Horrorjob Au-pair?

Sie wollen die Welt sehen, neue Sprachen lernen und eine nette Familie unterstützen. Aber oft stoßen sie auf durchgeknallte Kinder, Väter im Tiger-Tanga und Mütter mit sadistischen Anwandlungen.

Der Tag eines Au-pairs kann ganz schön anstrengend sein (Foto: thinkstock)
Der Tag eines Au-pairs kann ganz schön anstrengend sein (Foto: thinkstock)

„Au-pair" heißt wörtlich übersetzt „Gegenleistung", aber die Gegenleistung, die Au-pairs für „eine 35-Stunden-Woche, die aus Windelnwechseln, Unterwäschebügeln und viel Langeweile besteht, reicht vom Tripper bis zum Gerichtsverfahren." So drastisch schildert Nina Ponath ihre eigene Erfahrung als Au-pair und die anderer junger Menschen, die sie zum Thema befragt hat.

Heilige Gartenmöbel

Dabei gibt es auch ein paar wunderschöne Erfahrungen, wie die von Tessa aus Paderborn, die in Miami ihre Wunschfamilie kennen lernt: fröhliche, freundliche und liebevolle Menschen, die ihr noch heute näher stehen als ihre eigene Familie. Aber viele Au-Pairs hatten Begegnungen der dritten Art. So wie Lara, 21, Au-pair in Mailand. Während Mutter Sylvia so gut wie nichts aß, aber umso mehr trank, informierte Vater Charlie Lara erst einmal darüber, dass die Gartenmöbel 10.000 Euro gekostet haben. Zu tun hatte Lara nicht viel: Der achtjährige Luca beschäftigte sich vor allem mit seinem Gameboy. Aber wehe, sie ließ die Gartengarnitur bei Regen draußen stehen, dann gab's ein riesiges Donnerwetter. „Frauen, nur Ärger!", motzte Charlie regelmäßig und warf Lara zwischendurch gerne mal aus dem Haus: „Wenn du nichts zu tun hast, geh raus und such dir eine Beschäftigung." Weinend lief Lara dann durch die Straßen. Ihre Koffer packte sie aber erst, als ihr Charlie in Tiger Tanga und nackter Blondinenbegleitung im Flur begegnete ...

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Aufbegehren

Carina, 19, war im französischen Montaut und hatte dort mit den beiden zwei- und dreijährigen Kindern ziemlich viel um die Ohren. Bei über 40 Stunden Kinder- und Hausarbeit war für einen Sprachkurs keine Zeit. Bis um halb eins nachts tobten die Kinder herum, und wenn Carina sich nach einem Abendessen um 22 Uhr mal in ihr Zimmer verzog, gab es gleich Ärger, weil sie sich angeblich nicht integrieren wollte. Der kleine Clement trat nach ihr, wenn sie den Fernseher ausschaltete. Und ein typischer Dialog mit der Dame des Hauses ging so: „Carina, mit deiner Hausarbeit bin ich überhaupt nicht glücklich. Das Badezimmer ist immer ganz dreckig, dabei hatte ich dir doch gezeigt, wie ich es geputzt haben will. Die Hemden von Didier sind immer noch faltig, wenn du sie gebügelt hast." Erst nach langer Zeit traute sie sich, gegen die Ungerechtigkeiten aufzubegehren — und siehe da, die Familie gab sich Mühe und das Verhältnis wurde am Ende doch noch gut.

Normaler und Schokomagen?

Ivy, 24, aus Regensburg wunderte sich, warum sich ihre Familie in New Jersey über ihren mangelnden Integrationswillen beschwerte. An den Abenden deckte sie den Tisch und machte das Essen, während die Familie fernsah. Dass das Essen extrem ungesund war, konnte Ivy nur schwer akzeptieren. Die stark übergewichtigen Eltern eines behinderten Mädchens versuchten ihr allen Ernstes zu erklären, dass Menschen einen normalen Magen und einen Schokomagen haben - und der muss ordentlich gefüllt werden. Als die Frage kam: „Hat dein Opa im Krieg eigentlich auch Juden getötet?", war sie sprachlos, und verzweifelt, als man sie bei der Geburtstagsfeier der Tochter mit 39 Grad Fieber zur Arbeit zwang. Bevor sie sich durchringen konnte, die Familie zu verlassen, warf man sie raus: "Pack deine Sachen. Du schuldest uns 400 Dollar ..."

Diese und noch viele andere berührende, lustige und entsetzliche Geschichten über die Erfahrungen von Au-pairs hat Nina Ponath in dem Buch „Au-pair — 33 wahre Geschichten über skurrile Gastfamilien, verrückte Kleinkinder und das gr0ße Abenteuer Ausland" veröffentlicht (Schwarzkopf & Schwarzkopf).

Von einer die auszog, um das fürchten zu lernen ...
Von einer die auszog, um das fürchten zu lernen ...

Bei Problemen mit der Familie sollten sich Au-pairs unbedingt an die Vermittleragentur wenden. Seriöse Agenturen sind gern bereit, bei Unstimmigkeiten zwischen Au-pair und der Gastfamilie zu vermitteln oder auch den Wechsel in eine andere Familie zu organisieren.