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Die Gluten-Diät: Ein bedenklicher Trend

Immer mehr Menschen leiden an einer Glutenunverträglichkeit und müssen das sogenannte „Klebereiweiß" Gluten vollständig aus ihrem Ernährungsplan streichen. Doch auch Gesunde, allen voran die Stars, haben die „G-Free-Diet" für sich entdeckt und schwören auf purzelnde Pfunde durch das Weglassen von glutenhaltigen Nahrungsmitteln. Doch ist die „Diät" wirklich zu empfehlen? „Unsinn!" sagt der Ernährungswissenschaftler und Diätassistent Sven-David Müller.

Die Gluten-Diät: Ein bedenklicher Trend (Bilder: Getty images)
Die Gluten-Diät: Ein bedenklicher Trend (Bilder: Getty images)


In Hollywood ist ein perfekter Körper wohl unabdingbar. Und so kursieren ständig neue Diäten. Nach Low-Fat, Atkins- oder Glyx-Diät, Trennkost, Essen nach Farben und vielem mehr, kommt nun der neueste (Nicht-)Essens-Trend daher: Glutenfreie Ernährung. Stars wie Gwyneth Paltrow, Anne Hathaway und Miley Cyrus schwören auf die „G-Free-Diet".

Dabei ist es gar nicht so leicht, das Gluten in Lebensmitteln ausfindig zu machen: Es steckt in Mehl, Brot, Backwaren und Pasta sowie in Malzgetränken und ist oftmals auch weniger offensichtlich in Fertiggerichten, Saucen, Süßigkeiten, Bier, Gewürzmischungen oder Cornflakes versteckt. Auf den ersten Blick erinnert sie deshalb an die berühmte „Low-Carb"-Diät, denn wer etwa Brot und Nudeln aus seiner Ernährung streicht, verzichtet neben Gluten auch auf Kohlenhydrate. Im Detail ist es allerdings noch weitaus komplizierter.

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Dass Gluten zurzeit als Dickmacher verteufelt wird, ist völlig unbegründet: Es handelt sich dabei lediglich um ein vor allem in Getreidekorn enthaltenes Protein, durch das etwa Brötchen ihre saftige Konsistenz und gute Backeigenschaften haben. Tatsächlich zeichnen sich viele glutenhaltige Produkte durch ihren hohen Gehalt an gesunden, sättigenden Ballaststoffen, lebenswichtigem Zink und Eisen sowie wichtigen Vitaminen aus. Durch ihr Vermeiden kann es nicht nur zu Mangelerscheinungen kommen, sondern sogar zur Gewichtszunahme: Viele glutenfreie Produkte enthalten durch ihren höheren Fett- und Zuckergehalt mehr Kalorien! Kalorienarm sind glutenfreie Produkte also definitiv nicht. Außerdem sind sie oftmals wahre Salzbomben.

„Durch diese Ernährungsform kann man nicht abnehmen!" weiß unser Diätexperte Sven-David Müller (www.svendavidmueller.de). Der Mann muss es ganz genau wissen. Er hat für Patienten, die an einer Glutenunverträglichkeit leiden, das „Kein Gluten Kochbuch" geschrieben. Trotzdem hält er diese Diät für Menschen ohne Sprue, wie die Lebensmittelunverträglichkeit auch genannt wird, als alles andere als ratsam. Der Wissenschaftler für angewandte Ernährungsmedizin spricht sich deutlich gegen den seiner Ansicht nach fatalen Diät-Trend aus: „Es ist zwar nicht unbedingt schädlich, auf Gluten zu verzichten, aber vergleichbar damit, dass man sich selbst Insulin spritzen würde, obwohl man nicht an Diabetes leidet", erklärt der Fachmann. „Und damit nimmt man die chronisch an Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) Erkrankten auf die Schippe, die ihr Leben lang damit hadern, nur glutenfrei essen zu dürfen. Und Angst vor Krebs haben." Bei ihnen nämlich führt das Protein zu einer Entzündung der Darmschleimhaut und kann so zu Bauchschmerzen und Durchfall führen — und dadurch auch zu Gewichtsverlust.

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Mit glutenfreier Ernährungsweise nehmen die Patienten sogar wieder zu, da sie diese vertragen. Für Zöliakie-Patienten ist eine stete wie lebenslange glutenfreie Ernährung unabdingbar — dass die „G-Free-Diet" zum absoluten Abnehmtrend avanciert ist, kann Ernährungsfachmann Müller nicht nachvollziehen. „Kein seriöser Experte würde diese Diät unterstützen!", unterstreicht er deutlich. Gwyneth Paltrow und Co. sollten ihren neuen Essensplan wohl doch noch mal überdenken.