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Die fünf größten Erziehungsirrtümer

„Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, machst du was ich sage!", „Iss deinen Teller leer!", „Computer sind gefährlich": Diese und viele andere Pauschalaussagen tummeln sich auch heute noch im Erziehungsalltag vieler Eltern. Unbewusst werden Sie von Generation zu Generation weitervererbt.

Dabei ist längst erwiesen: Derartige Erziehungsversuche bringen nichts! Prof. Dr. Ralph Dawirs ist Entwicklungs- und Gehirnexperte. In seinem Ratgeber „Die 10 größten Erziehungsirrtümer" (Beltz-Verlag) entlarvt er wohlbekannte, aber völlig sinnlose Erziehungsmethoden. Fünf davon stellt er bei Yahoo! Lifestyle vor:

Ist Erziehung eine ernste Angelegenheit? - Ganz sicher nicht! (Foto: Thinkstock)
Ist Erziehung eine ernste Angelegenheit? - Ganz sicher nicht! (Foto: Thinkstock)


1. „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst…!"

Wenn Sohn oder Tochter in die Pubertät kommen, beginnt eine merkwürdige Zeit des Aufbruchs, der Neugierde, der Besorgnis und Unsicherheit. Der Teenager ist nicht mehr Kind, aber auch noch nicht erwachsen. Wie sollen sich Eltern jetzt verhalten?

Eines ist sicher: Egal welche Herausforderungen anstehen, die Erziehung ist abgeschlossen! Sätze wie „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, machst du was ich sage!" sind nur kontraproduktiv!

Stattdessen haben jetzt alle Beteiligten die Chance, die Liebe, die sie sich in den zurückliegenden Jahren geschenkt haben, in einer echten Solidarität zwischen Jung und Alt zu leben. Liebevolle Eltern sind jetzt nicht irritiert und nicht besorgt.

Sie sind neugierig auf ihre Kinder: Was werden sie aus ihren Talenten machen? Und die Kinder? Wenn sie in Liebe erzogen wurden, sind sie trotz aller Unsicherheiten zuversichtlich. Dann haben sie ihr Vertrauen zu sich selbst und zu den Eltern nicht verloren. Dieses Ideal kann im Alltag vielleicht nicht immer durchgehalten werden. Es ist aber aller Anstrengung wert!

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2. Nur die Leistung zählt
Kinder treten dem Leben offen, neugierig und lernwillig entgegen und treffen zunehmend auf eine Gesellschaft, die Selektionsmechanismen begünstigt: Nur wer viel leistet, kommt weiter! Das Leistungsprinzip ist in der Kindheit angekommen.

Viel zu früh projizieren wir unsere Sorgen, Ängste und Erwartungshaltungen in unsere Kinder. Heute stehen schon Kleinkinder unter einem ungeheuren Leistungsdruck. Das Unwort „Frühförderung" treibt sein Unwesen. Der Druck kommt auch von den Eltern. In allerbester Absicht wollen sie ihren Kindern so viel gute Bildung so früh wie möglich mit geben.

Freies Spielen und Spontaneität als Ausdruck purer Lebensfreude gehören längst der Vergangenheit an. Heute ist der Terminkalender von Kindergarten- und Schulkindern zum Bersten voll — Zeit für Erholung fehlt. Viele Kinder zeigen schon vor der Einschulung Anzeichen von Überforderung und Stress.

Eltern sollten ihrem Kind den Rücken stärken, ihm den Druck nehmen. Sie sollten ihm das deutliche Gefühl vermitteln, dass die Freude über die eigene Leistung natürlich toll ist, Noten aber nicht alles sind. Auch wenn es schwer fällt, sollten Eltern versuchen nicht ihre eigenen Erwartungen als Leistungsmaßstab zu setzen.

3. Erziehung ist eine ernste Angelegenheit

Ganz im Gegenteil: Humor in der Erziehung ist nicht zu unterschätzen! Humor ist mit Zuversicht und Optimismus verknüpft. Beides braucht ein Kind, um sich gesund zu entfalten.

Je humorvoller es in einer Familie zugeht, umso leichter entwickeln auch Kinder Lebenslust und Fröhlichkeit und lernen schon früh die positiven Auswirkungen des Humors zu schätzen: Kinder, die viel und herzlich lachen, haben ihre Aggressionen besser im Griff.

Humor befreit, beflügelt das kreative Denken und lässt Misserfolge nicht so dramatisch erscheinen. Fröhliche Kinder sind insgesamt ausgeglichener, lassen sich nicht so leicht frustrieren und sind sowohl bei ihren Freunden als auch bei Erwachsenen sehr beliebt.

Computer sind nicht nur Risiko, sondern auch Chance (l.); Prof. Dawirs Buch der Erziehungsirrtümer (r.)
Computer sind nicht nur Risiko, sondern auch Chance (l.); Prof. Dawirs Buch der Erziehungsirrtümer (r.)

4. Computer sind gefährlich
Natürlich birgt der Umgang mit Computer und Internet sowohl Chancen als auch Risiken. Den Computer insgesamt zu verteufeln hilft aber nicht weiter. Kinder müssen von ihren Eltern rechtzeitig einen verantwortungsvollen und sicheren Umgang mit den digitalen Medien lernen.

Das erfordert — ebenso wie die Fernseherziehung — viel Zeit und Begleitung. Wenn Eltern das leisten, schadet ein Computer der Entwicklung eines Kindes sicher nicht.

Kindern macht der Umgang mit dem Computer meistens sehr viel Spaß. Er fordert ihre Aufmerksamkeit, bietet Raum für Kreativität und lässt der Phantasie freien Lauf. Kinder, die vor dem Computer sitzen, sind in der Regel hoch motiviert: Sie können aktiv in das Geschehen eingreifen und selbst bestimmen, was als nächstes passiert und mit welcher Geschwindigkeit einzelne Lernschritte ablaufen sollen.

Wird das Internet verantwortlich genutzt, bietet es tolle Entwicklungsmöglichkeiten, die Eltern ihrem Nachwuchs nicht vorenthalten sollten.

Ein eigener Computer mit Internetzugang im Kinderzimmer ist allerdings tabu. Auch die Nutzung des Familien-PCs sollte an feste Regeln geknüpft werden.

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5. Die Jugend ist „verdorben"
Etwa neunzig Prozent der Kinder zwischen sechs und vierzehn Jahren geben an, dass sie Kinder toll finden, die zu ihren Freunden halten und anderen helfen. Einen hohen Stellenwert haben Familie und Freunde, Geborgenheit, Zuverlässigkeit und Vertrauen.

Als wichtigste Bezugspersonen nennen sie ihre Eltern. Gute zwischenmenschliche Beziehungen sind den Kindern viel wichtiger als materielle Werte. Das alles macht mehr als deutlich: Von Werteverfall keine Spur!

Die moralische Erziehung von Kindern geschieht ganz automatisch: Durch ihr eigenes Verhalten leben Eltern ihren Kindern Tag für Tag moralische Wertvorstellungen vor. Kinder wiederum orientieren sich daran und verinnerlichen die vorgelebten Einstellungen und Ansichten ihrer Eltern.

Damit die moralische Entwicklung eines Kindes gelingt, muss die Beziehung zwischen Eltern und Kindern stabil sein. Zusätzlich brauchen Kinder Rahmenbedingungen, die nur Mama und Papa bieten können: Liebe, Verständnis und eine Begleitung in Konflikten. Am besten, Eltern geben sich so wie sie sind: Als gutes Vorbild.

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