Schlagfertig antworten: So kontern Sie Verbalattacken

Dumme Sprüche, unpassende Witze und hämische Bemerkungen: Viele von uns werden in der Schule, im Job oder im Bekanntenkreis immer wieder einmal von anderen verbal angegriffen. Vor Verblüffung und Ärger sind wir dann vor allem eins - sprachlos! Doch Schlagfertigkeit kann man üben! Kommunikationstrainer Detlef Karthaus verrät Ihnen, mit welchen Methoden Sie dem gemeinen Sprücheklopfer ab sofort Paroli bieten können!

Wer schlagfertig sein will, braucht eine "schnelle Denke" (Foto: Thinkstock)
Wer schlagfertig sein will, braucht eine "schnelle Denke" (Foto: Thinkstock)

Sprachlosigkeit als Bestätigung
Verbale Attacken sind leider ziemlich häufig. Gerade Menschen, die sich auf Kosten anderer profilieren wollen, greifen immer wieder gerne zu dieser Methode. Im Einzelfall ist das vielleicht noch zu ertragen. Passieren die mündlichen Angriffe aber regelmäßig und mit System, ist der Übergang zum Mobbing fließend. „Indem Sie sich sprachlos ärgern, spornen Sie den Sprücheklopfer umso mehr an weiterzumachen“, warnt Detlef Karthaus. „Der Angreifer fühlt sich gut dabei und erhält eine Bestätigung für seine Stärke. Schaffen Sie es dagegen, gewitzt zu kontern, wird er schnell verstummen und Sie sind nicht länger das Opfer.“

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Subtile Angriffe
Der Dozent und Kommunikationstrainer hat sich für sein neues Buch „Schlagfertig Paroli bieten“ (Goldegg Verlag, 19,95 Euro) ausführlich mit diesem Thema beschäftigt. Ihm ist wichtig, dass durch den Konter keine Konflikte geschürt werden: „Das `Sich-zur-Wehr-setzen´ muss freundlich, aber trotzdem bestimmt geschehen. „Es sollen keine offenen Angriffe sein, sondern eher Bemerkungen, die subtil Druck aufbauen.“

Die wichtigsten „Werkzeuge“ der Schlagfertigkeit

Humor: Mit Humor gelingt es Ihnen, den verbalen Angriff leichter aufzunehmen. Gleichzeitig wirkt Humor gegen Stress und das ist gut so, denn: Stehen Sie
unter Stress, fällt Ihnen keine passende Antwort ein.

Schnelle „Denke“: Beschleunigen Sie Ihr Denken, indem Sie Kreativität und Assoziationsfähigkeit immer wieder üben. Je schneller Sie im Kopf werden, umso höher werden Ihre Chancen zur richtigen Zeit die richtigen Worte zu finden.

Konzentration: Hören Sie gut zu und konzentrieren Sie sich! Es ist wichtig, auch Details in den Sätzen Ihres Gesprächspartners aufzunehmen. Darin steckt sehr viel Potential für eine gute Antwort.

So klappt´s mit der Schlagfertigkeit

Nonsenssprüche: Vermischen Sie z.B. zwei Redewendungen miteinander. Aus „Eigener Herd ist Goldes Wert“ und „Müßiggang ist aller Laster Anfang“ wird dann die Neuschöpfung: „Eigener Herd ist aller Laster Anfang.“ Wenn Sie mit einem derart unsinnigen Spruch auf einen Angriff reagieren, erreichen Sie eine Menge: Zum einen haben Sie geantwortet und sich nicht still geärgert. Das ist sehr wichtig, denn die Sprachlosigkeit ist das, was den Angreifer am Meisten freut. Außerdem ist ein solcher Spruch kein Gegenangriff. Sie verletzen niemanden und provozieren Ihr Gegenüber nicht unnötig, weitere Gemeinheiten von sich zu geben. Und das Beste daran: Sie bringen den Sprücheklopfer ordentlich durcheinander! Sein Gehirn ist mit dem Zerpflücken Ihrer Antwort und nicht mit einem erneuten Angriff beschäftigt. Jetzt können Sie in Ruhe über einen weiteren Konter nachdenken oder einfach nur erhobenen Hauptes weg gehen.

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Ablenkfragen: Mit einer Frage können Sie Ihren Angreifer ablenken, verunsichern und schließlich das Gespräch übernehmen. Beispiel: Ihre Angreiferin sagt „Dein Ausschnitt ist aber eine Spur zu heftig!“ Darauf könnten Sie antworten: „Hm, kann sein. Sag mal, wo hast Du eigentlich deine Schuhe gekauft?“ Wer fragt, der führt! Sobald Sie ein oder zwei Fragen gestellt haben, folgt der Angreifer Ihrer Spur und Sie übernehmen den weiteren Verlauf des Gesprächs.

Bestätigung: Geben Sie Ihrem Angreifer Recht. Das ist das Letzte, womit er rechnet! Was ist ein Angriff wert, wenn Sie ihn nicht als solchen verstehen? Lassen Sie auf die Bestätigung eine maßlose Übertreibung folgen. Mit dieser Übertreibung demonstrieren Sie die Lächerlichkeit des Angriffs. Angenommen Ihr Kollege sagt: „Du hast in den letzten fünf Jahren wirklich nichts dazu gelernt!“ Darauf könnten Sie antworten: „Ja, da könntest Du Recht haben. Meine Eltern wollten auch schon wieder Kindergeld beantragen.“ Auch bei Machosprüchen im Job hat sich die Methode der Bestätigung bewährt. Wenn Ihr Kollege z.B. in einem Meeting vor allen anderen zu Ihnen sagt: „Mach doch noch einen Knopf an deiner Bluse auf, dann hast du zwei Argumente mehr.“ Dann bestätigen Sie seine blöde Bemerkung und setzen noch eins drauf indem Sie sagen: „Ja, das könnte ich machen, aber ist das dann nicht unfair Dir gegenüber?“ Damit weisen Sie den Dummschwätzer unverkrampft und selbstbewusst in seine Schranken.

Entwickeln Sie Ihren eigenen Stil
„Natürlich ist die Art der Technik immer stark vom Verhältnis zum Gesprächspartner, der Art des Angriffs und der Situation abhängig“, erklärt der Kommunikationsexperte. „Wenn Sie sich aber mit den Grundlagen und Methoden auseinandersetzen, entwickeln Sie einen eigenen Stil, verbessern Schritt für Schritt Ihre persönliche Eloquenz und werden bei einer Verbalattacke immer seltener der Angegriffene sein.“