß?

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Ich bin kein Fan davon, aber ich kenne viele Frauen und Männer, die großen Spaß an Posex haben. Dabei ist es ein absolutes Vorurteil, dass nur Homosexuelle auf Anal stehen würden. Sowohl Männer als auch Frauen, sowohl der passive als auch der aktive Partner, kann bei diesem Liebesspiel Lust empfinden. Denn der Anus gehört zu den eher versteckten erogenen Zonen des Körpers.

Was Männer als aktiven Part beim Analsex reizt, liegt auf der Hand. Ein Freund beschrieb mir das wie folgt: „Dieses Gefühl der Enge macht mich total an, es ist einfach etwas ganz anderes als beim normalen Sex oder beim Blasen." Als passiver Part können Männer beim analen Verkehr sogar zum so genannten „schwulen Orgasmus" kommen.

Unfair: Bei uns Frauen gestaltet sich die Sache komplizierter. Was sollte uns am Analsex denn bitte Spaß machen? Unsere Lustzentren liegen ganz klar VORNE! Trotzdem gibt es durchaus Frauen, die Analsex genießen und ihn sogar als unglaublich intensiv beschreiben. Durch anale Penetration kann das Scheidengewebe und damit der so genannte A-Punkt stimuliert werden. Außerdem sollen sich die Nervenenden der Klitoris weit über den weiblichen Unterleib  erstrecken, also auch in die Region des Anus. Was genau aber den sexuellen Rausch auslöst, konnten mir weder die Frauen selbst noch die Wissenschaft erklären.

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Eins lässt sich sicher sagen: Als Frau liebt man Analsex oder man hasst ihn — einen Mittelweg gibt es nicht. Ob wirklich weniger als ein Prozent der Frauen auf Anal stehen, ist jedoch nicht geklärt.

Eine Sexstudie der „Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung" und Wissenschaftlern der City-Universität London im Auftrag von ProSieben kam zu dem Ergebnis: Ob es uns nun wirklich gefällt oder nicht, wir tun es! Fast 50 Prozent der Befragten Männer und Frauen gaben an, regelmäßig den Analsex zu praktizieren. Interessant: Nur 1,8 Prozent der Probanden waren homosexuell.

Trotz seiner Entzauberung durch die Medien ist Analverkehr aber immer noch etwas sehr Intimes. Der Anus gehört nach wie vor zu den Zonen unseres Körpers, die viele als verbotenen und unrein empfinden. Übermäßiger Ekel vor analer Penetration ist aber unbegründet: Generell wird es nur in den wenigsten Fällen richtig schmutzig, da der Enddarm nur „Durchgangszone" ist.


Hygiene und gute Vorbereitung sind vor dem Eintreten durch das Hintertürchen trotzdem sehr wichtig. Vorher Duschen oder Baden ist ein Muss. Auch wenn es in den expliziten Streifen so aussieht, als wäre jede Darstellerin immer und überall bereit für die anale Penetration, sieht die Sache in der Realität ganz anders aus. In der Regel nehmen sich die Akteure viel Zeit, um den Schließmuskel vorsichtig vorzudehnen. Einfach rein und rutsch geht eben nicht. Darum bitte auch niemals mit Gleitmittel geizen!

Hört sich kompliziert und nicht sonderlich erotisch an? Trotz der technischer Hürden und moralischer Hemmungen wird Analverkehr in vielen Regionen nicht erst seit gestern praktiziert, um die Empfängnis zu verhüten oder die vaginale Jungfräulichkeit zu erhalten. Was uns neben diesen praktischen Aspekten reizt?

Im Grunde sind die Evolution und ich uns einig: Der After ist eine Einbahnstraße. Denn die Frau kann auf diesem Wege nicht befruchtet werden. Genau dieser Punkt spricht dafür, Analverkehr als die Sexpraktik unserer Zeit zu feiern. So gesehen ist die anale Penetration die Krone der sexuellen Befreiung: Sexualität wird endgültig von Fortpflanzung entkoppelt. Letztlich ist es wahrscheinlich ganz einfach so, dass der Schließmuskel in unserer übersexualisierten und tabufreien Gesellschaft die letzte Bastion des richtig schmutzigen Sex ist.