Single-Börsen: Kann man dort die große Liebe finden?

Jeden Tag ein anderes Date, hemmungslose Flirts, Schmetterlinge im Bauch – und das alles virtuell und anonym über den heimischen Laptop. Kann man so die große Liebe finden? Wie ehrlich sind die Singles im Netz? Journalistin Rosa Sophie Mai wollte es genauer wissen. Die 26-Jährige mischte sich unter die mehr als sieben Millionen Deutschen, die im Internet aktiv nach einem Partner suchen. Ihr Ziel: Sich verlieben! Ihre Bilanz: Durchwachsen. Über ihre 33 kuriosen, witzigen aber auch enttäuschenden Online-Dates hat sie ein Buch geschrieben. Für Yahoo! Lifestyle plaudert Rosa Sophie Mai aus dem Nähkästchen.

Wie ehrlich sind die Singles im Netz? (Foto: Thinkstock)
Wie ehrlich sind die Singles im Netz? (Foto: Thinkstock)

Frau Mai, wie groß ist die Chance in Online-Single-Portalen die große Liebe zu finden? Wie ist Ihre persönliche Bilanz?
Die Wahrscheinlichkeit, im Netz die große Liebe zu finden, ist auf jeden Fall gegeben. Das zeigen auch die Paare in meinem Freundeskreis, die sich online kennengelernt haben und mittlerweile verheiratet sind. Aber letztendlich ist es wohl doch Schicksal, irgendwann den oder die Richtige/n zu finden. Die Chancen sind online wahrscheinlich genauso hoch wie offline.

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Wie ehrlich sind die anonymen Singles im Netz?
Nicht sehr ehrlich. Das geht ja schon beim Retuschieren der Fotos los, um attraktiver zu wirken.

Waren Sie selbst immer ehrlich, oder verführt einen die Anonymität des Netzes dazu, sich in ein etwas besseres Licht zu rücken?
Ich muss zugeben, ich habe mich ebenfalls hinter einem retuschierten Foto und kleinen Lügen versteckt. Richtig ehrlich war ich zu keinem. Natürlich sind das sehr schlechte Voraussetzungen, um später etwas Ernstes aufzubauen.

Hand aufs Herz: Waren Sie nur zu Recherche-Zwecken für Ihr Buch „Männersafari“ unterwegs oder wollten Sie tatsächlich einen Partner finden?
Ich war im Großen und Ganzen glücklich mit meinem Single-Leben und deshalb nicht krampfhaft auf der Suche. Ich wollte es einfach mal ausprobieren. Ich hätte sicher nichts dagegen gehabt die große Liebe zu finden! Ich habe dann aber auch schnell gemerkt, dass die Dates sehr viel Stoff für ein Buch hergeben.

Wie waren die Dates für Sie? War alles dabei von „großer Enttäuschung“ bis „große Gefühle“?
Die Dates waren meistens enttäuschend. Gerade am Anfang hat man ja noch sehr viele Erwartungen, die viele große Enttäuschungen mit sich bringen. Für große Gefühle hat es nicht gereicht. Eine interessante Erfahrung war es aber alle Mal!

Hat sich aus einem Date etwas Längeres ergeben?
Es gab eine kleine Affäre, nichts Ernstes.

Das Buch zum Online-Dating-Experiment: "Männersafari", Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Preis 9,95 Euro (links) und die Autorin Rosa Sophie Mai (rechts)
Das Buch zum Online-Dating-Experiment: "Männersafari", Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Preis 9,95 Euro (links) und die Autorin Rosa Sophie Mai (rechts)

Wie schnell erkennt man, ob sich aus dem Online-Date etwas entwickeln kann? Schon beim Chatten oder erst, wenn man sich persönlich trifft?
Beim Chatten besteht die Gefahr, dass man sich viele Illusionen macht und Sehnsüchte in den Text interpretiert. Von daher empfehle ich schnelle, persönliche Treffen. Ich habe gemerkt, dass man nicht automatisch auf derselben Wellenlänge ist, nur weil man sich tolle Mails geschrieben hat. Was letztendlich zählt ist die Chemie, das gewisse Etwas - und das erkennt man nur, wenn man dem anderen gegenüber steht.

Woran liegt es, dass sich das Profil, die Mail und vielleicht die Telefonate so gut und richtig anfühlen und daraus dann doch nichts wird?
Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen die immensen Erwartungen, die viele an den oder die Zukünftige stellen: Ist der Busen zu klein oder die Nase zu groß wird einfach weiter gesucht. Zum anderen ist das Angebot in Online Dating Portalen einfach riesig, so dass manche sich nicht entscheiden können oder wollen und mehrgleisig fahren. Aber das größte Problem ist meiner Meinung nach, dass viele verlernt haben, an sich zu arbeiten und sich selbst zu lieben. Sie sind nicht mehr in der Lage sich auf jemanden mit all seinen Stärken und Schwächen einzulassen. Das macht beziehungsunfähig.

Viele Singlebörsen werben damit, dass sie den Usern psychologisch geprüfte Partnervorschläge unterbreiten. Funktioniert sowas?
Meiner Meinung nach nicht. Woher will man schließlich wissen, ob alle Angaben der User der Wahrheit entsprechen? Und wer hat diese Tests eigentlich entwickelt? Ich glaube, dass viele Menschen im Netz einen Partner finden, weil sie einen Partner finden wollen. Sie glauben an diese psychologischen Gutachten wie Kranke an ein Heilmittel.

Wenn man nun wirklich ernsthaft auf der Suche nach einem Partner ist, würden Sie dann Single-Portale und Online-Dates empfehlen?
Ich rate weder zu noch ab. Online-Dating ist so speziell, da muss jeder für sich selbst entscheiden, ob es zu ihm passt. Man sollte sich aber bewusst sein, dass in den Portalen viel geflirtet und gelogen wird. Manche daten vier, fünf Männer oder Frauen gleichzeitig. Und woher will man wissen, ob das Date auch wirklich so heißt und Single ist? Man hat keinen gemeinsamen Freundeskreis oder eine gemeinsame Basis außerhalb des Internets. Für mich war es nicht möglich unter diesen Voraussetzungen Vertrauen zu einem der Männer aufzubauen.

Der erste Eindruck zählt: Was Ihr Aussehen über Sie verrät

Haben Sie über die Online-Dates einen Partner gefunden?
Nein. Aber ich habe über mein Buch zu mir selbst gefunden. Klingt zwar sehr kitschig, ist aber die schöne Realität.