Andreas Kümmert: Absage mit Ansage?

Mit seiner Absage wirft Andreas Kümmert viele Fragen auf

Der ESC und dessen deutscher Vorentscheid sind immer wieder für eine Kontroverse gut. Doch der Rückzieher von Andreas Kümmert (28, "Simple Man") stellt sogar das umstrittene Jury-Veto gegen LaBrassBanda in den Schatten. Auf seiner Facebook-Seite diskutieren sich etwa die Fans die Köpfe heiß: Die Kritiker trauern ihren für das Tele-Voting ausgegebenen Euros hinterher und werfen Kümmert unfaires Verhalten vor - wäre er gleich daheim geblieben, hätte ein anderer Künstler eine Chance bekommen. Viele andere äußern Respekt für die "mutige" Entscheidung und sehen dadurch Kümmerts Authentizität bestätigt.

Andreas Kümmert ist das Thema des Tages

Die Meinungen gehen weit auseinander, doch eines steht fest: Kümmert war noch nie so im Gespräch wie jetzt. Bei aller Kritik scheint er durch seine Aktion auch Fans dazugewonnen zu haben: "Auch wenn mir die Entscheidung von gestern Abend nicht gefallen hat, habe ich gegoogelt nach Andreas Kümmert und muss feststellen, er ist ein großartiger Sänger und Musiker. Hut ab!!!", schreibt etwa ein Facebook-User. Da überrascht es wenig, dass vereinzelt auch der Vorwurf laut wird, dass es sich bei dem Ganzen lediglich um einen PR-Stunt gehandelt haben könnte: "Der wollte doch nur kostenlose Werbung, sonst nichts!", schimpft etwa ein Nutzer.

Als PR-Strategie würde der Rückzieher durchaus Sinn machen. Am ESC teilgenommen haben schon viele Künstler, die meisten sind wenig später wieder in der Versenkung verschwunden - zumal Deutschland regelmäßig auf den hinteren Plätzen landet. Kümmerts Absage wird den Menschen dagegen noch eine Weile in Erinnerung bleiben. Auf der anderen Seite: Ist er wirklich der Typ für so ein Manöver? Bekannt und beliebt wurde er gerade durch seine bodenständige Art. Kümmert ist einer, der sich für die Bühne nicht anders anzieht, wie für einen Kneipenbesuch, und einfach nur die Musik sprechen lässt.

Die alte Angst vor der ganz großen Bühne

Und neu ist die Angst vor einer zu großen Öffentlichkeit auch nicht, schließlich hatte er schon kurz nach seinem Sieg bei "The Voice of Germany" schnell genug vom Rummel um seine Person und entzog sich der Vermarktungsmaschinerie so weit wie möglich. Auffällige Parallele: Schon die gemeinsame Tour der "The Voice"-Halbfinalisten sagte Kümmert wegen einer Erkrankung ab, auch in den ESC-Vorentscheid soll er mit 40 Grad Fieber gezogen sein. Nur eine Ausrede, oder ein Zeichen des enormen Drucks, der auf dem Sänger lastet?

Die oft gestellte Frage, warum Kümmert nach seinen Erfahrungen als Castingshow-Teilnehmer überhaupt noch mal zu einem Riesen-Event wie dem ESC antreten wollte, bleibt vorerst unbeantwortet: Der Musiker selbst schweigt sich derzeit noch aus. ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber glaubt nicht an ein falsches Spiel: "Ich unterstelle ihm mal, dass er sich die größten Vorwürfe macht. Für ihn ist das am schlimmsten", sagte er der "Bild". Kümmerts Plattenfirma Universal hält weiter zu ihm: "Dass er sich selbst um den Lohn seiner harten Arbeit bringt, macht uns traurig. Aber wir werden jetzt ganz in Ruhe eine Platte mit ihm machen", heißt es in einem Statement. Was auch immer seine Gründe waren: Spätestens dieses Album wird zeigen, welche Auswirkungen Kümmerts Rückzieher auf seine Karriere hat.