Drogen: Je schlauer, desto experimentierfreudiger?

Neigen eigentlich Frauen oder Männer eher zum Drogenkonsum — und probieren intelligente Menschen in Sachen Kokain und Co. mehr aus? Ein Wissenschaftsteam aus England beantwortet diese Fragen in einer aktuellen Studie. Wir haben bei einem Sucht-Experten nachgehakt.

Drogen: Je schlauer, desto experimentierfreudiger? (Bild: thinkstock)
Drogen: Je schlauer, desto experimentierfreudiger? (Bild: thinkstock)

Frauen mit hellem Köpfchen sind in ihren Dreißigern in Sachen Rauschmittel deutlich experimentierfreudiger als weniger intelligente Frauen. Das zumindest hat das Forscherteam um Dr. James White von der Cardiff University in einer aktuellen Studie herausgefunden. 8.000 männliche und weibliche Teilnehmer, deren Intelligenzquotient im Alter von fünf und zehn Jahren gemessen worden war, mussten sich zu ihren Erfahrungen mit illegalen Drogen äußern.

White und seine Kollegen kamen zu folgendem Ergebnis: Frauen um die 30, die über einen IQ zwischen 107 und 150 verfügen, haben bereits doppelt so viele Erfahrungen mit Drogen gesammelt wie solche mit einem IQ unter 95. Der durchschnittlich ermittelte Intelligenzquotient für die Gesamtbevölkerung liegt bei 100. Eine offizielle Erklärung für ihr Studienergebnis können die Forscher noch nicht liefern. „Man könnte spekulieren, dass Menschen mit hohem IQ offener für neue Erfahrungen sind", so White in der „Daily Mail". „Sie glauben auch nicht, dass sie etwas riskieren, wenn sie es ein oder zweimal ausprobieren."Außerdem geht aus der britischen Studie hervor, dass Männer mit überdurchschnittlichem IQ nicht so stark wie Frauen dazu neigen, mit Amphetaminen, Ecstasy und Co. zu experimentieren.

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Je höher der IQ, desto illegaler die Drogen

Dass intelligente Frauen eher zu illegalen Drogen neigen, kann Raimund Helinski, gestalttherapeutischer Suchttherapeut (VdR) und Berater bei "psychologe.de" bestätigen. „Frauen, die zum Beispiel als Anwältinnen oder Ärztinnen arbeiten, greifen eher zu Partydrogen oder Kokain", so Helinski gegenüber Yahoo! Lifestyle. Eine mögliche Begründung: Ein höherer IQ führt oft zu einem anspruchsvolleren Job, der wiederum besser bezahlt ist. Und wer mehr Geld zur Verfügung hat, der kann sich Rauschmittel leisten, die teurer sind als Alkohol. Legale Drogen wie Alkohol und Medikamente hingegen ziehen sich beim weiblichen Geschlecht durch alle IQ-Stufen — dazu gehören laut dem Suchtexperten Beruhigungsmittel oder Stimmungsaufheller, Amphetamine und amphetaminähnliche Substanzen.

Je jünger, desto experimentierfreudiger
Die britische Studie an der Cardiff University hat ergeben, dass viele intelligente Frauen um die 30 dazu neigen, illegale Drogen auszuprobieren. Helinski drückt das etwas allgemeiner aus: „Jüngere Frauen fühlen sich gesünder, und sie glauben, sie könnten den Drogenkonsum besser kompensieren — einmal schadet ja nichts." Im Klartext: Je jünger, desto experimentierfreudiger. Ob Frau oder Mann, spielt dabei keine Rolle.

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Männer vs. Frauen
In einem Punkt widerspricht Helinski dem britischen Studienergebnis. White und sein Team sind nach der Befragung der Teilnehmer zu der Erkenntnis gelangt, dass intelligente Männer weniger zu Drogen-Experimenten neigen als Frauen. „Männer kommen zu 95 oder 100 Prozent einmal in ihrem Leben mit Drogen in Berührung", stellt der Psychologe richtig. „Im illegalen Suchtbereich kommen deutlich mehr Männer in unsere Einrichtungen als Frauen, das Verhältnis liegt bei 70 zu 30 Prozent." Was die legale Droge Alkohol angeht, liegen beide Geschlechter fast gleichauf: „Beim Alkohol sind es mit einem Verhältnis von 55 zu 45 Prozent offiziell mehr Männer, doch bei Frauen sind die heimlichen Trinker in der Mehrzahl."