Handysüchtig? Diese Tipps helfen!

Ein Foto vom Mittagessen bei Flickr posten, mal eben die Facebook-Aktivitäten der Freunde checken und bei Bing nachsehen, ob der Supermarkt um die Ecke noch geöffnet hat – das Smartphone ist unser Freund und Helfer in jeder Lebenslage. Eine Studie von Nokia zeigt jetzt: Der durchschnittliche Benutzer loggt sich alle sechseinhalb Minuten mobil ins Internet ein. Das macht – acht Stunden nächtliche Auszeit nicht mitgerechnet – rund 150 Mal klicken, mailen, simsen am Tag. Gibt es einen Weg aus der Smartphone-Abhängigkeit? Yahoo! hat bei dem Psychologen Dr. Klaus Wölfling nachgefragt.

Viele können die Finger gar nicht mehr vom Touchscreen lassen (Bild: thinkstock)
Viele können die Finger gar nicht mehr vom Touchscreen lassen (Bild: thinkstock)

Kennen Sie das? Sie haben das Gefühl, Ihr Handy vibriert in der Hosentasche, dabei liegt es mucksmäuschenstill auf dem Schreibtisch vor Ihnen. Wissenschaftler haben sich dafür den schönen Namen „Vibranxiety” ausgedacht. Kaum ist das Smartphone einmal nicht da, wo wir es vermuten, empfinden wir eine Art Phantomschmerz. Dennoch, so Dr. Wölfling, kann von einer regelrechten Sucht nach dem technischen Wunderwerk nur in seltenen Fällen die Rede sein. Der Mediziner hat die psychologische Leitung der Mainzer Ambulanz für Internet- und Spielsucht inne. In der Einrichtung der örtlichen Universitätsklinik werden pro Jahr rund 60 Patienten mit Internetsucht behandelt. An letzterer leiden laut Wölfling auch die meisten Menschen, die kaum vom Smartphone lassen können: „Durch die internetfähigen Smartphones wird eine Internetsucht ausgelebt.“

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Der Psychologe erklärt, dassBetroffene unter einer „Verhaltenssucht“ leiden, wie auch die Kaufsucht eine ist. „Dem Organismus werden keine Substanzen von außen zugeführt. Die Internetnutzung wird als besonders stressreduzierend und stimmungsverbessernd empfunden.“ Doch auch dieses Verhalten bleibt nicht ohne Konsequenzen und kann diverse Lebensbereiche aus dem Gleichgewicht bringen. So kann sich ständiges Surfen im Internet negativ auf persönliche Beziehungen oder den Job-Alltag auswirken. Derzeit leidet ein Prozent der 14- bis 64-Jährigen unter der Internetsucht, so Wölfling.

„Um soziale Kompetenzen wieder zu stärken, kann eine verhaltenstherapeutische Gruppentherapie hilfreich sein“, erklärt der Experte. Außerdem müssen sich Betroffene funktionale Verhaltensweisen aneignen, die den Blick auf das Smartphone ablösen, aber „einen ähnlich belohnenden Charakter wie das Internetverhalten haben.“ Das können zum Beispiel alte Hobbys wie Lesen oder Kochen sein, die auf Grund der Abhängigkeit längere Zeit vernachlässigt wurden.

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Auch vergleichsweise moderate Smartphone-Benutzer können ihren Umgang mit dem Gerät bewusst steuern. Menschen, die zum Beispiel aus beruflichen Gründen am Handy hängen, sollten sich einfach alle 90 Minuten eine kleine Technikauszeit nehmen. In fünf Minuten können Sie einen kurzen Spaziergang machen oder sich einen Kaffee holen, und vor allem auf lange Sicht lernen, dass Sie auch ohne permanenten Internetzugang nichts Wesentliches verpassen. Zusätzlich kann es helfen, die Klingeltöne und Vibrationen des Handys auszuschalten. So ist man nicht ständig in Alarmbereitschaft. Wer sich auf wenige Dienste beschränkt, also etwa nur in drei statt fünf ausgewählten sozialen Netzwerken aktiv ist, muss zudem auch automatisch weniger Statusmeldungen checken. Schon diese kleinen Änderungen können das gestresste Smartphone-Ich enorm entlasten.

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Für weitere Informationen zum Thema Verhaltenssucht oder zur Mainzer Ambulanz für Internet- und Spielsucht besuchen Sie www.verhaltenssucht.de.