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Alternative Schmerztherapie: So helfen Sie sich selbst

Mehr als 12 Millionen Menschen leiden derzeit in Deutschland an chronischen Schmerzen. Vor allem Rücken-, Gelenk- und Kopfschmerzen sind weit verbreitet. Zu den chronischen Schmerzen kommt nicht selten die Resignation: Die Betroffenen schränken aufgrund der Beschwerden ihr Leben immer mehr ein und verlieren langsam ihre Lebensfreude. Trotz zahlreicher Untersuchungen werden oft keine körperlichen Ursachen gefunden.

Doch jetzt gibt es eine gute Nachricht: Chronische Schmerzen können wieder „verlernt" werden! Das belegen neuste Erkenntnisse in der Schmerztherapie. Wir verraten Ihnen, was Sie tun können.

Kopfschmerzen sind weit verbreitet (Foto: Thinkstock)
Kopfschmerzen sind weit verbreitet (Foto: Thinkstock)

Schmerzmittel allein sind keine Lösung
Schmerzen, die länger als drei Monate anhalten oder über einen längeren Zeitraum immer wieder kehren, bezeichnet man als chronische Schmerzen. Viele Menschen kennen dann nur einen Ausweg: Sie greifen zu Schmerzmitteln. „Gerade bei chronischen Schmerzen sind Medikamente allein aber nicht die Lösung", weiß Dr. Thomas Bißwanger-Heim. „Die Wirksamkeit der Schmerzmittel kann im Laufe der Zeit nachlassen und was noch entscheidender ist: Ihr Nervensystem lernt so keine Strategie, aus eigener Kraft den Schmerz zu lindern."

Schluß mit Rückenschmerzen: 7 einfache Übungen, die helfen

Der Freiburger Wissenschaftsjournalist und Autor beschäftigt sich seit vielen Jahren mit diesem Thema. In seinem kürzlich erschienenen Buch „Schmerztherapie - Was tun, wenn der Schmerz nicht nachlässt?" (Stiftung Warentest; 16,90 Euro) hat er die neusten Erkenntnisse gut verständlich und praxisnah zusammengefasst. Sein Fazit: „Für Menschen mit Schmerzen ist es im wahrsten Sinn des Wortes notwendig, selbst aktiv zu werden."

Chronische Schmerzen wieder „verlernen"
Die gute Nachricht ist: Das Nervensystem ist formbar und in der Lage, sich ständig selbst umzubauen. Diese Eigenschaft nennt man Neuroplastizität. Sie ermöglicht Ihnen, dass Sie Ihre chronischen Schmerzen auch wieder „verlernen" können. „Entscheidend für den Therapieerfolg sind Ihre Eigeninitiative, realistische Erwartungen und Ihre Bereitschaft, regelmäßig etwas für sich und gegen Ihren Schmerz zu tun", sagt der Freiburger Medizinjournalist.

Das können Sie selbst tun:

Treiben Sie regelmäßig Sport!
Wenn Sie körperlich aktiv sind, machen Sie genau die Teile des Körpers stabiler und elastischer, die Sie bei Ihren Übungen beanspruchen, also die entsprechenden Muskeln, Bänder, Sehnen, Gelenke und Knochen. Gleichzeitig verbessert sich deren Durchblutung und Sauerstoffversorgung.

Was Sie tun, ist Ihnen überlassen. Besonders gelenkschonend sind Schwimmen oder Aquafitness, aber auch Radfahren, Gymnastik, Walking, Yoga, Pilates, Qigong oder Tai Chi können Ihnen gut tun.

Yoga kann helfen, Schmerzen zu lindern (Foto: Thinkstock)
Yoga kann helfen, Schmerzen zu lindern (Foto: Thinkstock)

Sorgen Sie für genügend Erholungsphasen!
Entspannung kann Stress reduzieren und sich positiv auf die Gesamtverfassung auswirken. „Wer weniger gestresst ist, nimmt Schmerzreize anders wahr. Regelmäßige Entspannungsübungen können dazu beitragen, dass Sie Ihre Schmerzen als weniger belastend erleben. Oft lassen die Schmerzen nach einiger Zeit sogar nach oder treten weniger häufig auf", erklärt der Experte.

Welche Form der regelmäßigen Entspannung zu Ihnen passt, dürfen Sie wieder selbst entscheiden. Bei Migräne oder Spannungskopfschmerzen hat sich die „Progressive Muskelentspannung" bewährt. Aber auch autogenes Training, Meditation, Imagination und andere Entspannungstechniken können Ihre Schmerzen lindern oder häufigen Schmerzattacken vorbeugen.

Achten Sie auf Ihre Ernährung!
Bei einigen Schmerzerkrankungen lohnt es sich darauf zu achten, was Sie essen:

- Gichtanfälle treten oft nach einer üppigen und von Alkohol begleiteten Mahlzeit auf
- Bei einer rheumatischen Gelenkentzündung (rheumatoide Arthritis) fördern bestimmte Fettsäuren (v.a. in rotem Fleisch aber auch in anderen tierischen Fetten, etwa Milchfett) die Bildung von Entzündungsstoffen. Schützend wirkt dagegen der regelmäßige Verzehr von fettreichem Seefisch oder die Einnahme von Fischölkapseln.
- Übergewicht verstärkt eine Arthrose von Knie und Hüfte
- Migräne-Auslöser sind vielfältig. Rotwein, Käse, Nitrate oder Glutamat könnten ein Grund sein. Wenn Sie die Auslöser kennen, sollten Sie sie nicht vollständig meiden, sondern immer wieder in kleinen Mengen zu sich nehmen, um den Körper daran zu gewöhnen.

Ganz allgemein gilt: Genügend Trinken! Wer genug trinkt, hat eine bessere Durchblutung und das führt zu einem schnelleren Abtransport von Entzündungsstoffen.

Setzen Sie auf den psychologischen Effekt!
Wenn Sie die Erfahrung machen, dass Sie durch Sport, Entspannung und Ernährung selbst zum Therapieerfolg beitragen können, fühlen Sie sich Ihren Schmerzen viel weniger ausgeliefert. „Dieser psychologische Effekt ist so viel wert wie ein starkes Schmerzmittel", weiß Dr. Bißwanger-Heim.

Das hilft zusätzlich:
Neben Ihrer Eigeninitiative können zusätzliche Behandlungen wie z.B. Massagen, Physiotherapie, Akupunktur oder Bäder die Schmerzlinderung unterstützen.

Die psycho-soziale Komponente des Schmerzes
Wenn bei Ihnen keine körperlichen Ursachen für die Beschwerden gefunden wurden, ist der Besuch eines Schmerzpsychotherapeuten zu empfehlen. Denn heute weiß man: Jeder Schmerz hat auch eine psycho-soziale Komponente. Ein Schmerzpsychotherapeut hilft Ihnen, die Angst vor den Schmerzen abzubauen. Sie lernen, Ihre Beschwerden einzuordnen und anders mit ihnen umzugehen. „Sobald Sie Ihren Schmerz nicht mehr als bedrohlich und unabänderlich empfinden, sondern es schaffen, ihn anzunehmen und mit ihm zu leben, werden Sie viel weniger unter ihm leiden", weiß der Mediziner aus seiner beruflichen Erfahrung.

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Krankenkassen beteiligen sich an Kosten
Übrigens: Viele Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten verschiedenster Maßnahmen der Schmerztherapie. Es lohnt sich, einmal nachzufragen, was Ihre Krankenkasse anbietet.